Deutsche Post verbucht Milliardengewinne
Vorstandschef Appel spricht von der „besten Geschäftsentwicklung aller Zeiten“. Zum Feiern ist ihm trotzdem nicht zumute.
Drei Prioritäten sieht PostKonzernchef Frank Appel aktuell: Erstens gelte es, eine weitere Eskalation des Konfliktes zu vermeiden, den Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine verurteilte er bei der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch „auf das Schärfste“. Der frühere Ersatzdienstleistende ergänzte: „Der Krieg in der Ukraine erschüttert uns alle.“Das Unternehmen werde helfen, Flüchtlingen eine Perspektive zu geben, die Post halte sich an alle Sanktionsauflagen. Gleichzeitig prüft das Bonner Unternehmen Wege, um beispielsweise unverzichtbare Medikamente für Kinder trotz des breiten Boykotts nach Russland bringen zu können.
Zweitens hofft Appel, dass der Welt eine Rezession als Folge des Krieges und der Sanktionen erspart bleibt: „Das ist ein Schock für uns alle.“Er warnt davor, Importe von Öl und Gas von Russland nach Europa einseitig zu stoppen: „Man muss vom Ende her bedenken, was das für Folgen hätte. Es ist sinnvoller, den Energiesektor zu stabilisieren.“Immer höhere Energiepreise könnten „Folgen für die gesamte Wirtschaft haben.“Die Post als größter Logistikkonzern des Globus stünde bereit, alles zu tun, um die Weltwirtschaft nach Möglichkeit zu unterstützen. „Wir sehen uns in der Verantwortung, die logistischen Ketten außerhalb Russlands und der Ukraine am Laufen zu halten“,sagt er.
Erst als drittes Thema interessiert Appel der konkrete Zustand von Deutsche Post und DHL. Er sei froh, den Vorstandsvorsitz erst im Frühjahr nächsten Jahres abzugeben. Denn er habe in seiner langen Amtszeit eine hohe Routine dabei erworben, Krisenteams zu leiten. Postchef war Appel im Februar 2008 geworden.
Dabei legte der Vorstand exzellente Zahlen vor. Der Umsatz stieg 2021 um 22,5 Prozent auf 81,7 Milliarden Euro. Die Beschäftigtenzahl wuchs in zwei Jahren um rund 40.000 auf 590.000. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen sprang von 4,8 Milliarden Euro auf acht Milliarden Euro. Der Reingewinn stieg von 2,9 Euro auf fünf Milliarden Euro hoch, die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) verdoppelte sich von neun Prozent im Jahr 2018 auf geradezu sensationelle 19 Prozent im Jahr 2021. Kein Wunder, dass die Dividende
nun auf 1,80 Euro pro Aktie steigt, vergangenes Jahr gab es pro Aktie Gelb nur 1,35 Euro, 2019 waren nur 1,15 Euro drin. „Der Konzern ist auf einem neuen Niveau angekommen“, sagte Appel. „Alle Geschäftsbereiche haben zur besten Geschäftsentwicklung aller Zeiten beigetragen.“
Zu den Aussichten in diesem Jahr äußerten sich Appel und Finanzvorständin Melanie Kreis indes vorsichtig. Das operative Ergebnis (Ebit) werde voraussichtlich bei acht Milliarden Euro stagnieren – bei einer möglichen Abweichung von fünf Prozent nach oben oder unten. Bis 2024 rechnet das Duo dann aber doch mit einem Ebit von 8,5 Milliarden Euro.
Gerade im Heimatmarkt wird mit etwas Gegenwind gerechnet. Es sei gut denkbar, dass das Paketvolumen in der ersten Hälfte dieses Jahres nach den exzellenten Werten aus 2021 wieder etwas sinken werde, sagte Kreis. Schon im soeben beendeten Weihnachtsquartal wurden zwei Prozent weniger Pakete in Deutschland als im Rekordquartal 2020 zugestellt. „Die Menschen haben aktuell anderes im Kopf als neue Einkäufe“, sagte Appel.
Die Börse nahm die Einschätzungen des Vorstands mit Begeisterung auf: Der Wert der Post-Aktie stieg am Mittwoch zeitweise um elf Prozent. In den vergangenen drei Monaten war sie um ein Viertel abgerutscht.