Wenn das Jazzklavier singt: Sebastian Gahlers neue CD
DÜSSELDORF Momentan höre ich eine Platte sehr gern, und schon längst wollte ich über sie schreiben, aber irgendwie habe ich mich tief in sie eingekuschelt und kam aus dieser Haltung des versunkenen Genusses gar nicht mehr hinaus. Nun aber sehe ich, dass Sebastian Gahler sein Album (bei Jazz-Sick erschienen) nun beim Düsseldorf-Festival vorstellt. Wenn die Musik live genau so erfüllend klingt wie die Aufnahme in meinem Wohnzimmer, dann wird das ein prachtvoller Abend werden.
Die CD hat einen hintersinnigen Titel: „Two Moons“. Er verweist auf die räumlichen Verschiebungen in Haruki Murakamis Roman „1Q84“, in dem die Hauptfiguren in die gleichnamige Parallelwelt geraten, die ihnen durch einen zweiten Mond sichtbar wird. Natürlich hat Gahler diese Implikation bedacht, denn seit vielen Jahren ist er Murakami-Fan. Zweifellos denkt Gahler an den Schriftsteller, wenn er beim Klavierspiel an Literatur denkt.
Auch andere Titel verweisen auf den Autor, etwa „Kafka Tamura“oder „Naoko“. Dass zwischendurch eine Version von „Norwegian Wood“(Lennon/McCartney) auftaucht, ist eine doppelte Verneigung vor Murakami: vor dem englischen Titel von
„Naokos Lächeln“und der Kurzgeschichte „With the Beatles“. Neben dem vortrefflichen, in Timing und melodisch-vertikaler, fast singender Erfindungskraft beeindruckenden Pianisten wirken mit: der herzenswarm phrasierende Denis Gäbel (Saxofone). Der filigrane Ralf Gessler am Schlagzeug. Matthias Akeo Nowak am Bass, dessen Tiefenbohrungen nicht die Eingebungen eines Zufallsreisenden sind. Als Gast an der Trompete erfreut den Hörer der diskrete, doch keine Sekunde farblose Ryan Carniaux.
Info Konzert am 13. September, 20 Uhr, in der Theaterbar; Karten über: www.duesseldorf-festival.de