Wenn das Älterwerden die Psyche belastet
In den Neubau ist die Privatstation Kilian für Gerontopsychiatrie eingezogen. Sie richtet sich speziell an Patienten im Seniorenalter.
Generell ist eine psychische Erkrankung zwar keine Frage des Alters, aber: „Ältere Patienten bringen ganz andere Themen mit“, sagt der leitende Oberarzt Dr. Marcel Goertz. Bei ihnen gehe es vielfach um Einsamkeit, das Ende des Arbeitslebens, Verlust von geistigen und körperlichen Fähigkeiten, um Ängste vor dem Altwerden und vor dem Tod – und all das stellt eine besondere Herausforderung in der Therapie dar. „Im Vergleich zu den anderen Stationen gibt es hier deshalb beispielsweise auch mehr physiotherapeutische Angebote und Therapien, bei denen die kognitiven Fähigkeiten verbessert werden“, sagt Dr. Goertz.
Auf der Privatstation Kilian werden schwerpunktmäßig Erkrankungen wie Depressionen, bipolare affektive Störungen, Ängste sowie Zwangserkrankungen behandelt. Bei einem Teil der Patienten auf der Gerontostation handelt es sich um Menschen mit Demenz. Daher gehören auch Gedächtnistraining
und andere Therapien zur Angebotspalette. Zudem werden hier vermehrt die Angehörigen mit ins Boot geholt. „Sie können sich bei uns im Umgang und in der Pflege eines Menschen mit Demenz schulen lassen“, berichtet der Oberarzt. Aber auch in die Therapie des Patienten werden sie stärker einbezogen, beispielsweise, indem sie das Leben und das Wesen des Betroffenen vor der Erkrankung beschreiben.
Da einige der Demenz-Patienten Weglauf-Tendenzen aufweisen, gibt es auf der Gerontostation auch einen geschützten Bereich. „Er ist genauso wie der Rest der Station gestaltet. Bloß sind hier die Türen zu“, so Dr. Goertz.
Durch die medikamentöse Behandlung versuchen die Mediziner Verhaltensweisen wie starke Unruhezustände oder auch Aggressivität zu reduzieren. „Oft gelingt das, und wir können dann mit anderen Therapieformen dafür sorgen, dass es dem Patienten insgesamt besser geht“, berichtet der Mediziner. Dazu gehören dann fast alle Angebote, die auch jedem anderen Patienten offenstehen. Im Gegensatz zu Jüngeren wird bei den Erkrankten auf der Gerontostation allerdings mehr Zeit eingeplant. Der Grund ist so einfach wie logisch: „Viele hier sind über 80 Jahre alt und einfach langsamer. Und so passen wir uns unseren Patienten an“, erklärt Dr. Goertz.