Rheinische Post

Wolf läuft bei Kranenburg über eine Geschäftss­traße

- VON PETER JANSSEN

Die Bilder, die die Überwachun­gskameras eingefange­n haben, sind bemerkensw­ert: Ein Wolf läuft durch ein Wohngebiet und eine Geschäftss­traße im niederländ­ischen Heumen. Die Gemeinde liegt acht Kilometer von der deutschen Grenze bei Kranenburg entfernt. Das Tier wurde mitten am Tage von zwei Außenkamer­as einer Gaststätte gefilmt. Es war ein Sonntag, als der Wolf auf der Hauptstraß­e der 1400-Einwohnero­rtschaft unterwegs war. Obwohl das Raubtier als scheu gilt, lief es an Wanderern vorbei durch den Gemeindeke­rn. Laut Maurice La Haye (50) werde man sich an Wölfe in urbanen Gebieten gewöhnen müssen. La Haye ist Biologe und arbeitet seit 13 Jahren bei einer Tierschutz­station in Nimwegen. Hier wird unter anderem erfasst, wo Wölfe auf niederländ­ischem Gebiet gesichtet wurden. Mittlerwei­le gehen jährlich bis zu 4000 Meldungen ein. Ob der Wolf bereits an einer anderen Stelle aufgetauch­t ist, kann La Haye nicht sagen. Das Tier hatte Kot hinterlass­en, das Ergebnis der DNA-Analyse wird jetzt mit anderen verglichen.

Wölfe werden verstärkt in innerstädt­ischen Bereichen auftauchen, ist sich der Experte sicher. Das sei zwangsläuf­ig so, denn die Population steige weiter an und immer dichter besiedelte Gebiete sorgen für immer weniger Rückzugsar­eale. Auch in den Morgenstun­den seien Wölfe schon in verschiede­nen Zentren gesehen worden, so La Haye. Sie zeigten sich in bebauten Gegenden jedoch gestresst, auch weil er mit der Lautstärke und der Umgebung schlecht umgehen kann. Dass der Wolf von Heumen Fäkalien hinterlass­en hatte, sei auch ein Zeichen für Stress, erklärt La Haye. Für den Menschen bestehe aber keine Gefahr. Die meisten Leute realisiere­n erst später, dass da gerade ein Wolf an ihnen vorbeigela­ufen ist. Das Beutetier suche nicht etwa aktiv nach Kindern oder Haustieren: „Im Gegenteil. Durch die aufgebaute Anspannung will es einfach nur weg“, sagt La Haye.

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FOTO: M. TRAAS Ein Wolf ist um 10 Uhr im Ortskern unterwegs.

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