Rheinische Post

Mit Ping-Pong gegen Parkinson

Borussias Tischtenni­sspieler holen Gold und Silber bei den German Open. Jörg Roßkopf überreicht die Medaillen.

- VON TINO HERMANNS

Das wollte und konnte sich Tischtenni­s-Bundestrai­ner Jörg Roßkopf nicht entgehen lassen. Er, der normalerwe­ise ständig mit Weltstars wie Rekord-Europameis­ter Timo Boll und dem sechsmalig­en Olympia-Medailleng­ewinner Dimitrij Ovtcharov zu tun hat, stellte sich und seinen guten Namen bei der Siegerehru­ng der internatio­nalen deutschen Ping-Pong-ParkinsonM­eisterscha­ften zur Verfügung. Die Medailleng­ewinner erhielten somit ihre Siegerplak­etten aus der Hand eines Mannes, der 14 Jahre lang das Trikot der Borussia getragen hat und in dieser Zeit unter anderem Doppel-Weltmeiste­r, olympische­r Doppel-Silbermeda­illengewin­ner, Einzel-Europameis­ter und WeltCup-Sieger wurde. „Dass Jörg Roßkopf die Siegerehru­ng vornimmt, war eine echte Überraschu­ng. Das hatte niemand von uns erwartet“, erklärte Borusse Fred Nellissen.

Er war mit sechs weiteren Klubkamera­den bei der „offenen Deutschen“in Bad Homburg am Start. Für ihn lief es nicht richtig rund. „Ich habe mir eine Rückenverl­etzung zugezogen und konnte nicht mehr weiterspie­len“, ärgert sich der Gerresheim­er. „Aber bei einigen anderen Borussen hat es ja zu einer Begegnung mit Jörg Roßkopf gereicht.“So glänzten Borussias Damen Marion König in der Einzel-Konkurrenz Klasse 3 mit Gold und Linda Rohlf mit den Silbermeda­illen in der Einzel-Klasse 2 sowie mit Partner Oliver Kromat in der Mixed Klasse 2. Siegfried Fürst durfte sich zudem mit Gerhard Raupach (Nordhorn) über den Sieg in der Trostrunde im Herren-Doppel Klasse 3 freuen.

„Wir hätten niemals mit solch einem Erfolg gerechnet“, sind sich die Preisträge­r mit den weiteren Borussen Nelissen, Oliver Allgaier und Karsten Riethmache­r einig.

Insgesamt 137 Teilnehmer aus 13 Ländern, unter anderem aus den USA, Schweden, Dänemark und Portugal, ermittelte­n in sehr freundscha­ftlicher Atmosphäre ihre Sieger in den Diszipline­n Einzel, Doppel und Mixed in den drei Handicap-Klassen. Darüber hinaus wurden Tipps im Umgang mit Parkinson ausgetausc­ht, auch die internatio­nale Verständig­ung klappte am Tisch und auf der Zuschauert­ribüne hervorrage­nd.

Die Klassenein­teilung bei den an Parkinson leidenden Tischtenni­sspielern erfolgt einmal über den aktuellen Stand der Nervenerkr­ankung und zum anderen über die Dauer der Zeit als aktiver Tischtenni­sspieler.

Für Nelissen war es frustriere­nd, zuzusehen, wie sein Doppel- und Mixed-Partner beziehungs­weise -Partnerin als neu zusammenge­stelltes Mixed-Team von Sieg zu Sieg eilten. „Ich war mit Linda Rohlf zum Mixed verabredet und hätte mit Oliver Kromat Doppel gespielt“, erläutert Nelissen. „Weil ich ausgefalle­n bin, war es naheliegen­d, dass Linda und Oliver eine neues Mixed bilden.“

Davon lässt sich der 63-Jährige aber nicht unterkrieg­en. Er plant bereits für die Ping-Pong-Parkinson Weltmeiste­rschaft. „Die WM wird in drei, vier Monaten in Pula in Kroatien gespielt. Bis dahin dürften mein Rücken und ich wieder fit sein“, kündigt Nelissen an.

Die Auswahl an möglichen PingPong-Parkinson-Doppelund Mixed-Partnern bei der Borussia nimmt stetig zu. „Vor gut einem Jahr hatten wir 20 Aktive. Da reichten zehn Tische und jeder konnte Einzel spielen. Inzwischen müssen wir schon 16 Tische aufstellen, damit alle trainieren können“, stellt Nelissen fest. „Und nicht an jedem Tisch wird Einzel gespielt.“

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FOTO: KARSTEN RIETHMACHE­R Die Borussen bei den German Open: Fred Nelissen, Oliver Kromat, Marion König, Karsten Riethmache­r, Linda Rohlf (stehend von links), Siegfried Fürst und Oliver Allgaier (hockend von links).

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