Der beste Einwechselspieler der Welt
Aufgrund einer Klausel in seinem Vertrag ist Antoine Griezmann bei Atlético Madrid derzeit nur Joker.
LEVERKUSEN Der Profifußball treibt bisweilen merkwürdige Blüten. Jüngstes Beispiel ist die Geschichte rund um Antoine Griezmann. Der Angreifer zählt auch mit 31 Jahren noch zu den besten seines Fachs. Bei Atlético Madrid, dem Klub, in dem er sich zu einem der besten und teuersten Spieler der Welt entwickelt hat, ist er aktuell trotzdem nur noch zweite Wahl. Auch wenn er mit seinem Team an diesem Dienstag (21 Uhr/Dazn) in der Champions League bei Bayer Leverkusen antritt, wird der Top-Stürmer aller Voraussicht nach zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen.
Der Grund dafür, dass Griezmann von seinem Lieblingstrainer Diego Simeone seit Saisonbeginn kleingehalten wird, ist dem Vernehmen nach eine bizarre Klausel im Vertrag. Als der französische Weltmeister von 2018 vor der vergangenen Saison nach zwei durchwachsenen Jahren beim FC Barcelona zu alter Wirkungsstätte zurückgekehrt war, einigten sich beide Klubs demnach auf ein Leihgeschäft mit anschließender Kaufpflicht für die Madrilenen. Sollte Griezmann in mindestens der Hälfte der Partien, in denen er einsatzfähig ist, mindestens 45 Minuten spielen, greift die Klausel und Atlético müsste im Sommer 2023 rund 40 Millionen Euro für den Offensivspieler zahlen. Eine Summe, die Madrid wohl weder stemmen möchte noch kann.
Inzwischen beschäftigt der Fall auch die Juristen des FC Barcelona. Der Klub sieht die Bedingung für die Aktivierung der Vereinbarung bereits in dem zurückliegenden ersten Leihjahr als erfüllt an und prüft nun rechtliche Schritte gegen Atlético. Spanischen Medienberichten zufolge sollen die Katalanen bereits eine Klage vorbereiten. Ein Ende der Posse ist nicht in Sicht. Leidtragende der verkorksten Finanzverstrickungen der beiden Top-Klubs sind in jedem Fall die Fans. Denn sie bekommen den Dritten bei der Wahl zum Weltfußballer von 2016 nur noch Häppchenweise zu sehen.
Was sie dabei womöglich verpassen, zeigte der aktuell wohl beste Einwechselspieler der Welt unlängst zum Start in die Königsklasse vergangene Woche. In der elften Minute der Nachspielzeit sorgte der 1,76-Meter-Mann per Kopf für den 2:1-Siegtreffer gegen den FC Porto und versetzte den Anhang der „Rojiblancos“einmal mehr in Ekstase. Auch in der Liga gelangen Griezmann in bislang fünf rund halbstündigen Einsätzen schon zwei Treffer, darunter das entscheidende 1:0 am dritten Spieltag beim FC Valencia.
Auch in Leverkusen werden sie die Farce um Griezmann verfolgt haben, zumal Bayers Klubchef Fernando Carro gebürtig aus Barcelona stammt und in der Jugend glühender Anhänger der Katalanen war. Doch die Werkself hat ihre eigenen Sorgen. Allerdings sind die rein sportlicher Natur. Seit dem Start in die neue Spielzeit will dem Team von Trainer Gerardo Seoane kaum noch etwas gelingen. Auch der Auftakt in der Champions League ging beim vermeintlich schwächsten Gruppengegner FC Brügge mit 0:1 verloren.
Das Duell gegen die Madrilenen wird daher bereits ein richtungsweisendes für den Werksklub. Das erklärte Ziel, in die K.o.-Phase des Wettbewerbs zu gelangen, würde bei einer weiteren Niederlage in weite Ferne rücken. Inwiefern das 2:2 am Wochenende in der Liga bei Hertha BSC als Mutmacher dient, werden die 90 Minuten in der BayArena zeigen.