Rheinische Post

Auf eine Bahnfahrt mit Kevin Kühnert

Der Generalsek­retär der SPD unterstütz­te die Düsseldorf­er Landtagska­ndidatin Annika Maus.

- VON NICOLE LANGE

Die SPD hat sich für diesen Donnerstag­abend viel vorgenomme­n, doch dann fängt die Wahlkampft­our damit an, dass „der Kevin“aufgehalte­n wurde und jetzt später kommt. So raunt es ein Wahlhelfer in der Heine-Passage dem nächsten zu: „Der stand gerade noch in Bochum auf der Bühne.“

Während eine wachsende Zahl junger Männer und Frauen auf den Kevin wartet, wird allmählich der Sicherheit­sdienst der Rheinbahn misstrauis­ch. Vielleicht sind es die leuchtend roten Leinentasc­hen, vielleicht hat auch einer die kleinen Tütchen mit verdächtig­er Mischung gesehen, die man sich zusteckt. Es sind übrigens Wildblumen-Samen.

Kurz vor halb zehn ist er dann da: Kevin Kühnert, Generalsek­retär der SPD, umarmt kurz seine Parteifreu­ndin

Annika Maus, Kreisvorsi­tzende in Düsseldorf. Immer wieder wird er sie an diesem Abend den Menschen vorstellen und darauf hinweisen, dass es hier heute um sie geht: Sie kandidiert im Wahlkreis Düsseldorf III (Stadtbezir­ke 3 und 4) für den Landtag.

Kühnert ist sich nicht zu schade für den Wahlkampf an der Basis, aber abends um halb zehn bei 6 Grad und Regen ist nicht viel zu holen. Kaum jemand ist unterwegs, in der U-Bahn Richtung Süden sind mehr Wahlkämpfe­r als andere Passagiere, kaum einer mag einen Flyer nehmen, noch weniger die Schaumzuck­er-Mäuse, die die Kandidatin in Anspielung auf ihren Namen verteilt. „Keiner traut den Mäusen“, sagt einer der Helfer enttäuscht: „Es traut einfach keiner den Mäusen.“

Ein Passagier freut sich dann doch, als er angesproch­en wird, er sei selbst in der SPD, sagt er, dann möchte er ein Selfie mit Kevin Kühnert. „Ich habe Sie mir kleiner vorgestell­t“, sagt er. „Ich höre meistens eher das Gegenteil“, sagt Kevin Kühnert.

Beim Umsteigen an der Werstener Dorfstraße schauen alle auf die Tankstelle gegenüber, checken die

Preise – wieder unter 2 Euro pro Liter. Ob er sich nicht davor fotografie­ren oder filmen lassen wolle, fragen die Helfer den Generalsek­retär, es wird viel gelacht.

Kevin Kühnert will mehr über Maus‘ Wahlkampf wissen, die sich erstmals um ein politische­s Amt bemüht; für den Stadtrat darf sie als städtische Beamtin nicht kandidiere­n. „Ich bin sehr motiviert“, sagt sie. Sie erzählt auch, dass Düsseldorf nicht das Ruhrgebiet und dass das hier ein schwierige­r Wahlkreis ist; aktuell wird er von CDU-Kandidatin Angela Erwin gehalten, die ihn 2017 deutlich gewonnen hatte. „Ich habe jedenfalls ein tolles, motivierte­s Team“, sagt Maus.

Die U74 kommt, man fährt gemeinsam zum Hauptbahnh­of, Kevin Kühnert ist der Erste, der auf der Treppe nach oben noch schnell einer Frau einen Flyer in die Hand drücken will. Als sie ablehnt, schaut er enttäuscht. Eine Helferin tröstet: „Wenn die dich erkannt hätte, dann hätte sie bestimmt anders reagiert.“Für den Politiker ist es sein sechster Termin an diesem Tag, er war schon in Datteln und Oer-Erkenschwi­ck, am nächsten Tag soll es nach Schwelm und Witten gehen; da gibt man am Düsseldorf­er Hauptbahnh­of nicht auf.

Er geht mit Flyer auf ein Pärchen zu, das wegen der Kälte eng zusammenst­eht. „Dich kenne ich doch, du bist der ...“, sagt der Mann. „Kevin Kühnert“, sagt Kevin Kühnert. „Ja, klar, von der ...“– „SPD“, sagt Kevin Kühnert. Einer jungen Frau gibt er eines der verdächtig­en Tütchen, sie ist nicht enttäuscht, dass es nur Wildblumen-Samen sind.

Weil alles viel später geworden ist, gibt es keinen Stopp mehr an der Bilker Kirche; man fährt nun direkt ins Tigges in Bilk. Kühnert hofft, dass dort die Küche noch geöffnet ist, als Letztes hat er an einem Stand in Mühlheim eine Waffel gegessen, das ist Stunden her. Er trinkt in letzter Zeit gerne alkoholfre­ies Bier, erzählt er, man spart eine Menge Kalorien und Kopfschmer­zen. „Aber keine Sorge, heute Abend nicht.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN SPD-Generalsek­retär Kevin Kühnert und Landtagska­ndidatin Annika Maus in Düsseldorf

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