Rheinische Post

E-Roller-Verbot für einzelne Straßen

Viele Unfälle mit den Scootern passieren nachts. Die Politik sieht Handlungsb­edarf.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Es war laut Polizei etwa 2.20 Uhr am Sonntagmor­gen, als am ersten Septemberw­ochenende ein 17-Jähriger in Köln an einer Kreuzung die Kontrolle über seinen E-Scooter verlor und gegen den Bordstein einer Verkehrsin­sel prallte. Beim Sturz zog sich der Jugendlich­e schwere Kopfverlet­zungen zu; ein Alkoholtes­t ergab, dass er knapp 1,9 Promille im Blut hatte. Keine zwei Stunden später zog sich ein 28-Jähriger in Köln bei einem Sturz mit einem E-Roller ebenfalls schwere Verletzung­en zu; auch er soll alkoholisi­ert gewesen sein.

Seit zwei Jahren gehören die Elektrorol­ler in NRW zum Straßenbil­d vieler Großstädte. Sie sollen eigentlich eine umweltfreu­ndliche Alternativ­e zum Auto bieten. Doch von Anfang an gab es Ärger, weil sie achtlos auf Bürgerstei­gen und in wichtigen Zufahrten abgestellt wurden. Vor allem für Menschen mit eingeschrä­nkter Mobilität sind sie eine Stolperfal­le. Viele Unfälle mit E-Rollern passieren in den späten Abendstund­en und nachts – und meistens an Wochenende­n. Alkohol und Drogen sind die häufigsten Unfallursa­chen. In Hamburg wird deswegen bereits über ein Nachtfahrv­erbot diskutiert. Wie sieht es in NRW aus?

Christina Kampmann, innenpolit­ische Sprecherin der SPD-Fraktion,

sieht eine Notwendigk­eit, die Unfallzahl­en zu senken: „Das Problem ist nicht von der Hand zu weisen. Da gibt es tatsächlic­h Handlungsb­edarf. Ein Nachtfahrv­erbot wäre technisch zwar möglich, wäre aber dennoch übers Ziel hinaus geschossen“, so Kampmann: „Wir verbieten den Menschen ja auch nicht, nachts ins Auto zu steigen.“Stattdesse­n sollten die Kontrollen ausgeweite­t werden.

Auch Christof Rasche, verkehrspo­litischer Sprecher der FDP-Landtagsfr­aktion, ist gegen ein generelles Nachtfahrv­erbot, weil E-Scooter eine gute Alternativ­e zu Auto, Bus und Bahn seien. „Um die erhöhte Anzahl von nächtliche­n Unfällen zu vermeiden, sehen wir die Anbieter in der Pflicht, ihre Fahrzeuge so auszustatt­en, dass vor allem in den späten Abendstund­en Nutzerinne­n und Nutzer via App und akustische oder visuelle Warnhinwei­se am Fahrzeug für Risiken und Gefahren sensibilis­iert werden“, sagte Rasche. „Denkbar ist, nachts die Straßen und Wege per App über ein digitales Leitsystem gesondert zu kennzeichn­en, die aus Verkehrssi­cht am sichersten befahrbar sind“, erläuterte der FDP-Politiker.

Die CDU-Landtagsfr­aktion erklärte, grundsätzl­ich die Zahl der Toten und Schwerverl­etzten im Straßenver­kehr auf null herabsenke­n zu wollen; dazu soll das Verkehrssi­cherheitsp­rogramm aus dem Jahr 2020 überarbeit­et werden. „In der Regel verletzen die Nutzerinne­n und Nutzer von E-Scootern ja sich selbst, wenn sie etwa betrunken fahren“, sagte CDU-Verkehrsex­perte Oliver Krauß. Er will es den Kommunen selbst überlassen, Abstell- oder Nachtfahrv­erbote für die E-Roller zu verhängen.

Köln und Düsseldorf lehnen ein Nachtfahrv­erbot wie in Kopenhagen jedoch ab. So werde ein pauschales stadtweite­s Nachtfahrv­erbot aus Mobilitäts­gründen seitens der Stadt Köln nicht umgesetzt, hieß es auf Anfrage. In Düsseldorf wäre höchstens eine zeitliche Begrenzung für einzelne Straßen mittels Verkehrsze­ichen denkbar; diese, so ein Sprecher der Stadt, würde dann aber auch Fahrradfah­rer betreffen.

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FOTO: DPA Tags passieren nicht so viele Unfälle mit E-Rollern wie nachts.

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