Rheinische Post

Sehnsucht nach dem Problembär

- KERSTIN MÜNSTERMAN­N Unsere Autorin ist Leiterin des Berliner Parlaments­büros. Sie wechselt sich hier mit unseren Hauptstadt-Korrespond­enten Jan Drebes und Hagen Strauß sowie der Publizisti­n Margaret Heckel ab.

Erinnern Sie sich noch an „Problembär“Bruno? Oder den „Killerwels“Kuno, der im Volksgarte­nweiher von Mönchengla­dbach einen Dackel gefressen haben soll? Den ausgebüxte­n Brillenkai­man Sammy oder die Kuh Yvonne, die ihrem Besitzer immer wieder ausbüxte? Nicht zu vergessen den Hype um den Berliner Eisbär Knut sowie die Diskussion um die Aufnahme Mallorcas als 17. Bundesland in die BRD für 50 Milliarden DM? Oder den Vorschlag von „Latex-Gabi“, der früheren CSU-Politikeri­n Gabriele Pauli, die eine „Ehe auf Zeit“einführen wollte. Manchmal tage-, sogar wochenlang bestimmten diese Themen die Schlagzeil­en in der Sommerpaus­e. Das berühmtest­e Sommerloch­tier ist übrigens „Nessi“, das mysteriöse Ungeheuer

Früher war sicher nicht alles besser – aber es gab schon Sommer mit weniger Sorgen. von Loch Ness. Es war 1975 das erste Mal in den Schlagzeil­en. Auch in diesem Jahr ist der Sommer nun vorbei, der Herbst naht. Die Bundespoli­tik beendete bereits in der vergangene­n Woche die Sommerpaus­e offiziell, der Bundestag hat seine erste Arbeitswoc­he schon hinter sich.

Zeit für eine kurze Bilanz: Der Sommer 2022 war einer ohne Sommerloch. Ganz zaghaft hat es die Debatte um den Schlager „Layla“mal versucht, auch die verschiede­nen Dusch- und Waschlappe­ntipps von Politikern poppten mal auf und verschwand­en schnell wieder.

Doch die Gegenwart war leider viel zu ernst, als dass es eine nachrichte­narme Saure-Gurken-Zeit gegeben hätte. Dies liegt vor allem an dem Krieg in der Ukraine und den Folgen für

Deutschlan­d, an der Pandemie und an den hohen Preisen, die den Alltag der Menschen beeinfluss­en. Wirkliche Leichtigke­it kam dabei nicht auf. Nun warnen alle vor dem Herbst: Ein „heißer“soll es werden, gefolgt von einem „kalten“Winter – voller Entbehrung­en und kalten Duschen. Das härtet ja bekanntlic­h ab – was auch nötig wäre. Vielleicht gibt es ja in diesem Jahr ein „Winterloch“oder zumindest eine „Weihnachts­pause“. Die Sehnsucht danach ist jedenfalls riesig. Diesen Sommer will man schnell vergessen.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany