Bund untersagt Elmos-Übernahme
Das Dortmunder Unternehmen darf nicht an China gehen. Experten wundern sich.
DORTMUND Die Übernahme der Dortmunder Chipfabrik Elmos durch Chinesen ist vom Tisch. Das teilte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit. Der Deal stelle eine „Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit Deutschlands“dar, so Habeck. Der schwedische Wettbewerber Silex, ein Tochterunternehmen des chinesischen Sai-Konzerns, wollte 85 Millionen Euro für die Wafer-Fertigung zahlen. Wafer sind hauchdünne Scheiben, die als Basis für Mikrochips dienen.
Habeck sagte, Deutschland sei eine offene Marktwirtschaft, Investitionen aus dem Ausland seien willkommen. „Aber eine offene Marktwirtschaft ist keine naive Marktwirtschaft.“Man sehe ein bewusstes strategisches Vorgehen im Bereich von Halbleitern und Mikrochipfertigung. Gerade im Halbleiterbereich sei es wichtig, die technologische und wirtschaftliche Souveränität Deutschlands zu schützen.
Der Halbleiter-Experte Jan-Peter Kleinhans von der Denkfabrik „Neue Verantwortung“spricht dagegen von einem „Sturm im Wasserglas“. „Diese Übernahme gibt den Chinesen keine Produktion, die dort nicht längst vorhanden ist. Es geht auch nicht um einen Ausverkauf von Elmos, sondern darum, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken.“Das Know-how der Chip-Entwicklung wäre bei Elmos verblieben. Silex habe nur die Produktion übernehmen wollen.
Bei der Herstellung von Halbleitern ist die Größe entscheidend. Je feiner die Strukturbreiten sind, desto leistungsfähiger sind die Chips. In Dortmund werden derzeit Chips mit einer Strukturgröße von 350 Nanometern gefertigt, vor allem für den Einsatz im Auto. Zum Vergleich: Im iPhone werden Chips von fünf Nanometern verbaut. „In China werden 350-Nanometer-Chips zuhauf produziert. Schon seit Jahren ist Elmos daher bemüht, sich stärker auf das Kerngeschäft des Chipdesigns zu fokussieren. Darin sind sie nämlich sehr erfolgreich“, sagt Kleinhans.
2021 hatte das Unternehmen angekündigt, dass die Produktionsverfahren für die 350-Nanometer-Automotive-Produkte zu grob seien, zudem gehe die Kundennachfrage zurück. Jan-Peter Kleinhans spricht mit Blick darauf von einem „durchdachten Deal“mit China, der die Zukunft von Elmos in Dortmund sichern könne. „Die Aufregung rund um den Einstieg von Cosco im Hamburger Hafen war richtig, die um Elmos führt in die falsche Richtung“, so Kleinhans. Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) kritisierte, bei einem Stopp des Geschäfts stünden 225 Arbeitsplätze auf der Kippe: „Mit dem Verkauf wäre das nicht der Fall gewesen – jetzt muss Elmos überlegen, wie man weiter vorgeht.“