Hier wird unter Wasser gearbeitet
Seit Kurzem sind Spezialtaucher auf der U81-Baustelle mit Arbeiten an der Betonsohle unter Wasser beschäftigt. Ein Knochenjob, den wenige können.
STOCKUM Man sieht tatsächlich die Hand vor Augen nicht. Die Sichtweite ist gleich null. „Man kann maximal drei bis vier Zentimeter weit gucken. Deshalb machen auch viele der Taucher während der Arbeit die Augen zu“, erläutert Christopher Tennes. „Nicht ohne Grund sagen wir: Die Hände sind die Augen der Taucher.“
Tennes ist Geschäftsführer der Aqua Nautik Gmbh aus Niederkrüchten, die sich aufs Bautauchen spezialisiert hat. Unter diesem Begriff verstehen die Niederkrüchtener das Herstellen von trockenen Baugruben bei hohen Grundwasserständen. Und genau deshalb sind Tennes und Kollegen seit einigen Wochen auf der Baustelle des U81Bahnhofs am Flughafen beschäftigt. Die Taucher haben die Unterwasserbetonsohle (UWB) der Rampe betoniert, auf der später die U81 aus dem Untergrund auftaucht. „Durch die UWB wird verhindert, dass das Grundwasser immer wieder in die Baugrube läuft. Nur so können wir im Trockenen die weiteren Arbeiten bis hin zur Verlegung der Schienen erledigen“, erläutert U81-Bauoberleiter Marcus Brodeßer.
Unter Wasser, in einer meist milchig-trüben „Suppe“zu betonieren, ist eine hochspezialisierte Tätigkeit, die noch lange nicht jeder Taucher beherrscht. „Berufstauchen hat mit dem Hobbytauchen gar nichts zu tun“, sagt Tennes. „Die einen planschen ein bisschen unter Wasser rum, zählen vielleicht farbenfrohe Fische und machen Fotos von bunten Korallen, während die anderen viele Stunden meist ohne Sicht hart arbeiten.“So werden bei der Ausbildung zum Industrietaucher, wie der von der Industrie und Handelskammer abgenommene Ausbildungsgang heißt, bevorzugt bereits gelernte Handwerker genommen. „Denen muss man ja fast nur noch das Tauchen beibringen. Umgekehrt ist es schwieriger“, meint Tennes.
Weil es eine so spezialisierte Arbeit ist, gibt es nach Tennes Schätzung
in Deutschland auch nur rund 350 Berufstaucher. Davon würden circa 100 bei den verschiedenen Behörden arbeiten, so dass lediglich 250 Berufstaucher solche Arbeiten wie am U81-Bahnhof am Düsseldorfer Airport ausführen können. „Wir müssen oft Taucher aus Amerika kommen lassen. Deshalb suchen wir ständig nach neuen Leuten. Auch nach solchen, die bei uns die Ausbildung zum Berufstaucher machen möchten“, erläutert Tennes. „Bei uns in Niederkrüchten sind 15 Taucher fest angestellt. Davon waren sieben ständig in Düsseldorf.“
Und das über mehrere Wochen, denn das Unterwasserbaufeld musste ja erst einmal fürs Betonieren entsprechend vorbereitet werden. Das dauerte für die 800 Quadratmeter des ersten Rampen-Abschnitts drei Wochen. Das vorbereitete Baufeld mit einer einen Meter dicken Betonsohle zu überziehen, dann gerade mal einen Tag – oder genauer gesagt zehn Stunden und 15 Minuten. Über den 54 Meter langen Ausleger der Betonpumpe wurden gut 80 Ladungen aus voll gefüllten Betonmischern unter Wasser aufgebracht. „Das wichtige beim Unterwasser-Betonieren ist, dass das Rohrende immer in den Frischbeton eintaucht, damit es keine Vermischung mit dem Wasser geben kann“, erklärt Brodesser.
Den „Rüssel“in bis zu 4,5 Meter Wassertiefe immer an der richtigen Stelle zu halten und im richtigen Moment, eben wenn der Beton einen Meter dick ist, geschickt weiter zu führen, während unablässig die Mischung aus Zement, Sand und Kies durch das Rohr fließt, ist anstrengend. Aber nicht nur deshalb ist die Tauchzeit der Unterwasser-Arbeiter zeitlich begrenzt. „Bei den Wasser-Temperaturen kann ein Taucher maximal zwei bis drei Stunden am Stück arbeiten. Dann wird es trotz der Spezialausrüstung zu kalt“, erläutert der Aqua NautikGeschäftsführer.