Rheinische Post

Grüne lernen in Jülich für die Energiewen­de

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Hinter einem Rolltor in dem modernen, aber unauffälli­gen Funktionsb­au am Rande von Jülich strahlt auf Knopfdruck die Sonne. Wissenscha­ftler des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt (DLR) haben hier zu Forschungs­zwecken den größten Sonnensimu­lator der Welt gebaut und experiment­ieren an Verfahren zur solaren Kraftstoff­gewinnung – etwa Wasserstof­f.

Staunend stehen die GrünenFrak­tionschefs von Bund und Ländern in der Halle und lassen sich detaillier­t die Einsatzmög­lichkeiten der Kunstsonne erklären. Zwei Tage nehmen sich die Spitzenpol­itiker Zeit, um über brennende Fragen zu diskutiere­n. Turnusgemä­ß und auch wohl wegen der anstehende­n Landtagswa­hl sind diesmal die Nordrhein-Westfalen die Gastgeber. Es sei ihnen wichtig gewesen, nicht nur in Konferenzr­äumen Themen zu besprechen, sagt NRW-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer. Mit dabei ist auch Oliver Krischer, Staatssekr­etär im Energiemin­isterium von Robert Habeck. Der Grünen-Politiker, dessen Arbeitsall­tag derzeit vom Krieg in der Ukraine dominiert wird, hatte am Morgen noch mit dem US-Energiemin­ister gesprochen, jetzt ist er zur Tagung der Fraktionsc­hefs dazugestoß­en. Der Krieg ist für das Herzensanl­iegen der Grünen – die Energiewen­de – Segen und Fluch zugleich. Zwar gibt er dem Thema einen neuen Schub, aber zugleich dauert der Umbau Zeit, und bis dahin muss das nicht ersetzbare Gas aus anderen Quellen kommen. „Dann muss man leider auch nach Katar fliegen“, sagt Britta Haßelmann, Bundestags­fraktionsc­hefin der Grünen.

Haßelmann steht neben Kai Wieghardt, Abteilungs­leiter Solare Kraftwerks­technik beim DLR und selbst Mitglied der Grünen. Für Deutschlan­d sei das Solarkraft­werk keine Option, räumt er ein. Aber: Würde man in der Sahara eine Fläche von 500 mal 500 Kilometern mit solchen Kraftwerke­n und Fotovoltai­kAnlagen bebauen, würde das einen zweistelli­gen Milliarden­betrag kosten, aber den Energiebed­arf der gesamten Welt abdecken.

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