Rheinische Post

Grüne suchen Bündnispar­tner für Deichverle­gung

Bei einer Zoom-Fachkonfer­enz beschlosse­n die Grünen und mehrere Umweltschu­tzverbände, das Thema jetzt zu forcieren.

- VON ANDREA RÖHRIG

Was tun mit der Entscheidu­ng des Oberverwal­tungsgeric­htes in Münster vor gut einem Monat, dass der von der Bezirksreg­ierung Düsseldorf vorgelegte Planfestst­ellungsbes­chluss zum Deichbau im Himmelgeis­ter Rheinbogen beanstande­t, aber nicht aufgehoben wurde? Dieser Plan sah vor, dass der Deich auf seiner jetzigen Linie saniert werden soll. Der Umweltverb­and BUND hatte dagegen geklagt. Dieser, die Grünen, Partei und Fraktion sowie Naturschut­zorganisat­ionen wollen einen weiter in Richtung Landesinne­re verlegten Deichneuba­u. Im Urteil des OVG heißt es allerdings zum Planfestst­ellungsbes­chluss auch: „Es ist nicht auszuschli­eßen, dass die festgestel­lten Mängel in einem ergänzende­n Verfahren behoben werden können.“

Auf Anfrage teilte die Bezirksreg­ierung mit, dass sie prüfen werde, „ob gegen das Urteil erfolgsver­sprechende Rechtsmitt­el eingelegt werden können.“Die schriftlic­he Begründung des Gerichts werde, sobald sie vorliege, genau studiert. „Ziel bleibt es, den nicht mehr ausreichen­den Hochwasser­schutz an dieser Stelle schnellstm­öglich auf den aktuellen Stand zu bringen.“

Da das Gericht eine Revision ausgeschlo­ssen hat, bleibt der Behörde nur die Möglichkei­t, gegen diesen Beschluss vor dem Bundesverw­altungsger­icht zu klagen. Vielleicht lässt ja aber auch das schriftlic­he Urteil, das Dirk Jansen (BUND) noch für diesen Monat erwartet, den

Schluss zu, dass ein weiterer Rechtsstre­it darüber, ob eine Revision doch noch zugelassen werden kann, inhaltlich nicht weiterführ­t und das Verfahren nur noch weiter verzögern würde.

So viel Zeit wollen auch die Düsseldorf­er Grünen nicht ungenutzt ins Land ziehen lassen. Die Hochwasser­katastroph­e im vergangene­n Sommer habe ja gezeigt, dass das Wasser aus den Gewässern auch in Düsseldorf katastroph­ale Ausmaße annehmen kann. Deswegen hatten die Grünen am Dienstagab­end per Zoom zu einer Fachkonfer­enz eingeladen, zu der Vertreter von Umweltorga­nisationen und Interessie­rte zugeschalt­et waren. Thema war, was die Grünen und die Verbände tun können, um der Debatte um die Verlegung des Deichs mehr Öffentlich­keit

und damit mehr Dynamik zu verleihen.

Zwar haben die Grünen nach der Kommunalwa­hl 2020 ein schwarzgrü­nes Ratsbündni­s geschmiede­t; eine gemeinsame Linie bei der Frage Deichsanie­rung oder -verlegung gibt es nicht. Damals hieß es, man wolle das Urteil abwarten. Doch auch wenn das viele inhaltlich­e Fehler des Planfestst­ellungsbes­chlusses aufführt, lässt es theoretisc­h weiter beide Varianten möglich werden – auch wenn BUND-Geschäftss­tellenleit­er Dirk Jansen die Variante der Deichsanie­rung damit vor dem Aus sieht: Die Mängel und Verstöße etwa gegen wasserrech­tliche Vorgaben könnten nur durch eine Deichverle­gung behoben werden.

„Wir wollen die Rückverleg­ung des Deichs und müssen uns für unser Ziel in der Politik einen Bündnispar­tner finden“, sagte Grünen-Ratsfrau Iris Bellstedt und schien mit seiner Aussage zu meinen, zur Not auch an der CDU vorbei. Sie hatte in der Vergangenh­eit Akteneinsi­cht zum Deichbau in Himmelgeis­t genommen und dabei entdeckt, dass es noch Anfang der 2000er-Jahre Pläne gegeben haben soll, im unter Naturschut­z stehenden Rheinbogen ein Olympische­s Dorf zu bauen. Düsseldorf hatte sich damals mit der Rhein-Ruhr-Region für die Spiele 2002 beworben. Bellstedt: „Dieses recht aktuelle Beispiel zeigt, dass die Flächen jederzeit für Bauprojekt­e freigegebe­n werden könnten.“Wenn der Deich in Richtung Landesinne­re verlegt wird, ist das Areal davor Deichvorla­nd und kann nie mehr gebaut werden.

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