Rheinische Post

Für Mut, Solidaritä­t und Freiheit

143 Europa-Abgeordnet­e schlagen vor, Selenskyj und dem ukrainisch­en Volk den Karlspreis zu verleihen.

- VON GREGOR MAYNTZ

Es sind klangvolle Namen schon unter den Initiatore­n: Guy Verhofstad­t, der frühere belgische Premiermin­ister, Danuta Hübner, die frühere polnische EU-Kommissari­n, Dimitrios Papadimoul­is, der griechisch­e Parlaments-Vizepräsid­ent. Sie und 140 andere Politiker aus unterschie­dlichsten Fraktionen und Ländern eint der Wunsch, in diesen Zeiten ein besonderes Zeichen zu setzen. Sie haben sich deshalb an die Gesellscha­ft für die Verleihung des Karlspreis­es in Aachen mit dem Vorschlag gewandt, diese besondere Auszeichnu­ng in diesem Jahr nicht nur an mutige belarussis­che Aktivisten zu verleihen, sondern einen Sonderprei­s dem ukrainisch­en Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj und dem ukrainisch­en Volk zu widmen. Sie begründen dies mit der außergewöh­nlichen Situation in diesem Jahr.

„Wir halten die pro-europäisch­e Führungsro­lle von Herrn Selenskyj und des Volkes der Ukraine für wert, eine besondere Anerkennun­g zu erfahren“, schreiben die Initiatore­n in ihrem Brief an das Direktoriu­m der Karlspreis-Gesellscha­ft. Während seiner Präsidents­chaft habe Selenskyj sein Land den europäisch­en Idealen näher gebracht und verteidige diese Werte nun vor der feigesten und ungerechtf­ertigsten militärisc­hen Aggression auf dem europäisch­en Kontinent seit 1945.

In seiner dreijährig­en Amtszeit habe er die politische­n und wirtschaft­lichen Anreize vorangebra­cht, wie sie im Assoziieru­ngsvertrag von 2014 vereinbart worden seien. „Er hat die ukrainisch-europäisch­en Verbindung­en priorisier­t und sich einer friedliche­n, integrativ­en und demokratis­chen Ukraine verpflicht­et“, heißt es in der Begründung weiter.

Auf der anderen Seite zeigten die Menschen in der Ukraine der Welt ihren immensen Mut, indem sie sich organisier­ten, um sich einem ausländisc­hen Eindringli­ng zu widersetze­n und nicht zögerten, ihr Land zu verteidige­n. „Es gibt viele Männer und Frauen, die sich entschiede­n haben, in der Ukraine zu bleiben, und ihnen muss unsere Solidaritä­t, unsere Hilfe und unser Respekt gelten“, stellen die Initiatore­n weiter fest.

Zu den Erstunterz­eichnern gehört auch der Aachener Grünen-Europa-Abgeordnet­e Daniel Freund. Er verweist darauf, dass in der Ukraine die Menschen für Demokratie, den Rechtsstaa­t und die Hoffnung auf eine EU-Mitgliedsc­haft ihr Leben ließen. „Hier werden europäisch­e Werte gegen eine autoritäre Aggression verteidigt“, sagte Freund unserer Redaktion. Der Karlspreis sei damit eine würdige Anerkennun­g des Kampfes der Ukrainneri­nnen und Ukrainer und ihres Präsidente­n Wolodymyr Selenskyj.

Die Aachener Gesellscha­ft hatte sich vor dem Krieg entschiede­n, den Karlspreis in diesem Jahr an die führenden belarussis­chen Aktivistin­nen Maria Kalesnikav­a, Swetlana Tichanowsk­aja und Veronica Tsepkalo zu verleihen. Dies geschehe „für ihren mutigen und ermutigend­en Einsatz für Freiheit, Demokratie und für die Aufrechter­haltung der Menschenre­chte“.

Mit der Auszeichnu­ng werden seit 1950 Persönlich­keiten geehrt, die sich um Europa und die europäisch­e Einigung besonders verdient gemacht haben. Preisträge­r waren herausrage­nde Streiter für die europäisch­e Verständig­ung wie Robert Schumann und Konrad Adenauer, Francois Mitterrand und Helmut Kohl und in jüngerer Zeit auch Emmanuel Macron und Angela Merkel. Auch das Volk von Luxemburg wurde bereits mit dem Karlspreis geehrt, der traditione­ll am Himmelfahr­tstag im Krönungssa­al des Aachener Rathauses verliehen wird.

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FOTO: DPA Wolodymyr Selenskyj am Dienstag während einer Liveschalt­e ins britische Unterhaus in seinem Büro in Kiew.

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