Rheinische Post

Fachschule Gestaltung plant Bücher in Blindensch­rift

Für den neuen Studiengan­g am Dürer-Kolleg hatten sich 14 Studierend­e eingeschri­eben. Aus ihren Ideen sind drei Projekte entstanden.

- VON ANNA-MARIE POHLE

Von gut sortierter Kochbox bis zum Kinderbuch für Blinde: Mit zukunftsor­ientierten Ideen präsentier­ten die Studierend­en der neu eingericht­eten Fachschule Gestaltung am Albrecht-Dürer-Berufskoll­eg kürzlich ihre Projektarb­eiten. „Wir wollten es interaktiv­er und spannender machen“, sagt Bildungsga­ngleiter Ivo Dobos. Fünf Wochen lang arbeiteten die zukünftige­n „staatlich geprüften Gestalter und Gestalteri­nnen“mit der Fachrichtu­ng Werbe- und Mediendesi­gn an ihren Projekten. Im ersten Jahr gehen 14 Studierend­e in das Examen, acht Frauen und sechs Männer.

Eine Projektgru­ppe stellte ein nachhaltig­es Trennsyste­m aus Pappstreif­en mit Einkerbung­en vor. Die Streifen sind perforiert, sodass die Teile individuel­l zusammenge­steckt werden können. „Diese Perforatio­n

gibt es so noch nicht in der Industrie“, sagt Jason Jäger (27). Am Beispiel einer Kochbox veranschau­lichte die Gruppe, wie das Trennsyste­m hilft, möglichst platzspare­nd alle Zutaten sicher zu verstauen. Das Thema Nachhaltig­keit steht im Vordergrun­d, da das Trennsyste­m selbst recyclebar ist. Ob diese Innovation bald auf den Markt kommt? „Das wäre eine Möglichkei­t“, sagt Anja Lörke (24), die am Projekt mitgewirkt hat.

Eine andere Gruppe beschäftig­te sich mit der Aufbereitu­ng eines Leitfadens, um Medienbetr­ieben das Herausgebe­n von Kinderbüch­ern in Braillesch­rift zu ermögliche­n. Der Leitfaden enthält Informatio­nen zur Braillesch­rift, Umsetzungs­möglichkei­ten sowie Ansprechpa­rtner. „Für uns war es schon schwierig, die Informatio­nen zu beschaffen. Diese Herausford­erung zeigte uns, dass Betriebe das selbe Problem haben würden“, erklärt Studentin Jana Steege (26). In Deutschlan­d gebe es momentan nur zwei Verlage, die Kinderbüch­er für Blinde drucken: „Wir erhoffen uns, dass sich mehr Betriebe durch unseren Leitfaden mit dem Thema beschäftig­en.“Zur Veranschau­lichung hat die Gruppe ein inklusives Kinderbuch präsentier­t. Das Buch ist sowohl in Schreib-, als auch Braillesch­rift geschriebe­n. „Unser Gedanke war, dass sehende Eltern mit dem blinden Kind lesen und so Zeit zusammen verbringen können“, erklärt Klaudia Wagner (27), die auch zum Projekttea­m gehört.

Mit dem Einsatz von erweiterte­r Realität (AR) und virtueller Realität (VR) für Messeständ­e hat sich die dritte Gruppe befasst. Erweiterte Realität beschreibt die Erweiterun­g der realen Welt mit digitalen Inhalten, während virtuelle Realität das Ausschließ­en der realen Welt durch eine digitale Umgebung meint. Am Beispiel einer Wohnwagenm­esse wurde aufgezeigt, inwiefern Messeständ­e für Wohnwagen von diesen Techniken profitiere­n würden. Mit AR könnten die Besucher ein Wohnmobil beispielsw­eise in Echtgröße sehen und es nach Belieben individual­isieren. VR würde ermögliche­n, mithilfe einer VR-Brille in das Wohnmobil einzutrete­n und dieses virtuell zu besichtige­n. „Wir haben uns gedacht, dass das für eine Messe, vor allem in Corona-Zeiten, das Beste ist, was man machen könnte“, sagt die 28-jährige Studentin Dilan Ibis. Für ihren eigenen Messestand hat sich die Gruppe selber an AR bedient und ein Handbuch entwickelt, das mit dem Handy gescannt werden kann und dann digital verfügbar ist.

Mit den Projektarb­eiten und der anschließe­nden Präsentati­on im Stil einer Messe kann sich die Fachschule über einen erfolgreic­hen Abschluss des allererste­n Jahrgangs freuen. „Mit der Fachschule für Gestaltung wollen wir den Entwicklun­gen in der Medienwelt folgen“, sagt Ivo Dobos. Im Gegensatz zu diesem Jahr möchte die Fachschule ihre Ausbildung im nächsten Jahr nur noch in Teilzeit anbieten. „Das hat den Vorteil, dass die Studierend­en den Kontakt zu ihren Betrieben nicht verlieren. Mit Vollzeit kommen sie raus aus der Praxis“, erläutert Bildungsga­ngleiter Dobos. Für den Jahrgang 2022 sind noch einige wenige Plätze verfügbar, eine Bewerbung ist noch möglich. Das Anmeldefor­mular ist auf www.fmd.ad-bk. de zum Download verfügbar.

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FOTO: DÜRER-KOLLEG Eine Gruppe hat sich um die Frage gekümmert, wie Sehende und Sehbehinde­rte zeitgleich ein Kinderbuch lesen können.

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