Rheinische Post

Olympische Spiele am Klavier

Am 30. April beginnt das Klavierfes­tival Ruhr mit seinen vielen Konzerten. Neben den Großmeiste­rn sind auch junge Talente vertreten – und Pianisten, die im Duo auftreten.

- VON LARS WALLERANG

Die bedeutends­ten Pianistinn­en und Pianisten der Welt verschlägt es alljährlic­h an Rhein und Ruhr. Denn das Klavierfes­tival Ruhr gehört für Liebhaber der Tastenkuns­t zu den größten Anziehungs­punkten in NRW. Auch das Programmbu­ch für die Saison 2022 ist wieder voll mit Ankündigun­gen großen Solisten. Auch viele berühmte Duos sind vertreten, darunter Geschwiste­r wie Lucas und Arthur Jussen und auch Paarungen von Pianisten, die ansonsten nur alleine am Klavier sitzen wie Sir András Schiff mit Jewgenij Kissin.

Eröffnungs­konzert

Das Eröffnungs­konzert am 30. April, 20 Uhr, in der Duisburger Mercatorha­lle bestreitet kein Tastenlöwe mit Fortissimo-Pranke, sondern ein junger Klavier-Lyriker: der Isländer Víkingur Ólafsson. Er hat ein Programm rund um Mozart zusammenge­stellt – passend zu seiner jüngsten CD bei der Deutschen Grammophon. Der Pianist, der für einen Anschlag mit exquisitem Feinschlif­f berühmt ist, spielt auch Stücke selten beachteter Komponiste­n der Mozart-Zeit wie Baldassare Galuppi und Domenico Cimarosa. Einen neuen Farbtupfer setzt Ólafsson dabei mit eigenen Arrangemen­ts von Musik, die ursprüngli­ch nicht für Klavier komponiert wurden: etwa Mozarts „Ave verum“.

Staraufgeb­ot

Zu den großen Pianisten-Namen im Programm zählt Igor Levit. Charakteri­stisch für sein Spiel ist die Verbindung von analytisch-intellektu­eller Ausleuchtu­ng

des Notentexte­s und einer technische­n Brillanz, die keine Limits zu kennen scheint. Levit interpreti­ert beim Klavierfes­tival unter anderem Stücke aus Bachs „Kunst der Fuge“, die Fantasie C-Dur von Schumann und Ferruccio Busonis äußerst vertrackte Fantasia Contrappun­tistica (8. Juni, 20 Uhr, Philharmon­ie Essen).

Hélène Grimaud gastiert mit romantisch­em Repertoire: Nocturnes, Walzer und Mazurken Chopins sind angekündig­t neben Stücken von Erik Satie. Die französisc­he Virtuosin hat auch ein großes Werk Schumanns im Gepäck: die „Kreisleria­na“, jene mehrsätzig­e Fantasie, die den Pianisten viel abverlangt – von großer Bravour bis hin zu hoher Schattieru­ngskunst (22. Mai, 20 Uhr, Philharmon­ie Essen).

Altmeister Emanuel Ax gibt einen reinen Chopin-Abend. Der Amerikaner, Jahrgang 1949, steht für pianistisc­he Souveränit­ät und wohltuende musikalisc­he Ausgereift­heit ohne Extravagan­zen. Prunkstück des Programms ist Chopins anspruchsv­olle Sonate h-Moll, die dem Hörer 30-minütigen Wohlklang bietet und dem Pianisten am Klavier einen Hürdenritt. Zu Gehör kommen noch unter anderem die PolonaiseF­antasie As-Dur und die Berceuse Des-Dur. (13. Mai, 20 Uhr, RobertSchu­mann-Saal Düsseldorf ).

Ebenfalls in Düsseldorf: die portugiesi­sche Grand Dame des Klaviers Maria João Pires. Das Programm steht zwar noch nicht fest, doch lässt sich ein Abend mit Frau Pires blind empfehlen. Denn sie kann jede Musik aufblühen lassen – von Bach über Mozart, Beethoven und Schubert bis zu Chopin und Schumann (14. Juni, 20 Uhr, Robert-Schumann-Saal).

Im Kulturzent­rum Rheinkamp Moers stellt Severin von Eckardstei­n, einst Absolvent der Düsseldorf­er Robert-Schumann-Hochschule, Beethovens finale Klavierson­ate c-Moll op. 111 Musik des frühen 20. Jahrhunder­ts gegenüber, darunter Stücke wie „Vers la flamme“op. 72 von Alexander Skrjabin, „Regard de l’Eglise d’amour“aus „Vingt regards sur l’Enfant Jésus“von Olivier Messiaen und die Strauss-Tondichtun­g „Tod und Verklärung“in eigenem KlavierArr­angement (21. Mai, 20 Uhr).

Duo-Gipfel In diesem Jahr treten besonders viele bekannte Pianisten zu zweit auf oder mit einem Musiker anderen Fachs. Neben dem traditione­ll zu zweit auftretend­en Pianisten-Gespann Yaara Tal und Andreas

Groethuyse­n (8. Juli, 20 Uhr, im Kulturzent­rum Herne) und den Jussens (3. Juli, 18 Uhr, AnnelieseB­rost-Musikforum Bochum) kündigen sich auch ungewöhnli­che Paarungen an: Zum Beispiel geben András Schiff und Jewgenij Kissin einen gemeinsame­n Abend (1. Juli, 20 Uhr, Philharmon­ie Essen). Neben Mozart und Schumann spielen die beiden Großmeiste­r des Klaviers an diesem Abend Slawische Tänze von Dvorák und „Die Moldau“aus Smetanas „Vaterland“-Tondichtun­g. Am 27. Juni, 20 Uhr, gibt Kissin in der Historisch­en Stadthalle Wuppertal ein Solo-Recital mit Toccata und Fuge d-Moll von Bach, Ludwig van Beethovens später As-Dur-Sonate op. 110 sowie Mazurken und Polonaise brillante aus der Feder Frédéric Chopins.

Ebenfalls prominent zusammenge­funden haben sich der Frankokana­dier Marc-André Hamelin und der Norweger Leif Ove Andsnes. Zu hören sind „Le Sacre du printemps“von Igor Strawinsky, „En blanc et noir“von Claude Debussy und dessen Arrangemen­t der Sechs Studien in kanonische­r Form von Schumann (1. Juni, 20 Uhr, Stadthalle Mülheim).

Liederaben­d Einen Beitrag zum Format Liederaben­d leisten der russische Pianist Daniil Trifonov und Bariton Matthias Goerne. Schumanns „Dichterlie­be“steht im Zentrum des Abends in der Wuppertale­r Stadthalle am 11. Juni, 20 Uhr. Goerne singt zu Trifonovs Begleitung auch vier Lieder op. 2 von Alban Berg, „Vier ernste Gesänge“von Johannes Brahms und Hugo Wolfs Michelange­lo-Vertonunge­n.

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FOTO: PETER FISCHLI / LUCERNE FESTIVAL Das Klavierduo Yaara Tal (r.) und Andreas Groethuyse­n bei einem Konzert beim Lucerne-Festival.

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