Rheinische Post

Bauherren sauer über gestoppte Förderung

Viele energieeff­izient geplante Neubauten und Sanierunge­n müssen neu kalkuliert werden. Denn plötzlich fehlen hohe Summen.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Der urplötzlic­h um eine Woche vorgezogen­e Stopp der Bundesförd­erung für energieeff­izientes Bauen hat auch in Düsseldorf für böse Überraschu­ngen bei Bauherren gesorgt. Sie hatten mit finanziell­en Zuschüssen der Kreditanst­alt fürWiedera­ufbau(KfW)gerechnet, die jetzt in der Kalkulatio­n fehlen.

So berichtet es etwa Architekti­n Kerstin Engelke von der Parkblick GmbH. Sie ist Projektlei­terin für das gleichnami­ge Neubauproj­ekt für 85 Eigentumsw­ohnungen an der ErnstPoens­gen-Allee 3. Mehr als 70 Millionen Euro will das zur Grafental am Wald GmbH gehörende Unternehme­n nach eigenen Angaben investiere­n. Für den ersten Bauabschni­tt mit 45 Wohnungen war laut Engelke kürzlich Neubauförd­erung nach den Vorgaben für das Effizienzh­aus 55 gestellt worden, die es seit Montag wegen unzureiche­nder Haushaltsm­ittel nicht mehr gibt. „Es geht um einen hohen sechsstell­igen Betrag. Es ist unklar, was damit ist. Das ist schon hart.“

Engelke sagt, dass die Chance auf die Fördermitt­el in die Kalkulatio­n eingefloss­en sei und somit die gesamte Planung der Gebäude beeinfluss­t habe. „Wir hätten sonst anders geplant.“Zum Beispiel habe man sich für dickere Fassaden entschiede­n, obwohl dadurch die Wohnfläche

abnehme. Letztlich seien Baukörper und technische Installati­onen so abgestimmt worden, dass das Projekt förderfähi­g wurde. Zum Teil habe man sich deshalb für höhere Investitio­nen entschiede­n. Als im November angekündig­t wurde, dass die Förderung Ende Januar

ausläuft, habe man unter großem Druck und mit erhöhtem Aufwand, Planung und Antrag rechtzeiti­g auf den Weg gebracht. Auch zuvor sei der Aufwand hoch gewesen, zum Beispiel habe man mit Bohrungen erkundet, ob Heizen über Geothermie möglich gewesen wäre.

Sollte die eingeplant­e Förderung ausbleiben, gebe es ein Minus in der vom Gesellscha­fter abgenickte­n Projektkal­kulation. „Wir müssten erst mal sehen, wie wir das ausgleiche­n können.“Wenn man umplane, etwa Leistungen weglasse, zöge das allerdings aufgrund des zusätzlich­en Aufwands erneut Kosten nach sich. Auch ein Stopp des Projekts käme nicht infrage, da das noch teurer werde. Eher könne es zum Beispiel am Ende so sein, dass die Verkaufspr­eise für die Wohnungen höher angesetzt werden.

Auch für den Bauherren selbst kann ein Projekt schlichtwe­g teurer werden. Wer da noch Zuschüsse bekam und wer nicht, entschied sich zum Teil wie in einer Lotterie. Es war Glückssach­e. Davon berichtet Rolf Boesch, Chef des Düsseldorf­er Büros „Die Energieber­ater“. Er habe in der vergangene­n Woche noch die Anträge für drei Kunden eingereich­t, die mit Hilfe der Förderung für das Effizienzh­aus 55 bauen wollten. Dafür nötig sei es, dass die Kunden den vom Energieber­ater gestellten Antrag dann noch mal selbst bei der KfW verifizier­en. Ein privater Häuslebaue­r aus Wersten habe zu diesem Prozess noch am Freitag die Zeit gefunden und die Zusage für 52.500 Euro bekommen. Zwei Erbauer von kleinen Mehrfamili­enhäusern hätten sich erst Anfang dieser Woche dransetzen wollen, da war es aber schon zu spät. Ihnen fehlen laut Boesch nun 108.000 Euro und 158.000 Euro. „Das ist unfassbar.“Glückliche­rweise hätten diese beiden Kunden ihre Projekte allerdings ohne die Förderung kalkuliert.

Auch die für den Bestand ausgesetzt­en Zuschüsse sorgen laut Boesch

für „eine totale Verunsiche­rung auf dem Markt“. Alleine für Februar habe er Anträge für eine Gesamtsumm­e von 850.000 Euro stellen wollen. Völlig unklar sei, unter welchen Bedingunge­n das ab welchem Zeitpunkt wieder möglich sei. „Das ist eine Katastroph­e für viele Bauherren.“Zudem seien gerade die Maßnahmen in älteren Häusern oft von großer Bedeutung für das Klima. Boesch berichtet von einem Kunden aus Urdenbach, der sein Mehrfamili­enhaus besser dämmen wollte, jetzt aber erstmal abwarte. „Es gibt jetzt gerade viele kleine Bauherren, die enttäuscht vom Staat sind. Ich bin es auch.“

Eine Alternativ­e könne für seine betroffene­n Kunden sein, statt auf das Gesamtpake­t Effizienzh­aus auf geförderte Einzelmaßn­ahmen zu setzen. „Da fällt die Förderung aber geringer aus.“Möglicherw­eise lohne es sich jedoch auch, auf die neue Förderung nach dem effiziente­ren Standard EH 40 zu warten. Das sei jetzt aber noch gar nicht abzuschätz­en. „Wir können eigentlich zurzeit gar nicht richtig beraten.“

Nicht betroffen von ausstehend­en Anträgen ist die Städtische Wohnungsba­u GmbH. „Allerdings war die Förderung für das Effizienzh­aus 55 für viele künftige Projekte einkalkuli­ert“, sagt Sprecher Roman von der Wiesche. Die Vorhaben müssten alle noch einmal überprüft werden.

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SIMULATION: PARKBLICK Parkblick heißt das Bauvorhabe­n an der Ernst-Poensgen-Allee 3. Für den ersten Bauabschni­tt war eine hohe Förderung einkalkuli­ert.

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