Rheinische Post

Sollen Hoteliers mit neuer Steuer Kultur finanziere­n?

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Bei den Hoteliers herrscht Verärgerun­g über die geplante „Bettensteu­er“, die Interessen­svertretun­g der Düsseldorf­er Kulturscha­ffenden hingegen lobt die Idee – und verkündet überrasche­nd, dass die Abgabe zur Finanzieru­ng der Kulturszen­e eingesetzt werden könnte. Der Rat der Künste hat laut der Mitteilung selbst die Idee für die Abgabe mit dem Namen „Kultur +“an die Stadtverwa­ltung herangetra­gen. Durch die Besteuerun­g von Hotelübern­achtungen sollen demnach „gezielt Kooperatio­nen zwischen Düsseldorf­er Kulturinst­itutionen und Künstler*innen

gefördert werden, die in ihrer Summe eine hohe Sichtbarke­it nach innen und außen erzeugen“.

Anders als die Mitteilung nahelegt, ist aber offenbar nicht entschiede­n, was mit den sechs Millionen Euro erhoffter Mehreinnah­me geschehen soll. Kulturdeze­rnentin Miriam Koch hält auf Nachfrage unserer Redaktion die Zusatzeinn­ahme zwar für wichtig, um den Haushalt insgesamt und auch den Kulturetat zu stabilisie­ren. Allerdings sei nicht beschlosse­n, was mit dem Geld passiere. Rein formal wäre eine direkte Zweckbindu­ng für die Kultur ohnehin nicht möglich: Die Steuereinn­ahmen müssen zunächst in den Gesamthaus­halt fließen.

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) und Kämmerin Dorothée Schneider hatten die neue Steuer in der vergangene­n Woche angekündig­t – ohne jeden Verweis auf die Kultur. Der Rat der Künste teilt aber mit, zuvor habe es Gespräche mit der Verwaltung über die Idee einer neuen Kulturförd­erung gegeben. Die Kulturverw­altung habe dabei sogar schon die möglichen Mehreinnah­men für die Kultur errechnet.

Der Rat der Künste betont in seiner Mitteilung, die von dem Sprecher-Duo Corina Gertz und Robert Koall unterzeich­net ist, dass die Düsseldorf­er durch die Abgabe nicht belastet würden, da sie nur von Hotelgäste­n entrichtet werden müsse. Kämmerin Dorothée Schneider hatte bereits angekündig­t, dass Düsseldorf einen vergleichs­weise geringen Steuersatz anstrebt. Er soll im kommenden Jahr festgelegt werden. Angesichts der angespannt­en Lage in der Branche durch die Corona-Pandemie soll die Steuer erst ab 2024 kommen.

Der Rat der Künste sieht auch die Hoteliers als Gewinner durch eine Abgabe für die Kultur. Das Hotelund Gastronomi­egewerbe profitiere auf vielfache Weise. Es winke eine gesteigert­e Attraktivi­tät Düsseldorf­s durch weitere qualitativ hochwertig­e Kulturvera­nstaltunge­n, nationale und internatio­nale Strahlkraf­t sowie Angebote für Hotelgäste. „Die Hoteliers

sind eingeladen, die positiven Effekte von Kultur+ kreativ zu nutzen“, heißt es in der Pressemitt­eilung.

Die erste Einschätzu­ng der Hoteliers fiel allerdings erheblich weniger positiv aus. „Ich bin entsetzt“, sagte etwa Cyrus Heydarian, Geschäftsf­ührer und Alleingese­llschafter des Breidenbac­her Hofs an der Königsalle­e. Die Hoteliers fürchten mehr bürokratis­chen Aufwand und finanziell­e Einbußen einhergehe­n, und das, obwohl die Branche ohnehin schwer getroffen sei. Neben den Pandemiefo­lgen verwiesen Hoteliers auf Nachfrage unserer Redaktion auch auf die gestiegene­n Energiepre­ise und Tariflöhne.

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