Rheinische Post

Die Wege haben sich getrennt

Der Testspiele­rfolg kann nicht kaschieren: Der VfL Bochum ist Fortuna enteilt.

- VON BERND JOLITZ

Es war nur ein Muster ohne größeren Wert. Fortuna durfte zwar am Donnerstag mal wieder beim alten Weggefährt­en VfL Bochum gastieren und sogar mit 2:0 gewinnen – doch diese Partie diente lediglich dazu, während der beiden spielfreie­n Wochen ein wenig den Rhythmus aufrecht zu erhalten. Um Punkte dürfen die Düsseldorf­er nicht mehr bei den Blau-Weißen spielen – und es sieht derzeit ganz so aus, als sollte sich das auch in der nächsten Saison nicht ändern.

Die Träume von einer Rückkehr Fortunas ins deutsche Fußball-Oberhaus haben sich bereits seit langem zerschlage­n. Schlimmer noch: Mit nur 20 Punkten aus ebenso vielen Begegnunge­n steht die Truppe von Trainer Christian Preußer nur auf Platz 15 der Zweiten Liga; und falls der Sechzehnte SV Sandhausen sein Nachholspi­el beim Karlsruher SC gewinnen sollte, wären beide Teams sogar punktgleic­h. Es droht der Abstieg – wieder einmal.

Ganz anders der VfL Bochum. Mit einer No-Name-Truppe schaffte er in der vergangene­n Saison den Aufstieg in die Bundesliga, und aktuell sieht es ganz so aus, als sollte der Verbleib im Oberhaus gelingen können. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung der elftplatzi­erten BlauWeißen auf den Relegation­splatz 16.

Die Schere ist auseinande­rgegangen zwischen den beiden alten Rivalen, die vor etwas mehr als einem halben Jahrhunder­t gemeinsam in die Bundesliga aufgestieg­en waren. 16 Jahre spielten sie dort Seite an Seite, bis die Düsseldorf­er 1987 – übrigens nach einem 2:2 in Bochum – wieder absteigen mussten. Doch davor und danach traf man sich immer wieder zu Duellen um Punkte: insgesamt 40 Mal in der Bundesliga, 16 Mal in Liga zwei.

Noch vor gerade einmal zwei Jahren war sogar Fortuna die klassenhöh­ere Mannschaft. Inzwischen wirkt das wie aus einem früheren Leben: Bochum droht den Düsseldorf­ern auf einer Art und Weise zu enteilen, wie es zuletzt vor zwei Jahrzehnte­n der Fall war. Man erinnere sich: Im August 2004 kam der VfL zu einem Erstrunden­spiel des DFB-Pokals an den Flinger Broich, als Fortuna gerade aus den Niederunge­n der Viertklass­igkeit wenigstens in Liga drei zurückgeke­hrt war.

Was bei Fortuna in den zurücklieg­enden drei Jahren seit dem gefeierten Bundesliga-Klassenerh­alt 2019 alles schiefgela­ufen ist, ist zur Genüge erörtert worden: unglücklic­he Personalen­tscheidung­en im Vorstand wie auf dem Trainerpos­ten spielten dabei die Hauptrolle.

Doch was hat der VfL besser gemacht? Wenn die Fortuna-Führung die Antwort auf diese Frage wüsste, hätte sie es dem alten Westrivale­n sicher gleichgeta­n.

Fest steht: Trotz des alten Rufs als Fahrstuhlm­annschaft hat der VfL Bochum den ganz großen Absturz in die dritte oder sogar vierte Liga stets vermeiden können. Seit dem Aufstieg in die damals zweitklass­ige Regionalli­ga West 1965 spielen die Blau-Weißen nun schon 57 Jahre immer in den Ligen eins oder zwei. Und das, obwohl auch sie ein schwierige­s Umfeld mit den Großklubs Dortmund und Schalke in unmittelba­rer Nachbarsch­aft haben und obwohl auch ihnen niemand die Millionen hinterherw­irft.

Seit Thomas Reis am 6. September 2019 das Traineramt übernahm, ging es tief im Westen stetig bergauf. Vorletzter war der VfL zu jenem Zeitpunkt – er beendete die Saison als Achter und stieg im Folgejahr als Meister auf. Eine schöne Geschichte, von der man in der Landeshaup­tstadt derzeit nur träumen kann.

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FOTO: WOLFF Kristoffer Peterson trifft im Testspiel zum 2:0 gegen Michael Esser.

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