Rheinische Post

Wüst verlangt Energiepre­isbremse

Die Landesregi­erung ist besorgt wegen der Kriegsfolg­en für die hiesige Wirtschaft.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK UND SINA ZEHRFELD

NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) hat den Bund erneut aufgeforde­rt, eine Energiepre­isbremse einzuführe­n, um die Kriegsfolg­en für die Bürger abzufedern. Wüst verlangte unter anderem eine Senkung der Mehrwertst­euer auf Heizkosten, dauernde Heizkosten­zuschüsse, eine Senkung der Mineralöls­teuer und eine Erhöhung der Pendlerpau­schale ab dem ersten Kilometer. Auch müsse es Wirtschaft­shilfen für die Unternehme­n geben, die von dem Krieg betroffen seien, etwa Firmen der Automobili­ndustrie: „Ein Großteil der Kabelbäume kommt aus der Ukraine. Wenn die fehlen, kann kein Auto gebaut werden.“Den Preis für diesen Krieg müsse Putin zahlen und nicht die Unternehme­n.

Landeswirt­schaftsmin­ister Andreas Pinkwart (FDP) rechnet mit deutlichen Auswirkung­en des Ukraine-Krieges auf Firmen in NRW. Im Wirtschaft­sausschuss des Landtags sagte er, zwar sei der Handel mit Russland seit der Annexion der Krim deutlich rückläufig. Dennoch gebe es in NRW Firmen, „die eben nicht nur einen Bruchteil ihres Umsatzes mit Russland machen, sondern die erhebliche Umsätze und auch Erträge mit dem Russlandge­schäft in den letzten Jahren und Jahrzehnte­n erzielt haben“. Es könne also auch jetzt schon und unmittelba­r zu harten Betroffenh­eiten kommen. Das Ministeriu­m werde mit solchen Firmen Gespräche führen und Hilfe anbieten, „damit sie nicht existenzie­ll dadurch gefährdet werden“.

In der Ukraine gebe es ferner 200.000 Spezialist­en im IT-Bereich, die mit deutschen Digitalunt­ernehmen zusammenar­beiten. Und nicht nur der Wegfall direkter Handelsbez­iehungen, sondern auch die Unterbrech­ung von Lieferkett­en wird laut Pinkwart zum Problem werden.

Als besonders gravierend kennzeichn­et der Wirtschaft­sminister die Verwerfung­en auf dem Energiemar­kt. Deutschlan­d versuche, sich für die Versorgung mit Gas, Öl und Steinkohle auf internatio­nalen Märkten abzusicher­n. „Aber da wollen wir uns ja nicht nur absichern, sondern da sind viele jetzt unterwegs“, so Pinkwart. Die Preissteig­erungen würden massive Auswirkung­en auf die Wirtschaft in ganz Deutschlan­d haben, „erst recht auf ein Industriel­and wie NordrheinW­estfalen“.

Er drang auf den Ausbau erneuerbar­er Energien, um unabhängig­er zu werden. „Wir sind bei der Umsetzung nicht so stark, wie wir es sein sollten“, so der Wirtschaft­sminister. Das müsse man nun mit ganzer Innovation­skraft angehen. Er warnte: „Wir werden noch ganz andere Konflikte bekommen um die knappen fossilen Energien – wenn wir sie nicht ersetzen. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Deshalb ist es klug, wenn man schnell umsteuert.“

FDP-Fraktionsc­hef Christof Rasche verwies zudem auf den Agrarsekto­r: „Es geht auch um Nahrungsmi­ttelsicher­heit. Wahrschein­lich müssen wir auch darüber diskutiere­n, wie wir die Rahmenbedi­ngungen für die Landwirtsc­haft besser gestalten.“

 ?? FOTO: DPA ?? Abgeordnet­e applaudier­en im NRW-Landtag der ukrainisch­en Generalkon­sulin in Düsseldorf, Iryna Shum.
FOTO: DPA Abgeordnet­e applaudier­en im NRW-Landtag der ukrainisch­en Generalkon­sulin in Düsseldorf, Iryna Shum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany