Rheinische Post

Ende einer Ära

Mönchengla­dbachs Sportdirek­tor Max Eberl will den Verein spätestens im Sommer verlassen, am liebsten sogar sofort. Er war der Architekt des Borussen-Aufschwung­s, doch zuletzt mehrten sich die Unstimmigk­eiten.

- VON HANNAH GOBRECHT, KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Am 19. Oktober 2008 trat Max Eberl seinen Job als Sportdirek­tor in Mönchengla­dbach an. Noch steht das genaue Enddatum der Ära nicht fest, doch sicher ist, dass sie im 14. Jahr zu Ende gehen wird. Eberl will nach Informatio­nen unserer Redaktion aufhören am Niederrhei­n, wohin er 1999 als Fußballpro­fi wechselte, nach dem Karriereen­de den Nachwuchsb­ereich leitete und schließlic­h zum Manager befördert wurde.

Ein offizielle­s Statement des Vereins stand am Donnerstag­abend noch aus. Doch nach Informatio­nen unserer Redaktion ist es möglich, dass Eberl bereits in den nächsten Tagen zurücktrit­t. Am 31. Januar endet die Winter-Transferpe­riode, noch besteht für Borussia die Möglichkei­t, beispielsw­eise für Denis Zakaria eine Ablöse zu erzielen. Auf der Zugangssei­te wird wahrschein­lich nichts mehr passieren. Auch der SID, Sky und „Bild“berichtete­n über Eberls geplanten Rückzug

Eberl soll bei einem anderen Klub einsteigen wollen und die BorussiaBo­sse bereits vor ein paar Wochen über seinen Entschluss informiert haben. Erst Ende 2020 hatte der 48-Jährige seinen Vertrag bis 2026 verlängert und direkt im Anschluss eine einmonatig­e Auszeit eingelegt. Kurz darauf kündigte Trainer Marco Rose seinen Wechsel zu Borussia Dortmund an, Eberl hielt an ihm fest, trotz großer Unruhe rund um den Verein, besonders die Fans forderten eine vorzeitige Trennung von Rose. Unter dem Trainer verpassten die Gladbacher schließlic­h den Europapoka­l. Auf Rose folgte Trainer Adi Hütter, der 7,5 Millionen Euro Ablöse kostete und nach 22 Punkten aus 20 Spielen bereits angezählt ist. Borussia belegt nur Platz zwölf in der Bundesliga und scheiterte zuletzt kläglich an Zweitligis­t Hannover 96 im DFB-Pokal – womit Eberls Traum, „etwas Blechernes“zu holen, erneut platzt.

Einen Tag vor dem Achtelfina­l-Aus hatte Eberl seinen bis heute letzten öffentlich­en Auftritt. Auf der obligatori­schen Pressekonf­erenz zeigte er sich ungewohnt wortkarg und sprach Trainer Hütter mit dem Vornamen „Dieter“an (dessen VorVorgäng­er hieß Dieter Hecking). In Hannover fehlte Eberl dann, er sei erkrankt, teilte der Verein mit. Auch bei der 1:2-Niederlage gegen Union Berlin war Eberl nicht im Stadion. Unsere Redaktion kann die Informatio­nen bestätigen, dass Eberl noch keine Freigabe erhalten hat, Borussia will demnach den Vertrag nicht auflösen, sondern nur ruhen lassen, um eine Ablöse für den Sportdirek­tor

erzielen zu können.

In Steffen Korell, dem Leiter der Scoutingab­teilung, gäbe es einen möglichen Nachfolger aus dem eigenen Haus. Auch Dieter Hecking, jetzt Sportvorst­and beim 1. FC Nürnberg, ist im Gespräch, genau wie Ex-Gladbach-Profi Martin Stranzl. Schalkes Rouven Schröder wurde in der Vergangenh­eit bereits gehandelt, genau wie Christoph Spycher, der mit Hütter in Bern den Meistertit­el holte. Beim VfL Wolfsburg ist die Zukunft von Jörg Schmadtke noch ungeklärt, RB Salzburgs Sportdirek­tor Christoph Freund hat verlauten lassen, seinen Vertrag bis 2023 erfüllen zu wollen.

Sechsmal erreichte Borussia mit

Eberl seit der überstande­nen Relegation 2011 den Europapoka­l, mischte sogar dreimal in der Champions League mit. Vor knapp drei Jahren ging er einen Schritt, der eingeordne­t wurde als Sprung über den eigenen Schatten: Eberl entließ Hecking trotz einer bevorstehe­nden Europacup-Qualifikat­ion, um Rose zu holen. Mit der Qualifikat­ion für die Königsklas­se durften sich alle bestätigt fühlen. Doch nicht nur der Ausbruch der Corona-Pandemie sorgte in jüngerer Vergangenh­eit dafür, dass Borussias Arbeits- und Geschäftsm­odell der erfolgreic­hen Neuzeit sich immer schwerer umsetzen ließ.

Während es 2020 noch als großer Erfolg verbucht wurde, alle TopSpieler zu halten, hätte der Verein Transferei­nnahmen 2021 bitter nötig gehabt. Hinzu kam Unruhe auf mehreren Ebenen, an einem Kapitel war Eberl selbst beteiligt: Teammanage­rin Sedrina Schaller, seine neue Lebensgefä­hrtin, fand keine Akzeptanz in der Mannschaft, kündigte kurz vor Weihnachte­n. Überhaupt sollen die Unstimmigk­eiten zwischen Eberl und der Vereinsfüh­rung in jüngster Zeit zugenommen haben. Die Nachricht, dass der Manager aufhören und bei einem anderen Klub anfangen will, sorgt nun für den großen Knall am Ende einer Ära.

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FOTO: DPA Zuletzt häufte sich der skeptische Blick: Max Eberl.

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