Baustart für neuen Deich erst nach 2030
Wenn der Deich im Himmelgeister Rheinbogen rückverlegt werden muss, startet ein neues Planungs- und Genehmigungsverfahren. Nächste Woche verhandelt das Oberverwaltungsgericht.
HIMMELGEIST Wenn der Deich im Himmelgeister Rheinbogen zurückverlegt werden soll, dürften die Bauarbeiten dafür erst in zehn Jahren beginnen. Das ist die Einschätzung des Stadtentwässerungsbetriebs Düsseldorf (SEBD), der für die Deiche zuständig ist. Am Donnerstag der kommenden Woche wird das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster über eine Klage verhandeln, die der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) angestrengt hat. Bei der Verwaltung ist man sehr gespannt auf die Hinweise des Gerichts. Ob nach der mündlichen Verhandlung gleich ein Urteil fällt, ist ungewiss.
Der Deich in Himmelgeist ist vollkommen unterdimensioniert, er ist quasi nicht vorhanden, die Nikolausstraße wird bei Rheinhochwasser als Erstes überflutet. In der Ortslage soll deswegen ein neuer Deich in den Jahren 2023/`24 gebaut werden. 2024 sollen auch die vorbereitenden Arbeiten für den Mickelner Deich zwischen Schlossmeierhof und Itter Deich (1,3 Kilometer lang) und den Itter Deich (1,2 Kilometer lang) beginnen. Der Mickelner Deich soll ab 2025 niedergelegt und neu gebaut werden, weil er teils zu niedrig und falsch konstruiert ist – er fällt zur Landseite viel zu steil ab.
Für den Deich besteht laut Bezirksregierung „akuter Sanierungsbedarf“, er gilt als nicht standsicher und ist selbst mit Wassermengen „deutlich unterhalb der Abflussmengen des Bemessungshochwassers“überfordert. Der sich anschließende Itter Deich verfügt über keinen Verteidigungsweg und dürfte brechen, wenn man ihn bei Hochwasser parallel am Fuß befährt, die
Deichverteidigung ist also nicht wirklich möglich.
Gegen die Neubaupläne hat der BUND geklagt, als die Bezirksregierung 2020 die Planfeststellung vollzog, er fordert wie andere Naturschützer eine Rückverlegung des Deichs (siehe Grafik). Das hinzukommende Überschwemmungsgebiet (Retentionsfläche) wäre rund 30 Hektar groß, das entspricht 300.000 Quadratmetern oder 42 Fußballfeldern. Zum Vergleich: Die Fläche des Rheinbogens außerhalb des heutigen Deichs ist circa 2,5 Millionen Quadratmeter groß.
Weil der Zugewinn verhältnismäßig klein wäre, haben die Planer auf diesen Verlauf verzichtet. Wenn er nun umgesetzt werden muss, ist erneut mit Klagen von Grundstückseigentümern oder Anrainern zu rechnen. Die zehn Jahre Vorlauf für eine mögliche Rückverlegung ergeben sich aus drei bis vier Jahren Planungszeit, dem Genehmigungsverfahren, den wahrscheinlichen Klagen sowie der Ausführungsplanung. Immerhin ist der Gerichtstermin in der kommenden Woche ein gutes Zeichen – und vielleicht hat er mit der Hochwasserkatastrophe vom letzten Sommer zu tun. Die Stadt hatte eine Verfahrensdauer von fünf bis sieben Jahren befürchtet, nun dürfte es schneller gehen.
Der Stadtrat hatte im vergangenen September den Auftrag erteilt, vorsorglich mit der Planung der Rückverlegung zu beginnen. Da sich aber der Gerichtstermin abzeichnete, ist noch nicht allzu viel passiert. Die Stadt hat sich den Wanderparkplatz bei Schloss Mickeln für die Baustelleneinrichtung gesichert, um in Himmelgeist rasch beginnen zu können. Auch führt Kämmerin Dorothee Schneider vielversprechende Verhandlungen mit dem Bund über Fördermittel, mit denen Auenlandschaften angelegt werden können, entweder im Süden oder auch bei der Ertüchtigung des Lohauser Deichs.