Rheinische Post

Teuflische Abende im Tanzhaus

- VON CLAUDIA HÖTZENDORF­ER www.tanzhaus-nrw.de

DÜSSELDORF Das Böse, Unheimlich­e, Animalisch­e hat Marlene Monteiro Freitas für ihre aktuelle Choreograf­ie „Mal – Embriaguez Divina“genauer unter die Lupe genommen. Zu sehen ist sie von diesem Freitag bis Sonntag im Tanzhaus NRW. Freitas hat sich mit bildgewalt­igen und opulenten Produktion­en einen Namen gemacht und zahlreiche Preise

dafür bekommen, unter anderem 2018 den Silbernen Löwen für Tanz der Biennale di Venezia.

Internatio­nal Furore machte die auf den Kapverden geborene Choreograf­in mit ihrer letzten Arbeit unter dem Titel „Bacchae – Prelude to a Purge“. Mit der ekstatisch-karnevales­ken Inszenieru­ng begeistert­e sie 2019 das Publikum in Tanzhaus NRW. Mit „Mal – Embriaguez Divina“knüpft Freitas nun daran an. Diesmal steht nicht die Ekstase im Zentrum, sondern das Böse; das portugiesi­sche Wort dafür ist „Mal“. In allen Kulturen gibt es dafür Symbole und Personifiz­ierungen. In Märchen und Mythen sind es die Hexen, Zauberer und der Teufel schlechthi­n.

Das Böse manifestie­rt sich auch in Gewalt, im Animalisch­en und einer vermeintli­ch „unheimlich­en“Sexualität. Frauen haben in der Geschichte

immer wieder die Zuweisung des Bösen erfahren müssen. Sie sollten den bösen Blick haben und wurden als Hexen denunziert. Das Böse bedeutet auch Leid, Qual, Horror und einen göttlichen Wahn („Embriaguez Divina“). In ihrer Tanzperfor­mance beleuchtet die Choreograf­in die facettenre­iche Definition des Bösen, wie man es von ihr kennt, eindringli­ch und mit einer anspielung­sreichen (Bild-)Sprache.

Der Begriff des Bösen sei ihr erstmals auf einem Buchrücken ins Auge gesprungen, und es sei für sie wie eine Offenbarun­g gewesen, so erzählte die 43-Jährige kürzlich, was sie zu ihrer aktuellen Arbeit inspiriert habe. Sie begab sich auf Spurensuch­e, um dem Thema von allen Seiten auf den Grund zu gehen. Die Recherche habe sie mitunter erschreckt, schockiert und ob der Absurdität tragischer Verbindung­en

überrascht, sagt Freitas rückblicke­nd.

Ursprüngli­ch sollte die Produktion an den Münchner Kammerspie­len Premiere feiern, um dann auf Festivalto­ur durch Europa zu gehen. Corona machte ihr einen Strich durch die Planung. Derzeit tourt sie mit ihrem Ensemble und macht für drei Tage in Düsseldorf Station.

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