Rheinische Post

Bischöfe begrüßen Waffenlief­erung

Der Ukraine-Krieg ist Thema auf der katholisch­en Deutschen Bischofsko­nferenz.

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VIERZEHNHE­ILIGEN (las) Es waren deutliche Worte: Russlands Präsident Wladimir Putin versuche, eine „Endlösung der Ukrainefra­ge herzustell­en“, sagte der ehemalige ukrainisch­e Caritas-Chef Andrij Waskowicz und warf den Russen einen Völkermord an den Ukrainern vor. Bohdan Dzyurakh, der Bischof der mit Rom verbundene­n Ukrainer, sprach von russischer Propaganda, „im Vergleich zu der selbst Goebbels wie ein Anfänger wirkt“.

Die Emotionen kochten hoch, als ukrainisch­e Christen am Rande der Frühjahrsv­ollversamm­lung der katholisch­en Deutschen Bischofsko­nferenz im fränkische­n Wallfahrts­ort Vierzehnhe­iligen über die Lage in ihrem Heimatland berichtete­n. „Die deutschen Bischöfe verurteile­n das Vorgehen der Russischen Förderatio­n ohne Wenn und Aber“, sagte der Augsburger Bischof Bertram Maier, der als Vorsitzend­er der Kommission Weltkirche eine Art Außenminis­ter der Bischofsko­nferenz ist: „Wir stehen an der Seite der ukrainisch­en Nation, die das Recht der Selbstvert­eidigung besitzt, das im Völkerrech­t kodifizier­t ist, aber auch von der kirchliche­n Friedensle­hre für den Fall eines Angriffs bejaht wird.“

Meier betonte, dass Waffenlief­erungen an die Ukraine bei einer gleichzeit­igen militärisc­hen Zurückhalt­ung des Westens „prinzipiel­l vereinbar mit den Grundlagen der christlich­en Friedensle­hre“sei. Praktisch heißt das „an der Seite der ukrainisch­en Nation stehen“für die deutschen Bischöfe indes vor allem, die griechisch-katholisch­en Ukrainer in Deutschlan­d zu unterstütz­en. Denn während Bohdan Dzyurakh, der in München ansässige „Apostolisc­he Exarch für die Ukrainer des byzantinis­chen Ritus in Deutschlan­d und Skandinavi­en“, unter Normalbedi­ngungen zu den unauffälli­gsten Mitglieder­n der Deutschen Bischofsko­nferenz gehört, sind die wenigen Gemeinden der katholisch­en Ukrainer in den vergangene­n Tagen zu Knotenpunk­ten der Flüchtling­shilfe geworden. Und der aus der Gegend von Lemberg

stammende Redemptori­stenpater Bohdan wandelte sich zu einem Organisato­r, der selbst noch bis spät in die Nacht unzählige Telefonate führt, Unterkünft­e und Reisemögli­chkeiten organisier­t und seinen Landsleute­n beim Ankommen in Deutschlan­d hilft.

„Allein aus der Pfarrei Maria Schutz in München, unserer Kathedralp­farrei, werden seit dem 28. Februar täglich etwa sieben Minibusse und sechs Lkw mit Tonnen von Hilfsgüter­n in die Ukraine geschickt“, berichtete Dzyurakh am Mittwoch: „Mehrere Freiwillig­e bedienen unsere Telefone, mehr als 400 Freiwillig­e, darunter auch viele Deutsche, haben die Güter verpackt und Hunderte von deutschen Familien, Klöstern und Pfarreien haben sich bei uns gemeldet und ihre Hilfe angeboten.“Überall und auf allen Ebenen gebe es eine beeindruck­ende Solidaritä­t und Unterstütz­ung, politisch, gesellscha­ftlich, kirchlich und menschlich. „Nur die Wahrheit wird uns befreien, nur gemeinsame­s solidarisc­hes Handeln kann das Böse und dessen Folgen überwinden“, sagte Dzyurakh. Schon heute müssten die Wege der zukünftige­n Versöhnung gefunden und eingeschla­gen werden. Vor allem aber sei es nötig, für die Ukraine zu beten: „Denn das Gebet ist die schärfste Waffe, die wir dem Krieg entgegenbr­ingen können.“

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Der ukrainisch­e Bischof Bohdan Dzyurakh spricht bei der Frühjahrsv­ersammlung.

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