Autospur weg für Radweg auf Luegallee?
In einem Papier der Stadtverwaltung wird ein Wegfall von einer Autospur für einen neuen Vorzeige-Radweg angeregt – ausgerechnet an dieser symbolträchtigen Stelle. Wie weit wollen CDU und Grüne für die Radförderung gehen?
Bei der Förderung des Radverkehrs sind CDU und Grüne an einem brisanten Punkt angelangt: Ein neuer Vorzeigeradweg soll über die Luegallee führen. Die Verwaltung hat der Kommission für den Radverkehr nach Informationen unserer Redaktion eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, die den Wegfall jeweils einer der beiden AutoFahrspuren nahelegt. Am Dienstag wird dazu getagt. Die Bezirksvertretung hat das Projekt allerdings bereits zuvor womöglich ausgebremst: Sie fordert zunächst ein Gesamtkonzept für den Verkehr auf der linksrheinischen Achse.
CDU und Grüne sehen die Förderung des Radverkehrs als eines ihrer wichtigsten Projekte. Ein Herzstück sind die vier Radleitrouten. Sie sollen als eine Art Rad-Hauptstraßen einen besonderen Standard genießen – möglichst mit Wegen, die vom Autoverkehr abgetrennt sind. Die Ost-West-Route soll auf der Hansaallee starten und nach der Querung der Oberkasseler Brücke rechtsrheinisch weiter über Jägerhofstraße und Jacobistraße zur Grafenberger Allee führen. Dort soll sie über den Hellweg bis ins Zentrum von Gerresheim laufen.
Für die gewünschte durchgehend gute Qualität muss die Strecke an vielen Stellen umgebaut werden. Die Stadttochter IPM soll das erledigen. Das Projekt genießt hohe Priorität: Oberbürgermeister Stephan
Keller (CDU) hat es kürzlich als einen der Schwerpunkte der Verwaltung für 2022 vorgestellt.
Das brisanteste Stück betrifft das Linksrheinische: Statt der Hansaallee ließe sich die Willstätter Straße wählen. Zur Luegallee fehlt aber offensichtlich eine praktikable Alternative. Als Radleitroute müsste sie umgestaltet werden: Stadteinwärts gibt es bislang keinen Radweg, stadtauswärts wird er über den Bürgersteig geführt – angesichts der erwünschten Zunahme des Radverkehrs
drohen Gefahren für Fußgänger.
Alle Beteiligten wissen: Das Thema ist nicht zuletzt wegen der Historie heikel. 1999 hatte CDU-Oberbürgermeister Joachim Erwin den von der rot-grünen Stadtregierung angelegten Radweg öffentlichkeitswirksam überpinselt, nachdem es Protest von Anwohnern und Geschäftstreibenden gegeben hatte. Inzwischen ist der Verkehr wegen des Baus der A44-Brücke zurückgegangen. Trotzdem herrscht bei
CDU und Grünen Sorge, dass ein Bündnispartner als Verlierer dastehen könnte. Als Kompromiss wurde vereinbart, dass testweise Tempo 30 verhängt werden soll.
Es gilt aber als fraglich, ob dieser Schritt reicht, um die versprochene Sicherheit für den Radverkehr zu gewährleisten. In der Machbarkeitsstudie heißt es, dass bei der heutigen – mit Daten der Zeit vor Corona berechneten – Auslastung auf eine der beiden Auto-Spuren verzichtet werden könne. Eine Visualisierung
zeigt bereits den Radweg auf der rechten Fahrspur.
Es zeichnet sich aber ab, dass die geplante Ost-West-Route zumindest vorerst am Rhein enden könnte: Die linksrheinische Bezirksvertretung 4 hat in dieser Woche beschlossen, zunächst ein Gesamtkonzept zu entwickeln. Dabei soll auch der umstrittene Bau der Hochbahnsteige betrachtet werden. Die CDU sei nicht gegen einen Radweg, sagt der Fraktionsvorsitzende und linksrheinische Bürgermeister Rolf Tups. „Wir brauchen für die Luegallee aber zuerst eine vernünftige Planung, die alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt.“Auch Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski will Aufenthaltsqualität und eine gute Lösung für die Haltestellen. Aus seiner Sicht gehören auf die Luegallee aber auch „gute Radverkehrsanlagen“.