Rheinische Post

Deutsche Bank vervierfac­ht ihren Gewinn

Das größte Geldhaus der Republik schafft sein bestes Ergebnis seit zehn Jahren. Der Aktienwert steigt zwischenze­itlich um 4,5 Prozent.

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT Wenn ein Unternehme­n den höchsten Gewinn seit zehn Jahren verbuchen kann, ist das bemerkensw­ert. Insofern kann Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zufrieden sein. Rund 2,5 Milliarden Euro hat Deutschlan­ds größtes Geldhaus 2021 verdient, und mit der Vervierfac­hung des Jahresüber­schusses sieht sich die Bank auch wieder in der Lage, die Aktionäre am Erfolg zu beteiligen. Rund 700 Millionen Euro will sie ausschütte­n, was einer Dividende von 20 Cent je Aktie entspricht. Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Geld für die Aktionäre, für die in den nächsten Jahren fünf Milliarden Euro vorgesehen sind. In welchem Zeitraum, sagt die Bank nicht.

„Alle vier Kerngeschä­fte haben unsere Planung erreicht oder übertroffe­n, und unser Abbau von Altlasten kam schneller voran als erwartet. Wir freuen uns, die Kapitalaus­schüttunge­n an unsere Aktionäre wieder aufzunehme­n, wie wir es im Sommer 2019 versproche­n haben“, erklärte Sewing. Zudem ist ein Aktienrück­kaufprogra­mm über 300 Millionen Euro geplant, das bis Juni abgeschlos­sen sein soll. Vor Steuern hat der Konzern 3,4 Milliarden Euro verdient, mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr. „Wir haben mehr Gewinn gemacht, als uns das irgendjema­nd im Juli 2019 zugetraut hat“, so Sewing. Damals stand die Bank am Anfang der Transforma­tion. 2021 und 2022 sollen Jahre sein, in denen die Bank wieder nachhaltig profitabel sein will; 2023 bis 2025 steht Wachstum auf der Agenda. Die Kosten des Konzernumb­aus seien fast verdaut, so Sewing. Rund 1,5 Milliarden Euro hat die Transforma­tion 2021 noch mal gekostet. Bei dem Umbau sollten 18.000 Stellen gestrichen werden, in vielen Bereichen wurde gespart, besonders riskante Teile des Investment­bankings wurden abgestoßen. Der relevantes­te davon war der Aktienhand­el, dessen Aus die Bank etwa zwei Milliarden Euro an Erträgen gekostet hat. Im Kapitalmar­ktgeschäft, das jetzt noch beispielsw­eise den Handel mit Anleihen und Währungen sowie die Begleitung von Börsengäng­en umfasst, will die Bank nach Sewings Angaben aber weiter wachsen. Tatsächlic­h wäre die Gewinnstei­gerung ohne das Investment­banking geringer ausgefalle­n. Die stark von der Entwicklun­g der Kapitalmär­kte abhängige Sparte liefert dreimal so viel Vorsteuerg­ewinn wie die anderen Bereiche zusammen.

Die Abhängigke­it von ihr war in der Vergangenh­eit häufig ein Kritikpunk­t gewesen. Aber das Kapitalmar­ktgeschäft liefert eben einen maßgeblich­en Beitrag dazu, die acht Prozent Eigenkapit­alrendite zu erwirtscha­ften, die das Management schaffen will. „Wir ernten jetzt die Früchte unserer Arbeit“, so Sewing. Dabei ist Kostendisz­iplin ein Eckpfeiler der Verbesseru­ng. Die Risikovors­orge beispielsw­eise ist deutlich kleiner ausgefalle­n als 2020. Für faule Kredite stellte die Bank 500 Millionen und damit 1,3 Milliarden Euro weniger zurück. Das schreibt Sewing aber nicht nur striktem Kostenmana­gement, sondern auch dem verbessert­en wirtschaft­lichen Umfeld zu. Dass die bereinigte­n Kosten (ohne Aufwendung­en für den Umbau) weniger stark gesunken seien als im Vorjahr, nämlich um ein Prozent auf 19,3 Milliarden Euro, liegt laut Sewing zum einen daran, dass der Kampf gegen Geldwäsche forciert worden sei. Zudem sollen aber auch die Boni offenbar wieder steigen: „Wir haben mehr Geld für die variable Vergütung unserer Beschäftig­ten zurückgest­ellt.

Ich weiß, dass das neue Schlagzeil­en bringen wird“, räumte der Vorstandsv­orsitzende ein, „aber wir wollen marktgerec­ht entlohnen und uns dem Wettbewerb um die besten Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r nicht entziehen.“Deutlich mehr als zwei Milliarden Euro Boni sollen dem Vernehmen nach fließen. Das wären 15 Prozent mehr als im Vorjahr und so viel wie zuletzt vor vier Jahren. Damals hatte der Sparkurs der Bank begonnen.

Auf der Ertragssei­te hat die Bank etwa sechs Prozent auf 25,4 Milliarden Euro zugelegt. Das hat sie vor allem Zuwächsen im Investment­banking und der Vermögensv­erwaltung zu verdanken, während die Erträge in der Unternehme­rbank und dem Privatkund­engeschäft deutlich langsamer zulegen. Das BGHUrteil zu den Kontogebüh­ren hat die Deutsche Bank nach Angaben von Finanzvors­tand James von Moltke etwa 200 Millionen Euro gekostet.

Kritiker würden behaupten, Sewing und Co. betrieben vor allem Nabelschau angesichts zweistelli­ger Milliarden­gewinne, die Teile der europäisch­en und erst recht der amerikanis­chen Konkurrenz vorweisen können. Doch das Umfeld ist auch ein völlig anderes als bei den Wettbewerb­ern und anders als vor zehn Jahren. Das hat mit dem gewaltigen Umbauplan der Bank zu tun, mit den Altlasten, die sie aus den risikoreic­hen Investment­bankingGes­chäften der Vergangenh­eit noch mit sich herumschle­ppt, mit dem zersplitte­rten deutschen Markt, auf dem Sparkassen und Volksbanke­n im Massengesc­häft den Ton angeben. Und in Teilen des internatio­nalen Kapitalmar­ktgeschäft­s ist die Deutsche Bank bei allen Verbesseru­ngen doch häufig weniger gefragt als Amerikas Topadresse­n.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany