Tunnellösung für die B7 in Heerdt?
Die Zeit für ein 312 Meter langes Stück der Brüsseler Straße läuft ab, weitere Instandsetzungen des Brückenbauwerks lohnen sich nicht mehr. Die Bürger sollen über den Ersatzneubau mitentscheiden. Es gibt drei Varianten.
HEERDT Dass sich die TheodorHeuss-Brücke in einem schlechten Zustand befindet, ist bekannt. Seit November 2019 ist die Rheinbrücke für Fahrzeuge über 30 Tonnen gesperrt. In einem noch schlechteren Zustand soll sich laut Verwaltung das etwa drei Kilometer weiter östlich liegende, im Jahr 1959 errichtete und 312 Meter lange Bauwerk der „Hochstraße Benediktusstraße“in Heerdt befinden. Die Hochstraße ist wie die Theodor-Heuss-Brücke Bestandteil der B7 (Brüsseler Straße) und überquert die Benediktusstraße, die Krefelder Straße, die Windmühlenstraße und die Schiessstraße. Von mehr als 80.000 Autos und mehr als 3000 Schwerlastfahrzeugen wird die Hochstraße täglich genutzt, doch nun ist ihre Zeit abgelaufen – und die Politik muss mit Beteiligung der Bürger entscheiden, wie der Ersatzneubau aussehen soll.
Eine Vielzahl von Faktoren, insbesondere das stetig steigende Verkehrsaufkommen und ein breiter gefächertes Spektrum an gesetzlichen und technischen Anforderungen, machen dem Brückenbauwerk zu schaffen. Trotz langjähriger Ertüchtigungs- und Kompensationsmaßnahmen, die den negativen Einflüssen bislang entgegenwirkten, nähert sich die Hochstraße dem Ende ihrer Nutzungsdauer. Eine neue Machbarkeitsstudie ist zu dem Ergebnis gekommen, „dass weitere Instandsetzungsmaßnahmen zur lastbeschränkungsfreien Nutzung schon aus technischer Sicht keine Alternative zur zeitnahen Planung und Umsetzung eines Ersatzneubaus darstellen“, so die Verwaltung. Die Schäden seien so groß, dass die Hochstraße definitiv vor der Theodor-Heuss-Brücke, bei der die Frage nach einer Sanierung oder einem Neubau weiterhin offen ist, an der Reihe sei.
Der Bezirksvertretung 4 (Oberkassel, Niederkassel, Lörick und Heerdt) sind nun für einen Ersatzneubau drei mögliche Varianten vorgestellt worden, zudem eine Untervariante. Variante eins ist – analog zum Bestand – ein Brückenbauwerk, Variante zwei ist ein Tunnel und Variante drei sind Einzelbrücken (verbunden mit Dammschüttungen) oder ein verkürztes Brückenbauwerk mit einer Dammschüttung.
Die preislichen Unterschiede der vorgeschlagenen Möglichkeiten
sind nicht gering: Beim Tunnelbauwerk kalkuliert die Stadt mit 110 bis 140 Millionen Euro, für einen analogen Ersatzbau mit 50 bis 65 Millionen Euro und für die Brücken mit Damm zwischen 35 und 55 Millionen Euro. Die Schätzungen beziehen sich auf 2022 und es ist eher davon auszugehen, dass die Kosten in Zukunft steigen werden, zumal bis zu einer Entscheidung Jahre vergehen werden. Von Dezember 2022 bis Januar 2024 soll zunächst eine Öffentlichkeitsbeteiligung stattfinden und mit einem Bedarfsbeschluss rechnet die Verwaltung erst zwischen Oktober 2025 und März 2026. Die Bezirksvertretung 4 sprach sich einstimmig für die Bür gerbeteiligung aus und wird rund 600.000 Euro kosten, wenn auch der Ordnungs- und Verkehrsausschuss Ende April zustimmt. Bis das fertige Ersatzbauwerk steht, wird es noch einmal weitere Jahre dauern. Beim Tunnel wird mit sechs Jahren gerechnet, bei einer neuen Brücke sollen es vier sein und bei einer Brücke mit Damm mindestens drei Jahre.
Auch wenn die Tunnellösung am teuersten wäre und der Bau am längsten dauern würde, gab es für lich entstünden neue Flächen, die für Wohnungen oder Grün genutzt werden könnten, außerdem erhielten die umliegenden Bebauungen der B7 eine Aufwertung. „Wenn wir die Chance haben, es richtig gut zu machen und die Situation zu verbessern, dann sollten wir sie nutzen“, sagt Giuseppe Saitta (CDU) und spricht den Lärmschutz an, den es „jetzt gerade an dieser Stelle überhaupt nicht gibt“. Markus Loh (Grüne) sieht mit einem Tunnel einen Vorteil für die städtebauliche Entwicklung im Linksrheinischen, hält die Variante aber wegen der hohen Kosten und des grundsätzlichen Risikos bei Tunnelbauten auch für kritisch. Seine Partei schlägt als weiteren Denkanstoß eine Variante namens „Stadtbalkon“vor, die der „Promenade Plantée“in Paris oder der „High Line“in New York ähneln soll. Die Grünen können sich vorstellen, die Brüsseler Straße abzusenken und zu überdeckeln, sodass über der B7 neuer Platz etwa für Parkflächen entsteht – zu niedrigeren Kosten als bei einem Tunnel.