Auf eine Bahnfahrt mit Kevin Kühnert
Der Generalsekretär der SPD unterstützte die Düsseldorfer Landtagskandidatin Annika Maus.
Die SPD hat sich für diesen Donnerstagabend viel vorgenommen, doch dann fängt die Wahlkampftour damit an, dass „der Kevin“aufgehalten wurde und jetzt später kommt. So raunt es ein Wahlhelfer in der Heine-Passage dem nächsten zu: „Der stand gerade noch in Bochum auf der Bühne.“
Während eine wachsende Zahl junger Männer und Frauen auf den Kevin wartet, wird allmählich der Sicherheitsdienst der Rheinbahn misstrauisch. Vielleicht sind es die leuchtend roten Leinentaschen, vielleicht hat auch einer die kleinen Tütchen mit verdächtiger Mischung gesehen, die man sich zusteckt. Es sind übrigens Wildblumen-Samen.
Kurz vor halb zehn ist er dann da: Kevin Kühnert, Generalsekretär der SPD, umarmt kurz seine Parteifreundin
Annika Maus, Kreisvorsitzende in Düsseldorf. Immer wieder wird er sie an diesem Abend den Menschen vorstellen und darauf hinweisen, dass es hier heute um sie geht: Sie kandidiert im Wahlkreis Düsseldorf III (Stadtbezirke 3 und 4) für den Landtag.
Kühnert ist sich nicht zu schade für den Wahlkampf an der Basis, aber abends um halb zehn bei 6 Grad und Regen ist nicht viel zu holen. Kaum jemand ist unterwegs, in der U-Bahn Richtung Süden sind mehr Wahlkämpfer als andere Passagiere, kaum einer mag einen Flyer nehmen, noch weniger die Schaumzucker-Mäuse, die die Kandidatin in Anspielung auf ihren Namen verteilt. „Keiner traut den Mäusen“, sagt einer der Helfer enttäuscht: „Es traut einfach keiner den Mäusen.“
Ein Passagier freut sich dann doch, als er angesprochen wird, er sei selbst in der SPD, sagt er, dann möchte er ein Selfie mit Kevin Kühnert. „Ich habe Sie mir kleiner vorgestellt“, sagt er. „Ich höre meistens eher das Gegenteil“, sagt Kevin Kühnert.
Beim Umsteigen an der Werstener Dorfstraße schauen alle auf die Tankstelle gegenüber, checken die
Preise – wieder unter 2 Euro pro Liter. Ob er sich nicht davor fotografieren oder filmen lassen wolle, fragen die Helfer den Generalsekretär, es wird viel gelacht.
Kevin Kühnert will mehr über Maus‘ Wahlkampf wissen, die sich erstmals um ein politisches Amt bemüht; für den Stadtrat darf sie als städtische Beamtin nicht kandidieren. „Ich bin sehr motiviert“, sagt sie. Sie erzählt auch, dass Düsseldorf nicht das Ruhrgebiet und dass das hier ein schwieriger Wahlkreis ist; aktuell wird er von CDU-Kandidatin Angela Erwin gehalten, die ihn 2017 deutlich gewonnen hatte. „Ich habe jedenfalls ein tolles, motiviertes Team“, sagt Maus.
Die U74 kommt, man fährt gemeinsam zum Hauptbahnhof, Kevin Kühnert ist der Erste, der auf der Treppe nach oben noch schnell einer Frau einen Flyer in die Hand drücken will. Als sie ablehnt, schaut er enttäuscht. Eine Helferin tröstet: „Wenn die dich erkannt hätte, dann hätte sie bestimmt anders reagiert.“Für den Politiker ist es sein sechster Termin an diesem Tag, er war schon in Datteln und Oer-Erkenschwick, am nächsten Tag soll es nach Schwelm und Witten gehen; da gibt man am Düsseldorfer Hauptbahnhof nicht auf.
Er geht mit Flyer auf ein Pärchen zu, das wegen der Kälte eng zusammensteht. „Dich kenne ich doch, du bist der ...“, sagt der Mann. „Kevin Kühnert“, sagt Kevin Kühnert. „Ja, klar, von der ...“– „SPD“, sagt Kevin Kühnert. Einer jungen Frau gibt er eines der verdächtigen Tütchen, sie ist nicht enttäuscht, dass es nur Wildblumen-Samen sind.
Weil alles viel später geworden ist, gibt es keinen Stopp mehr an der Bilker Kirche; man fährt nun direkt ins Tigges in Bilk. Kühnert hofft, dass dort die Küche noch geöffnet ist, als Letztes hat er an einem Stand in Mühlheim eine Waffel gegessen, das ist Stunden her. Er trinkt in letzter Zeit gerne alkoholfreies Bier, erzählt er, man spart eine Menge Kalorien und Kopfschmerzen. „Aber keine Sorge, heute Abend nicht.“