„Meine Frau aß das Sandwich der Queen“
Als Elizabeth II. im Jahr 2004 ein paar Stunden in Düsseldorf weilte, musste sich Jochen Steinbach als Stationsleiter der British Airways um den Flieger der Königin kümmern. Dabei verstieß er einige Male gegen das Protokoll.
DÜSSELDORF Nicht jeder kann von sich behaupten, von der ersten Hofdame der Queen einmal scharf zurechtgewiesen worden zu sein. Jochen Steinbach schon. Der heute 75-jährige Pensionär war im Jahr 2004, als die Queen während ihres Staatsbesuchs auch die Landeshauptstadt beehrte, Stationsleiter bei der British Airways am Flughafen Düsseldorf. Und damit eine der wenigen Personen, die während des fünfstündigen Aufenthalts von Elizabeth II. das Flugzeug der Königin betreten durften. Ihr Tod vor wenigen Tagen hat ihm die Ereignisse von vor 18 Jahren wieder lebendig vor Augen geführt.
Im Flieger stand auf dem ErsteKlasse-Sitz der Regentin noch eine ihrer Taschen mit ihrem Emblem, auf die Steinbach einen Kollegen hinwies. „,You are not supposed to talk about Her Majesty‘s belongings (Es ist Ihnen nicht gestattet, über die persönlichen Dinge der Königin zu sprechen)‘, hörte ich eine schneidende Stimme hinter mir“, erzählt Steinbach. Es war die Hofdame von Elizabeth II., die ihn unfreundlich ermahnte, und den Düsseldorfer um seinen Job fürchten ließ. Steinbach: „Zum Glück war das aber später kein Thema mehr.“
Überhaupt prallten bei dem Queen-Besuch höfische Etikette und Unkenntnis über diese Gepflogenheiten beim deutschen Bodenpersonal aufeinander. So wunderte sich Steinbach beispielsweise darüber, dass Prinz Philip, dessen Parallelprogramm schon früher beendet war, in seinem Hubschrauber neben der königlichen Maschine auf die Queen warten musste. „Es war ihm nicht erlaubt, das Flugzeug vor der Queen zu betreten“, erzählt Steinbach. Währenddessen durften sich aber Crew und ausgesuchte Vertreter des Bodenpersonals durchaus in dem Jet aufhalten. Dort habe allerdings – zumindest, was die Dinge der Queen und das Innere des Flugzeugs anging – striktes Fotografierverbot geherrscht, an das sich aber niemand gehalten habe. So war beispielsweise der Sessel von Prinz Philip in der Maschine auch etwas zurückgesetzt zu dem der Queen angeordnet.
Fotos des Stationsleiters dokumentieren zudem, wie sich die Crew die Wartezeit verkürzte.
Unter anderem sollte die Maschine in Düsseldorf neues Catering erhalten und das übrig gebliebene Essen entsorgt werden. Sogar ihr eigenes Teewasser hatten die Briten mitgebracht. Die Sandwiches (Lachs mit Cream Cheese und Roastbeef
mit Remoulade), die in Berlin an Bord genommen wurden, hatte die Queen aber verschmäht. Steinbach konnte so viel Verschwendung nicht mitansehen. Kurzerhand nahm er einige der Snacks, die mit „QE II“beschriftet waren, mit nach Hause. Dort wurden die Brote jedoch nicht für die Nachwelt konserviert. „Meine Frau durfte dann die Sandwiches
der Queen verspeisen“, erzählt Steinbach. Sie sollen ihr geschmeckt haben.
Am Ende des Tages, als Elizabeth II. ihren Besuch im Landtag beendet hatte und sich wieder zu ihrem Flieger begab, ergatterte Steinbach sogar einen Händedruck von der Regentin. Ein Sicherheitsmitarbeiter der Königin gab ihm den Tipp, sich einfach neben die Gangway zu stellen. „Er sagte mir, sie würde mir dann aus Höflichkeit die Hand geben, weil sie davon ausginge, dass ich zur offiziellen NRWDelegation gehöre“, erzählt der ehemalige Stationsleiter: „Ich dürfe nur nicht selbst initiativ werden, sondern müsse warten, dass sie mich anspricht und solle dann auch nicht kräftig zudrücken, sondern nur ihre Fingerspitzen nehmen.“
Trotz Herzklopfens bei Steinbach kam es dann genauso, die Queen reichte ihm die Hand und bedankte sich für die Gastfreundschaft („Thank you for your hospitality“), genauso wie Prinz Philip. Für den Düsseldorfer der gelungene Abschluss eines bemerkenswerten Tages. Eine offizielle Verabschiedung durch Vertreter der Landesregierung wie beim Empfang hatte es am Flughafen nicht gegeben: „Ich kann also behaupten, dass ich der letzte Nordrhein-Westfale war, der Elizabeth II. bei ihrem Besuch die Hand geschüttelt hat.“