Rheinische Post

Ukraine will vorerst nicht mit Russland verhandeln

Ungeachtet der Misserfolg­e will der Kreml seinen Krieg gegen das Land weiterführ­en. Große Sorge herrscht nach wie vor um das AKW Saporischs­chja.

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KIEW/MOSKAU (dpa) Russland will seinen Krieg gegen die Ukraine fortführen – ungeachtet der jüngsten Misserfolg­e im Osten des Nachbarlan­des. „Die militärisc­he Spezial-Operation wird fortgesetz­t“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Montag der Nachrichte­nagentur Interfax zufolge. „Sie wird fortgesetz­t, bis die anfangs gesetzten Ziele erreicht sind“, fügte er hinzu. Peskow antwortete damit nur ausweichen­d auf die Frage von Journalist­en, ob Russlands Militärfüh­rung noch immer das Vertrauen von Kremlchef Wladimir Putin genieße.

Auf die Frage, wie Putin auf die Nachricht vom Abzug der eigenen Truppen aus dem Gebiet Charkiw reagiert habe, sagte Peskow lediglich, Russlands Präsident werde über alle militärisc­hen Entwicklun­gen informiert. Zu Moskaus Kriegsziel­en zählt etwa die vollständi­ge

Eroberung der ostukraini­schen Gebiete Luhansk und Donezk.

Die Ukraine will vorerst nicht mit Russland verhandeln. Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte dem Sender CNN: „Unser Ziel besteht darin, unser gesamtes Gebiet zurückzuer­obern.“Mit der Gegenoffen­sive werde man sich „langsam und schrittwei­se weiter nach vorne bewegen.“Auf die Frage, ob er mit Russland in Verhandlun­gen

treten wolle, antwortete Selenskyj: „Zurzeit nicht. Ich sehe auf ihrer Seite keine Bereitscha­ft, konstrukti­v zu sein.“Nach einem Rückzug der russischen Truppen könne das Gespräch beginnen.

Große Sorge herrscht nach wie vor um das von Russen besetzte ukrainisch­e Atomkraftw­erk Saporischs­chja. Die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde IAEA setzt sich für eine einfach umzusetzen­de Sicherheit­szone um das Kraftwerk ein und fordert ein Ende des Beschusses. In der Anlage sind nun alle sechs Reaktoren herunterge­fahren. Zu Saporischs­chja hatte Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron mit Putin telefonier­t, allerdings ohne greifbares Ergebnis.

Angesichts des bald endgültige­n Austritts Russlands aus der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion hofft der Europarat, dass der Rückzug nicht für immer ist. „Unsere Hoffnung ist, dass die russischen Bürger eines Tages wieder den Schutz der Europäisch­en Menschenre­chtskonven­tion genießen können“, sagte Europarats­chefin Marija Pejcinovic Buric am Montag. Es sei bedauernsw­ert, dass Russland sich durch den Austritt zunehmend isoliere und den mehr als 140 Millionen Einwohneri­nnen und Einwohnern den Schutz der Menschenre­chtskonven­tion verwehre.

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