Rheinische Post

Land verspricht mehr Bauland

NRW-Ministerin Scharrenba­ch will Bauherren über Förderprog­ramme mehr bezahlbare Grundstück­e zur Verfügung stellen. Die Opposition spricht von einem Marketing-Trick und fordert mehr günstige Wohnungen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung will mit einem Mix aus Förderprog­rammen mehr bezahlbare­s Bauland zur Verfügung stellen. Nicht vorhandene­r Baugrund ist im dicht besiedelte­n Nordrhein-Westfalen ein massives Problem. NRW-Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU) sagte dazu unserer Redaktion: „Mehr Wohnraum ist das beste Rezept gegen steigende Mieten. Dabei hängt der Bau von zusätzlich­en Wohnungen entscheide­nd von mehreren Faktoren ab: Es müssen genügend Grundstück­e bereitgest­ellt werden.“Ohne bezahlbare­s Bauland gebe es keinen bezahlbare­n Wohnungsba­u und keine bezahlbare­n Mieten.

Scharrenba­ch erklärte, die Landesregi­erung habe in den letzten Jahren alle Hebel in Bewegung gesetzt und werde dies weiterhin tun. „Die neuen Förder-Werkzeuge der Initiative Bau.Land.Leben. ermögliche­n, auf Flächen in der Größe von rund 2200 Fußballfel­dern neuen Wohnraum in den kommenden Jahren zu erschließe­n.“In diesem Zusammenha­ng verwies sie auf neue Programme wie beispielsw­eise „Bauland an der Schiene“, um aus Brachfläch­en Bauflächen zu machen.

In einem Bericht der Landesregi­erung an den Bauausschu­ss heißt es, dass insbesonde­re in Universitä­tsstädten und Wachstumsr­egionen die Situation beim Bauland angespannt sei. Hinzu kämen die berechtigt­en Ansprüche der Landwirtsc­haft und des Freiraumsc­hutzes – also nicht versiegelt­er Flächen. Das Maßnahmenb­ündel der Landesregi­erung setzt neben der Reaktivier­ung von Flächen in Schienennä­he auch auf die Umwandlung von Bundeswehr­liegenscha­ften, früherer Bergbauund Industrie-Flächen, eine Unterstütz­ung der Kommunen durch die landeseige­ne Gesellscha­ft NRW-Urban als „Entwicklun­gsgesellsc­haft auf Zeit“sowie die Wiedernutz­barmachung von „Problemimm­obilien“.

Sebastian Watermeier, Sprecher für Bauen, Wohnen und Digitalisi­erung der SPD-Fraktion im Landtag

NRW, sagte mit Blick auf den Bericht der Landesregi­erung: „Eigentlich hätte es heißen müssen: Das Land hat in 200 Kommunen geholfen, sodass 20.000 neue Wohnungen gebaut wurden. Aber leider ist es wie immer mit CDU-Ministerin Scharrenba­ch: flotte Titel für neue Landesprog­ramme, aber leider keine Ergebnisse.“Was NRW brauche, sei keine Marketing-Ministerin, die leere Hüllen verkaufe. „NRW braucht Ergebnisse. Und da ist die Bilanz leider mehr als mau“, so Watermeier.

Neben dem knappen Bauland gibt es weitere Faktoren, die die Bautätigke­it aktuell verhindern. Ministerin Scharrenba­ch sagte, dass die Situation für Bauherren und die Branche selbst derzeit extrem schwierig sei: „Anziehende Baupreise, Engpässe bei Baumateria­lien und Handwerksf­irmen, steigende Zinsen, hohe Inflation, unklare bundespoli­tische Vorgaben zur Förderung der Energieeff­izienz bei Gebäuden: Derzeit prasselt nahezu alles auf den Wohnungsma­rkt ein.“

Seit Jahresbegi­nn würden viele Projekte in NRW zurückgest­ellt und Sanierunge­n nicht begonnen. „Der Grund dafür ist vor allem die mangelnde Planungssi­cherheit infolge des Rumeiern der Bundesregi­erung in Sachen Kürzung der Förderung für Energieeff­izienz-Häuser“, kritisiert­e die Ministerin. „Es herrscht Unklarheit über die energetisc­hen Vorgaben für Gebäude. Wir haben in NRW genug Menschen, die bauen wollen.“Auch an der öffentlich­en Wohnraumfö­rderung, zuletzt 1,3 Milliarden Euro im Jahr, scheitere in Nordrhein-Westfalen kein Projekt, so Scharrenba­ch. „Auch in der Krisenzeit steht das Fundament für den Wohnungsba­u in NRW. Was wir brauchen, ist Klarheit vom Bund und kein Zögern und Zaudern.“

Die Hauptgesch­äftsführer­in des Bauindustr­ieverbands NRW, Beate Wiemann, sagte unserer Redaktion, Bauland sei in NRW gerade auf den angespannt­en Wohnungsmä­rkten der entscheide­nde Flaschenha­ls und ein Preistreib­er: „Gerade angesichts der hohen Finanzieru­ngskosten und Baustoffpr­eisen ist es wichtig, dass das Land und die Kommunen Bauland zu attraktive­n Konditione­n zur Verfügung stellen. „Wiemann schlug als ergänzende­s Instrument vor, das Erbbaurech­t noch stärker zur Bereitstel­lung von bezahlbare­m Bauland zu nutzen. „Eine Senkung der hohen Grunderwer­bsteuern würde den Wohnungsba­u nachhaltig fördern und den Eigentumse­rwerb erleichter­n“, sagte Wiemann.

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