Rheinische Post

Verfahrene Situation nach Schweden-Wahl

- VON JENS MATTERN

In Schweden steht noch nicht fest, wer das Land künftig regiert. Einen klaren Gewinner der Wahl jedoch gibt es bereits: Es sind die rechten Schwedende­mokraten, nach bisherigem Stand die zweitstärk­ste Kraft im Land. Sie werden nun mitreden wollen. Und wohin das führt, ist nicht absehbar.

Mit Blick auf das Wahlergebn­is ist aktuell davon auszugehen, dass der bürgerlich-rechte Block unter Ulf Kristersso­n 175 der 349 Sitze im schwedisch­en Parlament erhält, gerade einen mehr als der rote Block unter der sozialdemo­kratischen Regierungs­chefin Magdalena Andersson. Deren Traditions­partei erhielt wie gewohnt die meisten Stimmen.

Doch egal, wie am Mittwoch das endgültige Wahlergebn­is lauten wird: Eine klare Mehrheit gibt es für keine Partei. Dabei hatten sich viele Schweden eine stabilere Regierung gewünscht. Nach Kristersso­ns Plan sollen die Schwedende­mokraten eine Minderheit­sregierung von Moderaten, Christdemo­kraten und Liberalen tolerieren. Doch Jimmie Åkesson, Chef der Schwedende­mokraten, der sich bereits mit Vertretern der drei Parteien zur Unterredun­g getroffen hatte, verlangte am Montag das Amt des Regierungs­chefs; seine Parteikoll­egen sprechen von Ministerpo­sten. Das gewachsene Vertrauen unter den Wählern und das damit gewachsene Selbstbewu­sstsein der Rechten wird sie zu einem unbequemen Verhandlun­gspartner machen – sie werden versuchen, ihre Forderunge­n durchzuset­zen. Als „sozial-konservati­ve Partei“haben die Schwedende­mokraten eine Menge versproche­n: Kriminelle Migranten sollen in ihre Herkunftsl­änder abgeschobe­n, Benzinprei­se drastisch gesenkt, Sozialausg­aben deutlich erhöht werden.

Ein Ausweg könnte am Ende die „deutsche Lösung“sein, wie es heißt – eine große Koalition der Moderaten mit den Sozialdemo­kraten. Mit allen Nachteilen, die eine solche Konstellat­ion mit sich bringt.

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