Fortuna sammelt Selbstvertrauen
Der angeschlagene Zweitligist setzt mit einem 2:0-Testspielsieg beim VfL Bochum ein unerwartetes Ausrufezeichen.
Zuschauer waren zum Testspiel der Fortuna beim Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum nicht zugelassen. Wäre das anders gewesen, hätte es an diesem Nachmittag allerdings schon besonders hartgesottener Fans bedurft: Permanenter Regen und eiskalter Wind machten die Partie auf dem ohnehin schon tristen und absolut schmucklosen Leichtathletikplatz des VfL zu einem Vergnügen der ganz speziellen Art.
Bei weitem maßgeblicher war indes der sportliche Gehalt des Testkicks, zumindest für die in der Zweiten Liga als Tabellenfünfzehnter stark angeschlagene Fortuna. Diese dürfte durchaus einigen Rückenwind aus dieser Begegnung mitnehmen, denn nach einer deutlichen Steigerung etwa ab der 55. Minute setzte sich die Mannschaft von Trainer Christian Preußer bei den favorisierten Blau-Weißen sehr überraschend mit 2:0 durch. Zur ganzen Wahrheit gehört aber natürlich, dass VfL-Coach Thomas Reis nur drei Spieler einsetzte, die auch am vergangenen Wochenende in der Bundesliga in der Startelf standen.
Preußer versuchte es in Bochum mit einer Startelf, die weitgehend frei von Experimenten war. Sieht man einmal von Stürmer Rouwen Hennings ab, so schickte der 38-Jährige alles an vermeintlichen Stammspielern ins Rennen, was die Gesundheitslage hergab. Matthias Zimmermann durfte sich allerdings in einer noch nicht allzu oft erprobten Rolle probieren: Der etatmäßige Rechtsverteidiger spielte neben Jakub Piotrowski im zentralen Mittelfeld.
Diese Nominierung war allerdings auch dem Faktum geschuldet, dass Adam Bodzek noch verletzt und Ao Tanaka bei der japanischen Nationalmannschaft ist, mit der er am Vormittag das WM-Qualifikationsspiel gegen China 2:0 gewonnen hatte. Zudem fehlen derzeit Marcel Sobottka, der im Individualtraining seine Rückstände aus der verpassten Wintervorbereitung nachholt,
sowie die verletzten und angeschlagenen Emmanuel Iyoha, Nicolas Gavory, Christoph Klarer, Edgar Prib und Lex-Tyger Lobinger.
Da zusätzlich zu den Personalproblemen die jüngsten Niederlagen tiefe Risse ins Selbstvertrauen gesetzt hatten, verlegte sich Fortuna beim Erstligisten erst einmal auf Stabilität. Die Mannschaft versuchte, den VfL an seinem gefürchteten Tempospiel zu hindern, und das gelang in der ersten Spielhälfte ganz ordentlich. Gefahr kam im Grunde nur einmal auf, als Andre Hoffmann nach einem langen Ball von seinem Gegenspieler Jürgen Locadia
versetzt wurde; Torhüter Florian Kastenmeier griff jedoch entschlossen ein.
Nach dem Wechsel brachte Preußer dann Raphael Wolf für Kastenmeier und Thomas Pledl für Shinta Appelkamp. Und Wolf sah sich gleich drei großen Chancen des VfL gegenüber, einmal musste Tim Oberdorf auf der Linie klären. Nach knapp einer Stunde hätte Fortuna dann jedoch selbst für die Führung sorgen können. Nach einem Steilpass von Robert Bozenik sprintete Dawid Kownacki davon und traf mit seinem Schuss den rechten Pfosten. Offenbar ein Signal für die Gäste, denn schon wenig später klingelte es tatsächlich. Wieder behauptete Kownacki sehr gut den Ball, der dann über Pledl weiter auf dem Fuß des eingewechselten Kristoffer Peterson landete – und der Schwede schloss trocken zum 0:1 ab.
Als der in der Liga rotgesperrte Angreifer dann zehn Minuten später das 0:2 nachlegte, wurde die Überraschung greifbar. Fortuna nutzte nun einfach die Räume gegen den VfL besser, der nach einigen Auswechslungen doch Unzulänglichkeiten offenbarte. So fuhr der Zweitligist den am Ende verdienten Sieg nach Hause.