Mariupol: Wir sind abgeschnitten
Die Kämpfe gehen weiter. In Russland soll die Ukraine ein Öllager angegriffen haben.
KIEW/LWIW/MOSKAU (ap/dpa/rtr) Die Kämpfe in der Ukraine dauerten auch am Freitag – trotz eines teilweisen Rückzugs russischer Truppen – in unverminderter Härte an. So hätten die russischen Truppen das belagerte Mariupol von der Außenwelt abgeschnitten, teilte die Verwaltung der Hafenstadt im Süden des Landes mit.
Es sei nicht mehr möglich, in die Stadt zu gelangen, schrieb Petro Andryuschtschenko, Berater von Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko, auf Telegram.
Für Bewohner sei es zugleich zu gefährlich, auf eigene Faust eine Flucht zu versuchen. Die russische Seite lasse keinen echten Willen erkennen, Bewohnern zu ermöglichen, sich in von der Ukraine kontrolliertes Territorium in Sicherheit zu bringen. Seit Donnerstag hätten die Besetzer es auch kategorisch abgelehnt, selbst kleine Mengen humanitärer Hilfsgüter in die Stadt zu lassen, erklärte der Berater. Ein Hilfsteam des Roten Kreuzes hat die Stadt nicht erreichen können. Arrangements und Bedingungen vor Ort hätten es einem Konvoi aus drei Fahrzeugen unmöglich gemacht, sicher in die südukrainische Stadt zu gelangen und Bewohner zu evakuieren, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mit.
Andernorts scheint sich die Lage ein wenig zu entspannen: Die Situation rund um die Hauptstadt Kiew verbessere sich, hieß es in einer am Donnerstagabend veröffentlichten Mitteilung des Stadtkommandanten Mykola Schyrnow. Nördlich und östlich von Kiew kommt es nach Angaben von Bürgermeister Witali Klitschko jedoch weiter zu heftigen Kämpfen. „Das Risiko, in Kiew zu sterben, ist ziemlich hoch, und deswegen ist mein Rat an alle, die zurückkommen wollen: Bitte lasst euch ein bisschen länger Zeit“, sagte er. Nach Angaben des britischen Geheimdienstes sind den ukrainischen Streitkräften zudem Geländegewin ne an den Hauptversorgungsrouten zwischen der Hauptstadt und der umkämpften Großstadt Tschernihiw im Norden des Landes gelungen. Weiterhin würden die Städte jedoch aus der Luft attackiert.
Aus Russland gibt es derweil neue Vorwürfe gegen die Ukraine: Die Streitkräfte sollen am Freitag von zwei Hubschraubern aus einen Luftschlag auf ein Öllager in Russland verübt haben. In dem Depot in der Großstadt Belgorod sei es nach dem Angriff zu einem Brand gekommen, teilte der Gouverneur des Gebiets, Wjatscheslaw Gladkow, auf Telegram mit. Es habe keine Opfer gegeben. Das ukrainische Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Die Ukraine verteidige sich derzeit und könne nicht für „jede Katastrophe auf russischem Territorium“verantwortlich gemacht werden, sagte ein Sprecher. „Ich werde diese Vorwürfe weder bestätigen noch dementieren.“