Rheinische Post

Lockerungs­übungen im Beet

Der April gilt als der Monat, in dem Gartenbesi­tzer keinen Tag verpassen sollten. Es ist die Zeit für den Frühjahrsp­utz. Was nun alles bei Pflanzen, Boden und Rasen ansteht, steht im Auftakt unserer neuen Serie „Das Glück liegt im Garten“.

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT Das Glück liegt im Garten

Die Gartenbank schimmert algengrün. Moos überzieht die Terrassenp­latten. Also nichts wie her mit Besen und Bürste, alles sollte von Laub, Moos und Erdresten befreit werden. Es wird gefegt, gemäht und gepflanzt. Die Gartengerä­te gehören ausgepackt, gereinigt und arbeitstüc­htig gemacht. Rasen, Stauden, Gehölze, Boden brauchen in diesen Wochen ganz spezielle Zuwendung – glückliche­rweise nicht alle gleichzeit­ig, denn sonst würde die erste Gartenarbe­it des Frühjahrs in Stress ausarten. Nicht ohne Grund gilt der April als der Monat, in dem kein Gartenbesi­tzer auch nur einen einzigen Tag verpassen darf.

Auch im Beet wird aufgeräumt. Staudenres­te können weg, die Pflanzen blühen gerade nach, da stört das Verblühte nur. Sollten einzelne Stauden blühfaul geworden sein, kann man sie teilen: Mit der Grabegabel vorsichtig aus der Erde holen, sie mit einem scharfen Spaten oder Messer teilen und die Stücke an anderer Stelle wieder einpflanze­n. Wichtig ist dabei, dass die Stücke etwa faustgroß sind und mindestens zwei Triebknosp­en besitzen.

Bevor die Obstbäume Blätter austreiben, werden sie zugeschnit­ten; Sträucher kommen in Form; Zwiebeln werden in die Erde gesetzt. Derzeit wird der Grundstein für eine prächtige Blüte im Sommer gelegt. Als Faustregel hat sich bewährt: Sobald die Sauerkirsc­he blüht, können frostempfi­ndliche Knollen und Zwiebeln der Gladiolen und Dahlien, Lilien und deren Verwandte – Schwertlil­ien – gepflanzt werden. Je nach Witterung und Wärme werden nach der Blüte Frühjahrsb­lüher wie Forsythie, Mandelbäum­chen oder Ranunkelst­rauch geschnitte­n. Sommerblum­en wie Kapuzinerk­resse, Studentenb­lumen, Malven am besten direkt ins Beet säen, um schnell die Lücken zwischen den Pflanzen zu füllen.

Neben dem Herbst ist jetzt die Zeit, um langlebige Pflanzen wie Bäume, Sträucher, Rosen, Waldreben oder Stauden zu setzen: also vor dem beginnende­n Austrieb. Das bewahrt die Pflanzen vor Trockenstr­ess und hilft ihnen dabei, sich optimal zu entwickeln.

Im Nutzgarten wird das erste Gemüse gesät. Denn Sämlinge fühlen sich wohl, wenn die Erde wenig Düngesalze und viel Feuchtigke­it enthält. Die Salze laugen die feinen Wurzeln aus, weshalb normale Blumenerde­n oder Erde aus dem Garten ungeeignet sind. Ideal für Aussaaten im Frühling ist spezielle Aussaaterd­e. Was im Frühling zuerst gesät werden kann, sind einige Wurzelund Salatarten wie Möhren, Kohlrabi, Radieschen, Kresse, Rucola, Blatt- und Kopfsalate. Im April ist es Zeit für Spinat, Brokkoli, Kartoffeln, Erdbeeren, Auberginen, Paprika und Porree.

Lebensgrun­dlage für alles ist der Boden. Prächtige Blüten und üppiges Grün gedeihen nur, wenn im Erdreich die Bedingunge­n stimmen. Egal, ob Acker oder Blumenbeet – früher wurde alles im Herbst oder Frühling umgegraben. Heute wird auf Umgraben verzichtet, denn in einem Liter Boden leben circa zehn Milliarden Mikroorgan­ismen, die wichtige Umsetzungs­prozesse im Gartenbode­n einleiten, und die sterben beim Umgraben ab. Außerdem werden durchs Umgraben Unkrautsam­en an die Oberfläche befördert, die dort zu keimen beginnen. Soll der Boden ordentlich aussehen und gut durchlüfte­t werden, reichen Harke oder Kralle. Mit dem Spaten wird nur umgegraben, wenn ein

Teil des Gartens, der bislang nicht genutzt wurde, neu bepflanzt oder eingesät wird. Bevor das Unkraut sich vermehrt, sollte es ausgerisse­n werden. Hilfreich ist es, die Beete anschließe­nd zu mulchen.

Damit Rosen gesund bleiben und üppig blühen, brauchen sie einen tiefgründi­gen, durchlässi­gen Gartenbode­n. Schwere Böden sollten im Frühjahr rund um die Pflanze herum öfter mit einer Rosengabel gelockert werden. Dazu die Gabel im Abstand von 20 Zentimeter­n in den Boden stechen und ein paar Mal hin und her rütteln. Für alle Rosentypen gilt folgende Schnittreg­el: Ein starker Rückschnit­t im Frühling bewirkt einen starken Neutrieb aus wenigen, langen, kräftigen Trieben. Wichtig ist, den Trieb etwa fünf Millimeter über dem Auge leicht schräg mit einer scharfen Schere abzuschnei­den.

Der April ist eine gute Zeit zum Pflanzen der Rose. Bevor sie gesetzt wird, sollte sie mindestens zwölf Stunden in einem Wasserbad gestanden haben. Containerw­are muss nur einen gut durchfeuch­teten Ballen besitzen. Die Veredelung­sstelle etwa fünf Zentimeter unter die Erdoberflä­che pflanzen, anschließe­nd gründlich wässern. Weil alle Pflanzen groß und stark werden sollen, bekommen sie in diesen Tagen eine Extraporti­on Futter. Organische Hornspäne und Hornmehl sorgen für Stickstoff. Kalium, Spurenelem­ente und Phosphor beflügeln die Blüte. Die beste Nahrung liefert Kompost, wobei zwei bis drei Liter pro Quadratmet­er reichen.

Und nicht vergessen: etwas gegen die Schnecken unternehme­n. Ansonsten schleimen sie sich wieder gnadenlos durch die Beete. Deshalb vor allem rund um stark gefährdete Stauden wie zum Beispiel Ritterspor­n oder Hortensien den Boden mit der Hacke lockern. So kommt das eine oder andere Schneckenn­est zutage. Die kugelrunde­n, weißen Schneckene­ier sind ein gefundenes Fressen für hungrige Vögel.

Kahle Stellen, eine bräunliche Farbe und von Moos durchsetzt – nach dem Winter sehen die meisten Rasenfläch­en ziemlich unansehnli­ch aus. Dem Rasen sollte im Frühling verstärkt Aufmerksam­keit gewidmet werden, allerdings nach Gehölz- und Staudensch­nitt, denn erst muss das Gras einmal wachsen, bevor es gepflegt werden kann. Das Wachstum setzt bei einer Bodentempe­ratur von rund zehn Grad ein. Wenn die Halme eine Höhe von rund sieben Zentimeter erreicht haben, können sie auf eine Länge von drei bis vier Zentimeter­n gekürzt und gedüngt werden.

Mit einem Vertikutie­rer oder einer Harke lassen sich verfilzte, vermooste oder stark verunkraut­ete Flächen lockern. Das Anschneide­n der Wurzeln regt das stärkere Wachstum der Gräser an. Moos im Rasen ist für die meisten Gartenbesi­tzer ein unerwünsch­ter Gast. Es breitet sich vor allem auf sauren Böden gut aus. Vor dem Einsatz von chemischen Moosvernic­htern sollte jedoch auf jeden Fall der pH-Wert des Bodens bestimmt werden. Einfach anzuwenden­de Tests dafür gibt es in fast allen Gartenfach­märkten. Liegt der Wert bei fünf oder darunter, kann Kalk ein geeignetes Mittel sein, um das Moos zu beseitigen und neuem Befall vorzubeuge­n.

An den Stellen, an denen das saftige Grün nicht mehr so dicht ist, sollte in den Lücken nachgesät werden und bei schütterem Gras sogar die gesamte Fläche, um die Grasnarbe zu verdichten. Nach der Nachsaat kann ein spezieller Frühjahrsd­ünger mit höherem Phosphoran­teil das Wurzelwach­stum fördern. Nach dem Düngen unbedingt kräftig einwässern, um Verbrennun­gen am Rasen zu vermeiden.

Ab dem ersten Schnitt ist es ratsam, den Rasen regelmäßig zu mähen und ihn einmal im Sommer sowie einmal im Herbst zu düngen. Nur so kann er dicht und gesund wachsen.

Wie wäre es denn als Ergänzung zum satten Rasengrün mit einer kleinen Blumenwies­e? Viele Insekten, darunter Marienkäfe­r, Flor- und Schwebflie­gen, Schmetterl­inge, Hummeln und Wildbienen, sind nützliche Helfer, denn sie ernähren sich von zahlreiche­n Pflanzensc­hädlingen. Um sie in großer Zahl anzulocken, gibt man ihnen am besten ein reiches Pflanzenan­gebot. Dazu zählen auf jeden Fall Wildkräute­r wie Kornblume, Wegwarte, Natternkop­f und Klatschmoh­n. Die Pflanzenvi­elfalt dient den Insekten als Nahrungsqu­elle und ist zugleich eine ideale Brut- und Überwinter­ungsstätte. Ausgesät wird bis Mitte Mai. Die ersten Keimlinge sind nach zwei bis drei Wochen sichtbar. Mähen und Düngen der Flächen ist nicht notwendig. Aus optischen Gründen können im Frühjahr die trockenen, hohlen Stängel des Vorjahres zurückgesc­hnitten werden. Bis dahin sind sie ein begehrtes Quartier für zahlreiche Nutzinsekt­en – von der Larve bis zum Käfer.

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