Bauherren sauer über gestoppte Förderung
Viele energieeffizient geplante Neubauten und Sanierungen müssen neu kalkuliert werden. Denn plötzlich fehlen hohe Summen.
DÜSSELDORF Der urplötzlich um eine Woche vorgezogene Stopp der Bundesförderung für energieeffizientes Bauen hat auch in Düsseldorf für böse Überraschungen bei Bauherren gesorgt. Sie hatten mit finanziellen Zuschüssen der Kreditanstalt fürWiederaufbau(KfW)gerechnet, die jetzt in der Kalkulation fehlen.
So berichtet es etwa Architektin Kerstin Engelke von der Parkblick GmbH. Sie ist Projektleiterin für das gleichnamige Neubauprojekt für 85 Eigentumswohnungen an der ErnstPoensgen-Allee 3. Mehr als 70 Millionen Euro will das zur Grafental am Wald GmbH gehörende Unternehmen nach eigenen Angaben investieren. Für den ersten Bauabschnitt mit 45 Wohnungen war laut Engelke kürzlich Neubauförderung nach den Vorgaben für das Effizienzhaus 55 gestellt worden, die es seit Montag wegen unzureichender Haushaltsmittel nicht mehr gibt. „Es geht um einen hohen sechsstelligen Betrag. Es ist unklar, was damit ist. Das ist schon hart.“
Engelke sagt, dass die Chance auf die Fördermittel in die Kalkulation eingeflossen sei und somit die gesamte Planung der Gebäude beeinflusst habe. „Wir hätten sonst anders geplant.“Zum Beispiel habe man sich für dickere Fassaden entschieden, obwohl dadurch die Wohnfläche
abnehme. Letztlich seien Baukörper und technische Installationen so abgestimmt worden, dass das Projekt förderfähig wurde. Zum Teil habe man sich deshalb für höhere Investitionen entschieden. Als im November angekündigt wurde, dass die Förderung Ende Januar
ausläuft, habe man unter großem Druck und mit erhöhtem Aufwand, Planung und Antrag rechtzeitig auf den Weg gebracht. Auch zuvor sei der Aufwand hoch gewesen, zum Beispiel habe man mit Bohrungen erkundet, ob Heizen über Geothermie möglich gewesen wäre.
Sollte die eingeplante Förderung ausbleiben, gebe es ein Minus in der vom Gesellschafter abgenickten Projektkalkulation. „Wir müssten erst mal sehen, wie wir das ausgleichen können.“Wenn man umplane, etwa Leistungen weglasse, zöge das allerdings aufgrund des zusätzlichen Aufwands erneut Kosten nach sich. Auch ein Stopp des Projekts käme nicht infrage, da das noch teurer werde. Eher könne es zum Beispiel am Ende so sein, dass die Verkaufspreise für die Wohnungen höher angesetzt werden.
Auch für den Bauherren selbst kann ein Projekt schlichtweg teurer werden. Wer da noch Zuschüsse bekam und wer nicht, entschied sich zum Teil wie in einer Lotterie. Es war Glückssache. Davon berichtet Rolf Boesch, Chef des Düsseldorfer Büros „Die Energieberater“. Er habe in der vergangenen Woche noch die Anträge für drei Kunden eingereicht, die mit Hilfe der Förderung für das Effizienzhaus 55 bauen wollten. Dafür nötig sei es, dass die Kunden den vom Energieberater gestellten Antrag dann noch mal selbst bei der KfW verifizieren. Ein privater Häuslebauer aus Wersten habe zu diesem Prozess noch am Freitag die Zeit gefunden und die Zusage für 52.500 Euro bekommen. Zwei Erbauer von kleinen Mehrfamilienhäusern hätten sich erst Anfang dieser Woche dransetzen wollen, da war es aber schon zu spät. Ihnen fehlen laut Boesch nun 108.000 Euro und 158.000 Euro. „Das ist unfassbar.“Glücklicherweise hätten diese beiden Kunden ihre Projekte allerdings ohne die Förderung kalkuliert.
Auch die für den Bestand ausgesetzten Zuschüsse sorgen laut Boesch
für „eine totale Verunsicherung auf dem Markt“. Alleine für Februar habe er Anträge für eine Gesamtsumme von 850.000 Euro stellen wollen. Völlig unklar sei, unter welchen Bedingungen das ab welchem Zeitpunkt wieder möglich sei. „Das ist eine Katastrophe für viele Bauherren.“Zudem seien gerade die Maßnahmen in älteren Häusern oft von großer Bedeutung für das Klima. Boesch berichtet von einem Kunden aus Urdenbach, der sein Mehrfamilienhaus besser dämmen wollte, jetzt aber erstmal abwarte. „Es gibt jetzt gerade viele kleine Bauherren, die enttäuscht vom Staat sind. Ich bin es auch.“
Eine Alternative könne für seine betroffenen Kunden sein, statt auf das Gesamtpaket Effizienzhaus auf geförderte Einzelmaßnahmen zu setzen. „Da fällt die Förderung aber geringer aus.“Möglicherweise lohne es sich jedoch auch, auf die neue Förderung nach dem effizienteren Standard EH 40 zu warten. Das sei jetzt aber noch gar nicht abzuschätzen. „Wir können eigentlich zurzeit gar nicht richtig beraten.“
Nicht betroffen von ausstehenden Anträgen ist die Städtische Wohnungsbau GmbH. „Allerdings war die Förderung für das Effizienzhaus 55 für viele künftige Projekte einkalkuliert“, sagt Sprecher Roman von der Wiesche. Die Vorhaben müssten alle noch einmal überprüft werden.