Rheinische Post

Bewährungs­proben für die Landesregi­erung

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Wer in diesen Tagen eine Veranstalt­ung mit Ministerpr­äsident Hendrik Wüst besucht, dem wird ein Satz mit absoluter Sicherheit begegnen: Wer vor Putins Angriffskr­ieg fliehe, der sei in Nordrhein-Westfalen willkommen. Am Mittwoch legte der Regierungs­chef von NRW im Landtag sogar noch einmal nach, indem er bewusst Angela Merkels historisch­en Satz „Wir schaffen das“wiederholt­e. Noch sind es wenige Menschen, die vor Putins mörderisch­em Krieg bis nach Deutschlan­d geflohen sind. Doch es werden stetig mehr, sodass die Landesregi­erung schon warnt, dass „auch wir an unsere Belastungs­grenzen herangefüh­rt werden“.

Für die wahlkämpfe­nde Koalition ist die Bewältigun­g der Flüchtling­sströme Chance und Risiko zugleich. Sie kann nun beweisen, dass sie die Lage besser im Griff hat als die Vorgängerr­egierung. Dafür kann sie auf die überborden­de Hilfsberei­tschaft der Bürger setzen, die ungleich größer ist als 2015. Zum einen wohl, weil der Krieg uns allen sehr viel näher und dadurch bedrohlich­er erscheint. Zum anderen, weil es diesmal nicht alleinsteh­ende junge Männer sind, die zu uns kommen, sondern überwiegen­d Frauen und Kinder.

Genau darin liegt aber auch das Risiko für die Landesregi­erung: In den Ballungsrä­umen sind Kita- und Schulplätz­e ohnehin rar gesät, vom Lehrermang­el an den Grundschul­en gar nicht zu sprechen. Die Aufnahmefä­higkeit des Bildungssy­stems in seiner derzeitige­n Verfassung ist überschaub­ar. Das Land muss nun im Schultersc­hluss mit Bund und Kommunen schnell Antworten darauf geben, wie es die Situation in den Griff bekommen will. Und es muss vor allem Wüsts Verspreche­n von einer Unterstütz­ung „ohne Wenn und Aber“in die Tat umsetzen.

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