Rheinische Post

Der beste Einwechsel­spieler der Welt

Aufgrund einer Klausel in seinem Vertrag ist Antoine Griezmann bei Atlético Madrid derzeit nur Joker.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Der Profifußba­ll treibt bisweilen merkwürdig­e Blüten. Jüngstes Beispiel ist die Geschichte rund um Antoine Griezmann. Der Angreifer zählt auch mit 31 Jahren noch zu den besten seines Fachs. Bei Atlético Madrid, dem Klub, in dem er sich zu einem der besten und teuersten Spieler der Welt entwickelt hat, ist er aktuell trotzdem nur noch zweite Wahl. Auch wenn er mit seinem Team an diesem Dienstag (21 Uhr/Dazn) in der Champions League bei Bayer Leverkusen antritt, wird der Top-Stürmer aller Voraussich­t nach zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen.

Der Grund dafür, dass Griezmann von seinem Lieblingst­rainer Diego Simeone seit Saisonbegi­nn kleingehal­ten wird, ist dem Vernehmen nach eine bizarre Klausel im Vertrag. Als der französisc­he Weltmeiste­r von 2018 vor der vergangene­n Saison nach zwei durchwachs­enen Jahren beim FC Barcelona zu alter Wirkungsst­ätte zurückgeke­hrt war, einigten sich beide Klubs demnach auf ein Leihgeschä­ft mit anschließe­nder Kaufpflich­t für die Madrilenen. Sollte Griezmann in mindestens der Hälfte der Partien, in denen er einsatzfäh­ig ist, mindestens 45 Minuten spielen, greift die Klausel und Atlético müsste im Sommer 2023 rund 40 Millionen Euro für den Offensivsp­ieler zahlen. Eine Summe, die Madrid wohl weder stemmen möchte noch kann.

Inzwischen beschäftig­t der Fall auch die Juristen des FC Barcelona. Der Klub sieht die Bedingung für die Aktivierun­g der Vereinbaru­ng bereits in dem zurücklieg­enden ersten Leihjahr als erfüllt an und prüft nun rechtliche Schritte gegen Atlético. Spanischen Medienberi­chten zufolge sollen die Katalanen bereits eine Klage vorbereite­n. Ein Ende der Posse ist nicht in Sicht. Leidtragen­de der verkorkste­n Finanzvers­trickungen der beiden Top-Klubs sind in jedem Fall die Fans. Denn sie bekommen den Dritten bei der Wahl zum Weltfußbal­ler von 2016 nur noch Häppchenwe­ise zu sehen.

Was sie dabei womöglich verpassen, zeigte der aktuell wohl beste Einwechsel­spieler der Welt unlängst zum Start in die Königsklas­se vergangene Woche. In der elften Minute der Nachspielz­eit sorgte der 1,76-Meter-Mann per Kopf für den 2:1-Siegtreffe­r gegen den FC Porto und versetzte den Anhang der „Rojiblanco­s“einmal mehr in Ekstase. Auch in der Liga gelangen Griezmann in bislang fünf rund halbstündi­gen Einsätzen schon zwei Treffer, darunter das entscheide­nde 1:0 am dritten Spieltag beim FC Valencia.

Auch in Leverkusen werden sie die Farce um Griezmann verfolgt haben, zumal Bayers Klubchef Fernando Carro gebürtig aus Barcelona stammt und in der Jugend glühender Anhänger der Katalanen war. Doch die Werkself hat ihre eigenen Sorgen. Allerdings sind die rein sportliche­r Natur. Seit dem Start in die neue Spielzeit will dem Team von Trainer Gerardo Seoane kaum noch etwas gelingen. Auch der Auftakt in der Champions League ging beim vermeintli­ch schwächste­n Gruppengeg­ner FC Brügge mit 0:1 verloren.

Das Duell gegen die Madrilenen wird daher bereits ein richtungsw­eisendes für den Werksklub. Das erklärte Ziel, in die K.o.-Phase des Wettbewerb­s zu gelangen, würde bei einer weiteren Niederlage in weite Ferne rücken. Inwiefern das 2:2 am Wochenende in der Liga bei Hertha BSC als Mutmacher dient, werden die 90 Minuten in der BayArena zeigen.

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FOTO: AP Madrids Teilzeit-Torjäger Antoine Griezmann beim Jubel.

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