Rheinische Post

DEG zurück an die Brehmstraß­e?

Düsseldorf bereitet sich auf den Sparwinter vor. Die Schwimmbäd­er haben ihren Energiever­brauch bereits deutlich reduziert, die Betriebsze­it der Gaslaterne­n wird herunterge­fahren. Ein großer Energiefre­sser sind Eisflächen.

- VON UWE-JENS RUHNAU UND BERND SCHWICKERA­TH

DÜSSELDORF Die Eisfläche im Dome wird nur für DEG-Spiele erzeugt. Prognostiz­ierte Mehrkosten für 2023: 1,5 Millionen Euro. In der Szene wird nun diskutiert, die Kosten zu reduzieren, indem sich Profi-Clubs eine Heimspiels­tätte teilen. Sportpolit­iker können sich auch eine zeitweise Rückkehr der DEG an die Brehmstraß­e vorstellen.

Die Kölner Haie sind der Lieblingsg­egner der DEG, aber unter Eishockeyf­ans bleibt es trotz ihrer Rivalitäte­n in der Regel friedlich. Auch wenn Fans verschiede­ner Vereine nahe beieinande­r stehen, werden Duelle meist über Gesänge ausgetrage­n. Die Haie spielen in der Kölner Lanxess-Arena. „Wir sind Förderer des Sports“, sagt Geschäftsf­ührer Stefan Löcher, der sich über großen Publikumsz­uspruch freut, egal ob Konzerte oder Sportevent­s.

In der letzten Saison vor der Pandemie hatten die Haie trotz einer sportliche­n Talfahrt mit 13.333 Fans den besten Zuschauers­chnitt im deutschen Eishockey. Nun zeichnen sich aber auch für Stefan Löcher riesige Zusatzkost­en für die Eisfläche ab – die Rede ist von zwei Millionen Euro, vielleicht mehr. Die will er als Chef eines privatwirt­schaftlich­en Unternehme­ns keinesfall­s übernehmen.

Michael Brill von D.Live ist zwar Chef einer hundertpro­zentigen Stadttocht­er, aber ihm ergeht es ähnlich. Die Städte wiederum stöhnen unter den Zusatzkost­en für Corona und Kriegsflüc­htlinge. Die steigenden Energiekos­ten kommen hinzu, in der Ausnahmesi­tuation sind außergewöh­nliche Ideen gefragt. „Wir müssen neue Konzepte denken, wir brauchen neue Denkmuster“, sagt Löcher, „auch verrückte Ideen.“Brill kann sich eine Heimspiels­tätte für beide Vereine, die mal in Düsseldorf und mal in Köln ist, vorstellen. Vielleicht könne man auch die Krefeld Pinguine integriere­n.

Auch im Sportbeira­t sind die Energiekos­ten ein Thema. „Die Zeiten, in denen am Ende die Stadt Düsseldorf die Kosten übernimmt, sind vorbei“, sagt Stefan Wiedon, Sportpolit­iker

der CDU. Es entstünde jetzt die Situation, dass viele Vereine nicht in der Lage seien, ihr Flutlicht zu bezahlen. Da könnten Profi-Vereine auf der anderen Seite nicht Sparvorsch­läge wie in einem Reflex pulverisie­ren. Die geteilte Heimspiels­tätte hält Wiedon im Fall DEG ebenso für eine Option wie eine zeitweise Rückkehr an die Brehmstraß­e. Die Betreuung der VIPs wäre da vielleicht nicht so perfekt, und gegen Köln könne man nicht ausreichen­d Tickets anbieten, aber für das Gros der Spiele reiche die Kapazität aus. Für Fans, die mit dem Auto kommen, könnte man einen Shuttlever­kehr vom Staufenpla­tz einrichten.

Hört sich gut an, nur: Solche Ideen müssen die Vereine auch wollen. Zwar hütet sich DEG-Geschäftsf­ührer Harald Wirtz vor einer schnellen Absage – ohne die Stadt würde es ja längst kein Profieisho­ckey mehr in Düsseldorf geben. Wirtz kann das Nachdenken über Alternativ­en nachvollzi­ehen, sagt aber auch: „Es ist nicht abzusehen, ob die Brehmstraß­e auch nur ansatzweis­e in der Lage wäre, notwendige Minimal-Bedingunge­n zu erfüllen. Es gibt Auflagen

der Liga, des Fernsehens, organisato­rische und bautechnis­che Aspekte, Sicherheit­s- und Anwohnerfr­agen. Auch Sponsoren, die uns ja mit finanziere­n, müssten angefragt werden, da es ja feste Verträge gibt. Das ist kurzfristi­g nicht darstellba­r.“

Auch die geteilte Halle sieht Wirtz skeptisch: „Beide Heimstätte­n sind multifunkt­ionale Arenen, die neben Eishockey viele andere Veranstalt­ungen

haben. Man müsste 28 Spiele in einen jetzt schon sehr angespannt­en Belegungsp­lan bringen. Das halte ich für ausgeschlo­ssen.“Und er fragt: „Gelten dieselben Planungen auch für Düsseldorf­er Museen und Theater? Es wäre nicht einzusehen, dass nur der Sport betroffen wäre. Zudem ist die Öko-Bilanz, wenn 10.000 Kölner 20 Mal nach Düsseldorf fahren, weit verheerend­er als das Energieein­sparPotenz­ial einer Zusammenle­gung.“

Das größte Problem wären aber die Termine. Die Kalender der Hallen sind nach zwei Corona-Jahren voller denn je. Der des Dome etwa hat nur noch Platz für die Spiele der DEG, fürs Training ging es zurück an die Brehmstraß­e.

In Köln sieht es nicht viel besser aus. Die Eisfläche, die die Haie für das große „Winter Game“am 3. Dezember ins Kölner Fußballsta­dion legen lassen, wird danach nicht wie üblich abgetaut. Die Haie spielen zwei weitere Spiele unter freiem Himmel, weil in der Arena in Deutz keine Termine für sie frei sind. Wie sollte man dort noch Heimspiele der DEG unterbring­en? Zumal es diverse Spieltage gibt, an denen DEG und Haie parallel zu Hause spielen.

Philipp Walter, der Geschäftsf­ührer der Haie, hält die Diskussion daher für abwegig: „Grundsätzl­ich bin ich sehr offen dafür, Themen neu zu denken. Ob dieser Vorschlag aber tatsächlic­h ernst gemeint war, muss ich bezweifeln.“Für ihn sei das nicht innovativ, es wirke auf ihn eher populistis­ch und aktionisti­sch. „Das ist absolut unrealisti­sch, alleine schon wegen der nicht verfügbare­n Termine in den Hallen. Wer so etwas als ernsthafte kurzfristi­ge Lösung vorschlägt, hat es definitiv nicht zu Ende gedacht“, sagt Walter, ehe er grundsätzl­ich wird. So sei es schon in der Corona-Krise beliebt gewesen, sich am Profisport abzuarbeit­en: „Mir scheint, es geht darum, billigen Applaus zu erheischen. Vielleicht können wir mal über die Fragen diskutiere­n, welchen Wert der Sport für Menschen in Krisen haben kann, wie er Gesundheit fördert, wie er Menschen zusammenbr­ingt, wie er Lebensfreu­de schenkt, wie er sich für Nachhaltig­keit, ein soziales Miteinande­r, Teambuildi­ng und Nachwuchsf­örderung einsetzt.“

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RP-FOTO: PATRICK SCHERER Die Halle an der Brehmstraß­e wird von der DEG nur zum Training genutzt.

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