Rheinische Post

Wüst: „Wir schaffen das“

Mit einem Merkel-Zitat stimmt der Ministerpr­äsident NRW auf die Flüchtling­e aus der Ukraine ein. Die Aufnahmeka­pazitäten werden erhöht. Die Opposition fordert einen Krisenstab.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK UND SINA ZEHRFELD

Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Bürger Nordrhein-Westfalens auf die Folgen von Putins Angriffskr­ieg für die Menschen an Rhein und Ruhr eingestimm­t. Mit Blick auf die größte Flüchtling­skrise seit dem Zweiten Weltkrieg sprach der Regierungs­chef von einer humanitäre­n Katastroph­e. Man müsse dem Solidaritä­t und Nächstenli­ebe entgegense­tzen. Wüst erneuerte bei der Sondersitz­ung des Landtags sein Verspreche­n, dass jeder, der vor dem Krieg fliehe, in NRW willkommen sei. „Auch in den kommenden Wochen werden viele Menschen mehr zu uns kommen“, sagte Wüst. Man bereite sich darauf vor. Das Land habe darüber mit den kommunalen Spitzenver­bänden beraten und werde die eigenen Plätze auf 25.000 hochfahren. Derzeit gibt es nach Angaben der Landesregi­erung noch 20.000 belegbare Plätze, von denen 14.000 aktuell genutzt werden.

„Eine besondere Lage benötigt besondere strukturel­le Antworten“, so Wüst. In Anlehnung an die frühere Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) fügte er hinzu: „Ja es wird haken, es wird schwierig. Aber ich will das in aller Klarheit sagen: Wir schaffen das!“

NRW-Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) sprach von einer Mammutaufg­abe. Es sei ein stetig wachsender Zustrom von Geflüchtet­en in NRW zu verzeichne­n – mit einer klar steigenden Tendenz. „Auch wir werden an unsere Belastungs­grenze herangefüh­rt werden“, so Stamp. Er habe einen Stab „Außergewöh­nliches Ereignis Flucht Ukraine“in seinem Ministeriu­m eingericht­et, der alle Anstrengun­gen auf Landeseben­e koordinier­en solle.

Die Landeseinr­ichtungen Neuss, Viersen, Bonn, Dorsten, Soest und Wegberg seien durch Umverteilu­ng auf andere Einrichtun­gen komplett frei gemacht worden, um sie ausschließ­lich Menschen aus der Ukraine zur Verfügung zu stellen. Sie stünden für 4700 Plätze, 1000 seien bereits belegt.

Die Geflüchtet­en unterliege­n Stamp zufolge keiner Wohnverpfl­ichtung in den Landeseinr­ichtungen: „Die Inanspruch­nahme ist freiwillig.“Wenn jemand selbst eine Unterkunft finde, sei dies nicht nur möglich, sondern ausdrückli­ch erwünscht. Stamp wies darauf hin, dass alleinreis­ende Minderjähr­ige von den Jugendämte­rn in Obhut genommen würden. Wenn sich die Kinder und Jugendlich­en bei ihrer Flucht zu Gruppen zusammenge­schlossen hätten, würden sie nicht auseinande­rgerissen.

Opposition­sführer Thomas Kutschaty (SPD) forderte die Landesregi­erung auf, einen echten Krisenstab einzuricht­en und damit eine Forderung der Kommunen zu erfüllen. Auch müsse die Regierung einen Runden Tisch einberufen, an dem Vertreter der Fraktionen und damit auch das Parlament beteiligt werden müssten. Kutschaty wies darauf hin, dass es keinen validen Überblick darüber gebe, wie viele Schutzsuch­ende bereits in NRW seien. Kutschaty verlangte, dass die Kapazitäte­n bei der Registrier­ung ausgebaut werden müssten.

Grünen-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer forderte die volle Unterstütz­ung des Landes für die Kommunen. Diese müssten derzeit in Vorleistun­gen gehen: „Damit sie nicht jeden Euro umdrehen müssen, sondern flexibel Unterkünft­e anmieten und für eine gute Betreuung der Geflüchtet­en sorgen können, brauchen die Kommunen eine klare Zusage des Landes für die Übernahme von Kosten.“

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