Wolf läuft bei Kranenburg über eine Geschäftsstraße
Die Bilder, die die Überwachungskameras eingefangen haben, sind bemerkenswert: Ein Wolf läuft durch ein Wohngebiet und eine Geschäftsstraße im niederländischen Heumen. Die Gemeinde liegt acht Kilometer von der deutschen Grenze bei Kranenburg entfernt. Das Tier wurde mitten am Tage von zwei Außenkameras einer Gaststätte gefilmt. Es war ein Sonntag, als der Wolf auf der Hauptstraße der 1400-Einwohnerortschaft unterwegs war. Obwohl das Raubtier als scheu gilt, lief es an Wanderern vorbei durch den Gemeindekern. Laut Maurice La Haye (50) werde man sich an Wölfe in urbanen Gebieten gewöhnen müssen. La Haye ist Biologe und arbeitet seit 13 Jahren bei einer Tierschutzstation in Nimwegen. Hier wird unter anderem erfasst, wo Wölfe auf niederländischem Gebiet gesichtet wurden. Mittlerweile gehen jährlich bis zu 4000 Meldungen ein. Ob der Wolf bereits an einer anderen Stelle aufgetaucht ist, kann La Haye nicht sagen. Das Tier hatte Kot hinterlassen, das Ergebnis der DNA-Analyse wird jetzt mit anderen verglichen.
Wölfe werden verstärkt in innerstädtischen Bereichen auftauchen, ist sich der Experte sicher. Das sei zwangsläufig so, denn die Population steige weiter an und immer dichter besiedelte Gebiete sorgen für immer weniger Rückzugsareale. Auch in den Morgenstunden seien Wölfe schon in verschiedenen Zentren gesehen worden, so La Haye. Sie zeigten sich in bebauten Gegenden jedoch gestresst, auch weil er mit der Lautstärke und der Umgebung schlecht umgehen kann. Dass der Wolf von Heumen Fäkalien hinterlassen hatte, sei auch ein Zeichen für Stress, erklärt La Haye. Für den Menschen bestehe aber keine Gefahr. Die meisten Leute realisieren erst später, dass da gerade ein Wolf an ihnen vorbeigelaufen ist. Das Beutetier suche nicht etwa aktiv nach Kindern oder Haustieren: „Im Gegenteil. Durch die aufgebaute Anspannung will es einfach nur weg“, sagt La Haye.