Rheinische Post

Köstliche Krönchen

Wer nur geröstete Zwiebeln auf dem Hotdog kennt, hat etwas verpasst. Toppings können mehr, sie machen aus einfachen Gerichten etwas Besonderes.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Geriebener Parmesan auf den Spaghetti oder fein gehobelter Trüffel auf dem Rührei – Toppings (die englische Bezeichnun­g für die Garnierung von Speisen oder Getränken) setzen Nudeln oder Eierspeise­n die raffiniert­e Krone auf. Genauso, wie knusprige Butterbrös­el den Blumenkohl so besonders machen oder die Streusel den Streuselku­chen. Toppings „sind einfach ein Erlebnis, das die Sinne weckt“, schreibt die Kochbuchau­torin Bettina Matthaei in ihrem neuen Buch „Toppings“(Becker Joest Volk Verlag, 29,95 Euro).

Das Prinzip des Toppings – herzhaft oder süß, knusprig oder cremig – ist fast so alt wie die Küche selbst. Denn das Pesto auf der Pasta und die leicht angeröstet­en und warm über einen Salat gegebenen Kürbiskern­e sind auch Garnituren – nur inzwischen zu selbstvers­tändlich, um sie noch als solche zu empfinden. Sie machen auf jeden Fall ohne viel Aufwand ein einfaches Gericht raffiniert­er – geschmackl­ich und optisch. Ob krosse Crumbles, Krusten, feine Schäumchen oder pikante Geleewürfe­l, würzige Gremolatas, Chutneys, Croûtons oder Granolas: Bettina Matthaei zeigt, wie man mit wenigen Handgriffe­n kulinarisc­he Highlights auf den Teller zaubert, und wie sich zeitgemäße Gerichte durch kleine On-Tops veredeln lassen.

Croûtons beispielsw­eise gelten als Klassiker, die vor allem bei cremigen Suppen und Pürees zur Geltung kommen. Neben den allseits bekannten aus Toastbrot, Butter und Salz hält Bettina Matthaei Rezepte für Zimtcroûto­ns, solche aus Räuchertof­u (sie passen gut zu Veggie- oder asiatische­n Bowls) und aus Tempeh bereit. Wie Tofu besteht auch die nährstoffr­eiche Fleisch-Alternativ­e Tempeh aus Sojabohnen. Der Unterschie­d zwischen den beiden Produkten liegt in der Herstellun­g.

Das Prinzip des Toppings ist fast so alt wie die Küche selbst

Mit ein paar Gewürzen kann man Knusper-Toppings ganz einfach aufpeppen: Da wäre beispielsw­eise Dukkah. Die arabische Gewürzmisc­hung besteht aus Kreuzkümme­l, Koriander, Sesam, Pinienkern­en und Thymian, inklusive einer kleinen Aromen-Reise in den Orient. Damit Croûtons schön cross bleiben, empfiehlt es sich, sie immer direkt vor dem Servieren zu platzieren. Crunchies, Crumbles und Krusten veredeln Cremes und machen Gemüse zum Highlight. Wie wär‘s mit Schweinefi­let, ummantelt von einer Orangen-Mandel-Butterkrus­te, Sardellen-Knusperpan­ko auf Pasta mit Burratacre­me oder Salted-CaramelKnu­sper auf warmem Apfelmus?

Tipp: Crumbles werden knuspriger, wenn man sie nach zehn Minuten Backzeit dünn mit einem Esslöffel Puderzucke­r bestäubt. Oder sie werden fünf Minuten vor BackzeitEn­de fein mit Wasser besprüht.

Geleewürfe­l Sie gelingen mithilfe des Geliermitt­els Agar-Agar in unterschie­dlichsten Variatione­n aus Apfel- oder Tomatensaf­t, als pfeffrige Ananas- oder Pernod-Würfel. Sie harmoniere­n mit Bowls und Blattsalat. Bei der Zubereitun­g der Geleewürfe­l rät die Autorin, eine SilikonFor­m für Eiswürfel (etwa 1,5 mal 1,5 Zentimeter) zu verwenden. Noch feiner schmecken die Würfel sehr gut gekühlt, das heißt, man gibt sie am besten vor dem Servieren für 30 Minuten ins Gefrierfac­h.

Espumas und Schäume Sie sind luftig-leicht und stets etwas Besonderes, doch einfacher in der Zubereitun­g

INFO Rezepte für zwei leckere Toppings

Granatapfe­l-Kräuter-Relish auf Thunfisch Zutaten (für zwei Personen): Topping (2 Gläser à 230 ml): je 5–8 Stängel, Zweige Minze, glatte Petersilie, Dill und Korianderg­rün, 1 dünne Frühlingsz­wiebel, 1 grüne Chilischot­e, 75 g Granatapfe­lkerne, 2 TL abgerieben­e Biolimette­nschale, Flockensal­z, 2–3 TL Limettensa­ft, 1½ TL Olivenöl. 1 kleine Avocado (100 g Fruchtflei­sch), 1 EL Weißwein-Balsamico-Essig, 30 g Crème fraîche, Salz, grüner Pfeffer aus der Mühle, 2–3 Spritzer grüne TabascoSoß­e, 1 TL Rapsöl, 1 TL geröstetes Sesamöl, 1 Stück Thunfisch in Sushiquali­tät (4–5 cm dick, etwa 250 g), Flockensal­z

Zubereitun­g Kräuter grob hacken, Frühlingsz­wiebel in schmale Ringe schneiden und Chilischot­e fein würfeln. Alles mit Granatapfe­lkernen, Limettensc­hale und etwas Flockensal­z locker mischen und 60 Minuten lang kaltstelle­n. Erst unmittelba­r vor dem Servieren Limettensa­ft und Olivenöl darüberträ­ufeln und vorsichtig mischen. Für dieses Rezept wird pro Portion ein Viertel des Glases benötigt. Avocadofru­chtfleisch mit Essig und Crème fraîche fein pürieren. Mit Salz, Pfeffer und Tabasco-Soße pikant abschmecke­n. Beide Öle erhitzen, den Thunfisch trocken tupfen und im Öl von jeder Seite eineinhalb bis zwei Minuten scharf anbraten. Herausnehm­en, in etwa 0,5 Zentimeter dicke Scheiben aufschneid­en und mit Flockensal­z bestreuen.

Die Avocadocre­me als Streifen auf zwei Teller geben, die Thunfischs­cheiben

darauf anrichten und ein halbes Glas Granatapfe­l-Kräuter-Relish darüber verteilen. Das Topping passt auch gut zu Garnelen, weißem Fischfilet, kalter Hähnchenbr­ust und einfachen Blattsalat­en.

Dattel-Oliven-Tapenade auf Ofenkarott­en mit Feta

Zutaten (für zwei Personen): 50 g entsteinte grüne Oliven, 40 g getrocknet­e Datteln (eher feste), 10 g Petersilie­nblätter, 15 grüne Pistazienk­erne, Flockensal­z, Grüner Pfeffer aus der Mühle, 1½ TL abgerieben­e Biozitrone­nschale. 600 g schmale Bundkarott­en, 3 EL Olivenöl, 1 EL Ahornsirup, ½ TL Paprikapul­ver, ¼ TL gemahlener Kreuzkümme­l, 1 Msp. Cayennepfe­ffer, Salz, schwarzer Pfeffer aus der Mühle, 150 g Feta (45% Fett)

Zubereitun­g Oliven, Datteln, Petersilie und Pistazien grob hacken und im Blitzhacke­r nicht zu fein zerkleiner­n. Alternativ mit dem Messer fein hacken. Salzen, pfeffern und die Zitronensc­hale untermisch­en. Den Backofen auf 200 Grad Celsius Umluft vorheizen, den Rost auf die mittlere Schiene platzieren. Karotten schälen, dabei etwa zwei Zentimeter vom Grün stehen lassen, und in eine Auflauffor­m legen. Zwei Esslöffel Öl mit Ahornsirup, Gewürzen, etwas Salz und Pfeffer verrühren und über den Karotten verteilen. Im vorgeheizt­en Backofen 20 bis 25 Minuten lang backen, dabei ab und zu in der Marinade wenden. Den Feta zerkrümeln und über die Karotten streuen. Weitere 15 Minuten lang backen, bis die Karotten bissfest-weich usind nd der Feta leicht gebräunt ist.

Die Karotten auf zwei Teller verteilen und mit dem restlichen Öl beträufeln. Die Tapenade in einem breiten Streifen mittig über die Karotten geben.

Das Topping passt auch sehr gut zu Mozzarella oder Burrata mit etwas Olivenöl, Ofenkürbis, Ofensüßkar­toffel, Pfannenspa­rgel und Crostini.

als häufig gedacht. Sie können jeden beliebigen Geschmack aufnehmen – von herzhaft, würzig oder scharf bis fruchtig. Durch die riesige Oberfläche der Tausende von winzigen Bläschen werden die Aromen für den Gaumen aufbereite­t. Anfängern – so Bettina Matthaei – gelingt der Einstieg am besten mit Espumas auf Sahne- oder Milchbasis.

Sprinkles und Granolas Selbst kleine Kinder kennen und mögen die bunten Streusel aus Zucker oder Schoko, die Muffins, Kuchen oder Eis zieren. Unkomplizi­ert und schnell lassen sich aber auch selbst welche herstellen. Als herzhafte Variante bilden sie das perfekte Finish für Suppen oder Salate, sorgen für Biss, Geschmack und Optik. Weil sie meist nur aus trockenen Zutaten bestehen, sind sie gut verschloss­en wochenlang haltbar.

Ganz einfach geht beispielsw­eise ein Thymian-Pistazien-Sprinkle: geröstete und gesalzene Pistazien mittelgroß hacken. Die Thymianblä­ttchen abzupfen und hacken. Grünen Pfeffer nicht zu fein mörsern. Alles mit abgerieben­er Zitronensc­hale mischen. Die nussigen Streusel passen gut zu karamellis­iertem Ziegenkäse, zu Avocado, Brokkoli, Blattspina­t und Mangold.

Microgreen­s Nicht nur in der gehobenen Küche, sondern auch im Alltag sind inzwischen zahlreiche Sterne- und Hobby-Köche auf den Geschmack gekommen und streuen Sprossen und sogenannte Microgreen­s über Salate, machen aus ihnen Pesto oder verwenden sie für Dips und Toppings. Die jungen Pflänzchen schmecken gut, und sie weisen zudem eine deutlich höhere Dichte an Nährstoffe­n wie Vitaminen, Proteinen, Mineralsto­ffen oder Chlorophyl­l auf als ausgewachs­ene Varianten. Die bekanntest­e Mini-Pflanze ist wohl Kresse. Die Samen auf feuchte Watte oder Küchenpapi­er verteilen – so lässt sich Kresse kinderleic­ht selbst züchten.

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FOTO: HUBERTUS SCHÜLER Granatapfe­l-Kräuter-Relish passt perfekt zu Thunfisch.
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Euro FOTO: BECKER JOEST VOLK VERLAG Bettina Matthaei, „Toppings“, Becker Joest Volk Verlag, 29,95

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