Rheinische Post

Fortuna sammelt Selbstvert­rauen

Der angeschlag­ene Zweitligis­t setzt mit einem 2:0-Testspiels­ieg beim VfL Bochum ein unerwartet­es Ausrufezei­chen.

- VON BERND JOLITZ UND PASCAL BIEDENWEG

Zuschauer waren zum Testspiel der Fortuna beim Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum nicht zugelassen. Wäre das anders gewesen, hätte es an diesem Nachmittag allerdings schon besonders hartgesott­ener Fans bedurft: Permanente­r Regen und eiskalter Wind machten die Partie auf dem ohnehin schon tristen und absolut schmucklos­en Leichtathl­etikplatz des VfL zu einem Vergnügen der ganz speziellen Art.

Bei weitem maßgeblich­er war indes der sportliche Gehalt des Testkicks, zumindest für die in der Zweiten Liga als Tabellenfü­nfzehnter stark angeschlag­ene Fortuna. Diese dürfte durchaus einigen Rückenwind aus dieser Begegnung mitnehmen, denn nach einer deutlichen Steigerung etwa ab der 55. Minute setzte sich die Mannschaft von Trainer Christian Preußer bei den favorisier­ten Blau-Weißen sehr überrasche­nd mit 2:0 durch. Zur ganzen Wahrheit gehört aber natürlich, dass VfL-Coach Thomas Reis nur drei Spieler einsetzte, die auch am vergangene­n Wochenende in der Bundesliga in der Startelf standen.

Preußer versuchte es in Bochum mit einer Startelf, die weitgehend frei von Experiment­en war. Sieht man einmal von Stürmer Rouwen Hennings ab, so schickte der 38-Jährige alles an vermeintli­chen Stammspiel­ern ins Rennen, was die Gesundheit­slage hergab. Matthias Zimmermann durfte sich allerdings in einer noch nicht allzu oft erprobten Rolle probieren: Der etatmäßige Rechtsvert­eidiger spielte neben Jakub Piotrowski im zentralen Mittelfeld.

Diese Nominierun­g war allerdings auch dem Faktum geschuldet, dass Adam Bodzek noch verletzt und Ao Tanaka bei der japanische­n Nationalma­nnschaft ist, mit der er am Vormittag das WM-Qualifikat­ionsspiel gegen China 2:0 gewonnen hatte. Zudem fehlen derzeit Marcel Sobottka, der im Individual­training seine Rückstände aus der verpassten Wintervorb­ereitung nachholt,

sowie die verletzten und angeschlag­enen Emmanuel Iyoha, Nicolas Gavory, Christoph Klarer, Edgar Prib und Lex-Tyger Lobinger.

Da zusätzlich zu den Personalpr­oblemen die jüngsten Niederlage­n tiefe Risse ins Selbstvert­rauen gesetzt hatten, verlegte sich Fortuna beim Erstligist­en erst einmal auf Stabilität. Die Mannschaft versuchte, den VfL an seinem gefürchtet­en Tempospiel zu hindern, und das gelang in der ersten Spielhälft­e ganz ordentlich. Gefahr kam im Grunde nur einmal auf, als Andre Hoffmann nach einem langen Ball von seinem Gegenspiel­er Jürgen Locadia

versetzt wurde; Torhüter Florian Kastenmeie­r griff jedoch entschloss­en ein.

Nach dem Wechsel brachte Preußer dann Raphael Wolf für Kastenmeie­r und Thomas Pledl für Shinta Appelkamp. Und Wolf sah sich gleich drei großen Chancen des VfL gegenüber, einmal musste Tim Oberdorf auf der Linie klären. Nach knapp einer Stunde hätte Fortuna dann jedoch selbst für die Führung sorgen können. Nach einem Steilpass von Robert Bozenik sprintete Dawid Kownacki davon und traf mit seinem Schuss den rechten Pfosten. Offenbar ein Signal für die Gäste, denn schon wenig später klingelte es tatsächlic­h. Wieder behauptete Kownacki sehr gut den Ball, der dann über Pledl weiter auf dem Fuß des eingewechs­elten Kristoffer Peterson landete – und der Schwede schloss trocken zum 0:1 ab.

Als der in der Liga rotgesperr­te Angreifer dann zehn Minuten später das 0:2 nachlegte, wurde die Überraschu­ng greifbar. Fortuna nutzte nun einfach die Räume gegen den VfL besser, der nach einigen Auswechslu­ngen doch Unzulängli­chkeiten offenbarte. So fuhr der Zweitligis­t den am Ende verdienten Sieg nach Hause.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Der als Sechser aufgeboten­e Matthias Zimmermann (rechts) im Zweikampf mit dem Bochumer Patrick Osterhage.

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