Amokalarm an Schulen in Siegburg
Weil eine Zeugin einen Mann mit Waffe gesehen haben soll, schlossen sich Schüler in Klassenräumen ein.
SIEGBURG Ein Amokalarm an einer Realschule und ein verdächtiger Rucksack haben am Mittwoch in Siegburg bei Bonn einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Am Nachmittag gab es dann Entwarnung: Die Durchsuchung der Schule sei abgeschlossen, die Schülerinnen und Schüler könnten zurück zu ihren Eltern, teilte die Polizei mit.
Noch während der Großeinsatz am Schulzentrum lief, gab es unterdessen einen weiteren Einsatz am Siegburger Berufskolleg. Ob beide Einsätze im Zusammenhang stehen, ist noch unklar. Schüler aus dem Berufskolleg, das einen Kilometer entfernt ist von der Realschule, sollen dabei einen Mann beobachtet haben, der vor der Schule gebetet haben und dann eine verdächtige Tasche unter ein Auto geschoben haben soll. Schüler sollen den Vorgang gefilmt haben. Der Gegenstand entpuppte sich schließlich als Rucksack. Ein „Entschärfer“des Landeskriminalamts (LKA) nahm ihn in Augenschein.
Am frühen Abend war dann endlich klar, dass auch von dem Rucksack keine Gefahr ausging. „Die Untersuchung des verdächtigen Gegenstandes verlief negativ. Die polizeilichen Absperrungen werden schrittweise aufgehoben“, hieß es von der Kölner Polizei.
Für die Zeit der Untersuchung auf dem Parkplatz des Berufskollegs wurden im Umkreis von 400 Metern alle Gebäude geräumt, darunter auch mehrere Wohn- und Geschäftsräume, twitterte die Polizei. Auch der nahe gelegene Siegburger Bahnhof und ein Streckenabschnitt der Bahn wurden gesperrt. Der Zugverkehr wurde vorübergehend eingestellt. Es kam zu Verspätungen und Zugausfällen im Regionalverkehr. Auch der Fernverkehr auf der Schnellfahrstrecke zwischen Frankfurt und Köln war betroffen. Züge mussten laut Deutscher Bahn weiträumig umgeleitet werden und konnten nicht in Siegburg/Bonn, Montabaur und Limburg-Süd halten. Der gesamte Einsatz konnte nach etwas mehr als sieben Stunden beendet werden.
An der Alexander-von-HumboldtRealschule und der angrenzenden Gesamtschule am Schulzentrum Neuenhof in Siegburg war die Polizei derweil schon seit dem Morgen im Großeinsatz. Am Vormittag wurde Amokalarm ausgelöst. Wie die Polizei unserer Redaktion bestätigte, wurde eine Person mit einer Waffe gesichtet. Draußen vor der Realschule fanden Beamte außerdem Reste von Knall- und Feuerwerkskörpern. Die Polizei sprach zunächst außerdem von „gefundener Munition“, nahm diese Information im Laufe des Einsatzes aber wieder zurück.
Die Polizei war mit Spezialkräften im Einsatz, auch zwei Hubschrauber kreisten über dem Schulzentrum und dem angrenzenden Gebiet. Gegen 11.40 Uhr wurde ein Jugendlicher von den Beamten überwältigt und vorläufig festgenommen.
Wie die Schulleiterin der Realschule, Iris Gust, unserer Redaktion mitteilte, sei am Vormittag von einem benachbarten Werksgelände aus eine dunkel gekleidete Person an den Fahrradständern der Schule gesichtet worden. Dabei soll die Person auch einen dunklen Gegenstand in der Hand gehalten haben, der wie eine Waffe aussah. Die Schulleitung wurde informiert und löste den Amokalarm aus. Eine Zeugin berichtete der Polizei, dass eine vermummte Person mit einer Langwaffe in die Luft geschossen haben soll. Schüler aus Klassen, die sich im Erdgeschoss befinden, sollen sich über die Fenster in Sicherheit gebracht haben. Die Schüler in den oberen Etagen schlossen sich in den Klassenräumen ein und warteten darauf, von den Polizisten nach draußen geführt zu werden. Die Schule wurde von Spezialkräften durchsucht.
Im Einsatz waren Spezialkräfte aus Köln und Düsseldorf sowie mehr als 40 Streifenbeamte aus der Region. Nachdem die Schule durchsucht worden war, brachten Spezialkräfte die Schüler in die angrenzende Turnhalle, die ab 13.15 Uhr auch für Eltern zugänglich war. Polizei und Notfallseelsorger standen für die Betreuung bereit.
Die Polizei war mit Spezialkräften im Einsatz, auch zwei Hubschrauber kreisten über dem Schulzentrum und dem angrenzenden Gebiet