Vorstandsgehälter bei Henkel um 60 Prozent gestiegen
Die Vorstände des Henkel-Konzerns haben im vergangenen Jahr jeweils mindestens 60 Prozent Gehaltserhöhung erhalten. Das geht aus dem Vergütungsbericht des Konzerns hervor, den die Hauptversammlung der Aktionäre am Montag bei ihrer digitalen Zusammenkunft diskutieren wird. Die höheren Überweisungen sind bemerkenswert, weil die Aktie im vergangenen Jahr um weitere rund 20 Prozent abgerutscht war und weil es bei einer Reihe von Kennzahlen wie der bereinigten Umsatzrendite (konstant bei 13,4 Prozent) oder dem Jahresüberschuss (plus 14,5 Prozent nach einem starken Einbruch im Jahr 2020) keineswegs besonders beeindruckende Entwicklungen gab.
Tatsächlich profitieren die Vorstände bei ihrer Prämie von zwei Effekten: Die Hälfte ihres jährlichen Bonus hängt vom „organischem Umsatzwachstum“ab – und das lag mit einem Plus von 7,8 Prozent exzellent, weil der Absatz speziell der Klebstoffsparte sich nach dem Einbruch im Jahr 2020 wieder deutlich erholte.
Bei der anderen für die Jahresprämie wichtigen Kennziffer war die verlangte Leistung automatisch gesenkt worden, weil das Vorjahr so mies gelaufen war. 2020 mussten sie einen Gewinn je Aktie („Earning per Share“) von 5,43 Euro je Aktie erwirtschaften, um 100 Prozent des möglichen Bonus zu erhalten, für 2021 waren es nur noch 4,26 Euro. Die Senkung füllte die Kassen. Mit einem Gewinn von 4,46 Euro je Aktie erreichten die Vorstände 2020 nur 55 Prozent des Zieles und erhielten die Prämie gekürzt. Doch mit 4,65 Euro je Aktie im Jahr danach lagen die Vorstände auf einmal bei 122,9 Prozent Zielerreichung, entsprechend üppig war der Bonus. 2018 und 2019 waren dabei die Vorstandsgehälter gesunken, 2020 ging es auch schon aufwärts.
Prozentual den deutlichsten Sprung nach vorne machte im Jahr 2021 Personalvorstand Sylvie Nicol, die mit 3,7 Millionen Euro 82,3 Prozent mehr an Gesamtvergütung erhielt als 2020 mit 2,049 Millionen Euro. Sie kam erst 2019 in den Vorstand und erhielt 2021 erstmals einen mittelfristigen Bonus in dieser Funktion. Den höchsten absoluten Zuwachs verbuchte Vorstandschef Carsten Knobel. Er erhielt 2021 eine Vergütung von 6,8 Millionen Euro. Das waren 70,1 Prozent mehr als die 3,999 Millionen Euro 2020. Das Gehaltsplus liegt als absoluter Wert bei 2,8 Millionen Euro. Auch die anderen Vorstände verdienten gut: Finanzvorstand Marco Swoboda kam auf 3,5 Millionen Euro (plus 60,5 Prozent); Bruno Piacenca, der Ende diesen Jahres ausscheidende Chef der Waschmittelsparte, auf 4,2 Millionen Euro (plus 63,7 Prozent); Jan-Dirk Auris, Leiter des Klebstoffsegmentes, das die Hälfte des Konzernumsatzes einfährt, auf 4,5 Millionen Euro (plus 66,5 Prozent).
Der Vergütungsbericht weist auch das Durchschnittsgehalt der Henkel-Belegschaft in Deutschland aus. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erhielten im Durchschnitt 91.924 Euro pro Kopf (plus 4,6 Prozent). Im Monat stehen beim durchschnittlichen Mitarbeiter 7660 Euro brutto auf dem Lohnzettel, in Wahrheit allerdings weniger, weil Prämien und Sonderzahlungen zum Jahres-Bruttogehalt gehören. Die 91.924 Euro liegen um knapp 87 Prozent höher als das Durchschnittseinkommen aller Beschäftigten in Deutschland (49.200 Euro). Die Henkel-Belegschaft verdient im Schnitt pro Kopf 10.000 Euro mehr Bruttolohn als Beschäftigte in der deutschlandweit am höchsten bezahlten Branche, den Banken und Versicherungen, die pro Jahr auf 82.000 Euro kommen. Halb so viel in der Lohntüte wie die Henkelaner haben übrigens Beschäftigte auf dem Bau und in der Wasserversorgung.