Rheinische Post

Freispruch nach angebliche­m Autorennen

Es war nicht nachweisba­r, dass zwei junge Männer auf der Kö ein illegales Rennen gefahren sind.

- VON VERENA KENSBOCK

Zwei junge Männer, die sich wegen eines angebliche­n Autorennen­s auf der Königsalle­e vor dem Amtsgerich­t verantwort­en mussten, sind am Mittwoch freigespro­chen worden. Ein illegales Rennen war ihnen nicht nachzuweis­en.

Der Anklage zufolge waren die beiden Männer aus Willich, heute 22 und 27 Jahre alt, im Januar 2021 nachts mit ihren Autos in Düsseldorf unterwegs. Der Jüngere fuhr ein BMW 3er Coupé, der Ältere einen Kombi der Marke Audi. An der Ampel zur Blumenstra­ße hätten die Fahrer dann kurz nach Mitternach­t ein Rennen gestartet – bei Grün seien sie mit quietschen­den Reifen und aufheulend­en Motoren losgerast. Dicht hintereina­nder seien sie dann auf den Corneliusp­latz zugefahren. Dort habe der BMW-Fahrer in der Kurve die Kontrolle über den Wagen verloren, der mit dem Heck ausgebroch­en sei. Die Angeklagte­n hätten, so heißt es in der Anklage, absichtlic­h die höchstmögl­iche Geschwindi­gkeit aus ihren Autos heraushole­n wollen und dabei billigend in Kauf genommen, dass sie andere Verkehrste­ilnehmer in Gefahr bringen.

Vor dem Amtsgerich­t äußerten sich die Angeklagte­n am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen. Mehrere Polizisten berichtete­n einstimmig von ihren Erinnerung­en an die Nacht: Die Beamten waren zu Fuß auf Streife im Hofgarten unterwegs. Weil sie laute Motorenger­äusche

hörten, gingen sie in Richtung Kö. Dort bogen der BMW und der Audi auf den Corneliusp­latz ein und wurden an der Ecke zur Theodor-Körner-Straße angehalten. Die Wagen hätten das erlaubte Tempo 50 auf der Kö deutlich überschrit­ten, sagte ein Polizist und sprach von einem „Renn-Charakter“. Der jüngere Fahrer, der bereits vorbestraf­t ist, habe sich bei der Kontrolle zudem respektlos verhalten und den Polizisten gesagt, sein Anwalt „haue ihn wieder raus“, wie die Vorsitzend­e Richterin sagte. Es sei die „Hochzeit auf der Kö“während der Corona-Pandemie gewesen, berichtete ein anderer Beamter. Jedes Wochenende seien nachts viele junge Leute mit ihren Autos in Düsseldorf unterwegs gewesen, bis die Stadt die Straßen sperrte.

Jedoch konnten die Aussagen der Polizisten keine verlässlic­hen Erkenntnis­se über die gefahrenen Geschwindi­gkeiten und die Witterungs­verhältnis­se liefern. Auch haben sie die Fahrer nicht eindeutig wiedererka­nnt. Ein illegales Autorennen war diesen damit nicht nachzuweis­en. Darum sprach das Gericht die beiden Angeklagte­n frei. Dennoch richtete die Richterin einen Appell an die jungen Männer. „Nicht jede Assirunde ist strafbar“, sagte die Vorsitzend­e. Doch der Fall eines illegalen Autorennen­s in Berlin, bei dem 2016 ein Unbeteilig­ter starb, zeige, welche Folgen solche Touren haben könnten. Einer der Fahrer wurde dort wegen Mordes zu lebenslang­er Haft verurteilt.

 ?? RP-FOTO: KENSBOCK ?? Zwei jungen Männern, 22 und 27 Jahre alt, wurde vorgeworfe­n, ein Autorennen auf der Kö gefahren zu sein. Sie wurden freigespro­chen.
RP-FOTO: KENSBOCK Zwei jungen Männern, 22 und 27 Jahre alt, wurde vorgeworfe­n, ein Autorennen auf der Kö gefahren zu sein. Sie wurden freigespro­chen.

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