US-Staat Illinois schafft die Todesstrafe ab
Anthony Porter (Foto) beteuerte stets seine Unschuld. Der US-Amerikaner aus Chicago wurde 1983 beschuldigt, zwei Jugendliche erschossen zu haben. Um den Verdacht aus dem Weg zu räumen, stellte er sich sogar freiwillig der Polizei. Doch die Beamten präsentierten den Afroamerikaner bald als Schuldigen. Das einzige Indiz, das gegen ihn sprach: Ein Zeuge, der zunächst ausgesagt hatte, nichts gesehen zu haben, identifizierte Porter nach 17-stündigem Verhör doch noch als Täter. Der Prozess dauerte nur drei Tage. Das Urteil: schuldig. Porter erhielt die Todesstrafe. 16 Jahre lang saß er im Todestrakt. Mehrmals stand seine Hinrichtung kurz bevor, wurde aber wieder ausgesetzt. Bis in den 90er-Jahren eine Gruppe Studenten den Fall im Rahmen eines Seminars noch einmal recherchierte. Die jungen Leute brachten den einstigen Zeugen dazu, seine Aussage zu widerrufen. Und sie fanden den wahren Täter, der die Morde gestand. Porter wurde entlassen – und die USA debattierten ein weiteres Mal über die Todesstrafe, die so endgültig und doch fehlbar ist. Es schien, als würde Porters Geschichte tatsächlich ein Umdenken bewirken. In Illinois, wo Porter zu Unrecht verurteilt worden war, verhängte der Gouverneur zunächst ein Moratorium, Hinrichtungen wurden ausgesetzt. Bis zur endgültigen Abschaffung dauerte es noch weitere elf Jahre. Am 9. März 2011 unterzeichnete der demokratische Gouverneur Pat Quinn das Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe in Illinois. Illinois war der 18. Staat der Vereinigten Staaten, der diesen Schritt ging. Weitere sieben, darunter Washington und Virginia, folgten. Aktuell gilt die Todesstrafe in 23 der 50 Bundesstaaten als abgeschafft.