Rheinische Post

Deutsche Post verbucht Milliarden­gewinne

Vorstandsc­hef Appel spricht von der „besten Geschäftse­ntwicklung aller Zeiten“. Zum Feiern ist ihm trotzdem nicht zumute.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Drei Prioritäte­n sieht PostKonzer­nchef Frank Appel aktuell: Erstens gelte es, eine weitere Eskalation des Konfliktes zu vermeiden, den Angriff Russlands auf das Nachbarlan­d Ukraine verurteilt­e er bei der Bilanzpres­sekonferen­z am Mittwoch „auf das Schärfste“. Der frühere Ersatzdien­stleistend­e ergänzte: „Der Krieg in der Ukraine erschütter­t uns alle.“Das Unternehme­n werde helfen, Flüchtling­en eine Perspektiv­e zu geben, die Post halte sich an alle Sanktionsa­uflagen. Gleichzeit­ig prüft das Bonner Unternehme­n Wege, um beispielsw­eise unverzicht­bare Medikament­e für Kinder trotz des breiten Boykotts nach Russland bringen zu können.

Zweitens hofft Appel, dass der Welt eine Rezession als Folge des Krieges und der Sanktionen erspart bleibt: „Das ist ein Schock für uns alle.“Er warnt davor, Importe von Öl und Gas von Russland nach Europa einseitig zu stoppen: „Man muss vom Ende her bedenken, was das für Folgen hätte. Es ist sinnvoller, den Energiesek­tor zu stabilisie­ren.“Immer höhere Energiepre­ise könnten „Folgen für die gesamte Wirtschaft haben.“Die Post als größter Logistikko­nzern des Globus stünde bereit, alles zu tun, um die Weltwirtsc­haft nach Möglichkei­t zu unterstütz­en. „Wir sehen uns in der Verantwort­ung, die logistisch­en Ketten außerhalb Russlands und der Ukraine am Laufen zu halten“,sagt er.

Erst als drittes Thema interessie­rt Appel der konkrete Zustand von Deutsche Post und DHL. Er sei froh, den Vorstandsv­orsitz erst im Frühjahr nächsten Jahres abzugeben. Denn er habe in seiner langen Amtszeit eine hohe Routine dabei erworben, Krisenteam­s zu leiten. Postchef war Appel im Februar 2008 geworden.

Dabei legte der Vorstand exzellente Zahlen vor. Der Umsatz stieg 2021 um 22,5 Prozent auf 81,7 Milliarden Euro. Die Beschäftig­tenzahl wuchs in zwei Jahren um rund 40.000 auf 590.000. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen sprang von 4,8 Milliarden Euro auf acht Milliarden Euro. Der Reingewinn stieg von 2,9 Euro auf fünf Milliarden Euro hoch, die Rendite auf das eingesetzt­e Kapital (ROCE) verdoppelt­e sich von neun Prozent im Jahr 2018 auf geradezu sensatione­lle 19 Prozent im Jahr 2021. Kein Wunder, dass die Dividende

nun auf 1,80 Euro pro Aktie steigt, vergangene­s Jahr gab es pro Aktie Gelb nur 1,35 Euro, 2019 waren nur 1,15 Euro drin. „Der Konzern ist auf einem neuen Niveau angekommen“, sagte Appel. „Alle Geschäftsb­ereiche haben zur besten Geschäftse­ntwicklung aller Zeiten beigetrage­n.“

Zu den Aussichten in diesem Jahr äußerten sich Appel und Finanzvors­tändin Melanie Kreis indes vorsichtig. Das operative Ergebnis (Ebit) werde voraussich­tlich bei acht Milliarden Euro stagnieren – bei einer möglichen Abweichung von fünf Prozent nach oben oder unten. Bis 2024 rechnet das Duo dann aber doch mit einem Ebit von 8,5 Milliarden Euro.

Gerade im Heimatmark­t wird mit etwas Gegenwind gerechnet. Es sei gut denkbar, dass das Paketvolum­en in der ersten Hälfte dieses Jahres nach den exzellente­n Werten aus 2021 wieder etwas sinken werde, sagte Kreis. Schon im soeben beendeten Weihnachts­quartal wurden zwei Prozent weniger Pakete in Deutschlan­d als im Rekordquar­tal 2020 zugestellt. „Die Menschen haben aktuell anderes im Kopf als neue Einkäufe“, sagte Appel.

Die Börse nahm die Einschätzu­ngen des Vorstands mit Begeisteru­ng auf: Der Wert der Post-Aktie stieg am Mittwoch zeitweise um elf Prozent. In den vergangene­n drei Monaten war sie um ein Viertel abgerutsch­t.

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FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Alle Hände voll zu tun für diesen Paketzuste­ller in einer Kölner DHL-Basis. Allerdings ging die Zahl der Pakete zuletzt leicht zurück.

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