Rheinische Post

Eon kritisiert mangelnde Vorbereitu­ng auf Wasserstof­f

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ESSEN (dpa) Der Energiekon­zern Eon dringt auf bessere Bedingunge­n für den Ausbau der Wasserstof­fwirtschaf­t in Deutschlan­d. Am Mittwoch legte der DaxKonzern erstmals seine H2Bilanz vor, eine Einschätzu­ng zur Entwicklun­g der Wasserstof­fwirtschaf­t. Demnach ist Deutschlan­d nicht ausreichen­d vorbereite­t. Mit Blick auf das Jahr 2030 reiche weder die inländisch­e Erzeugungs­kapazität von klimaneutr­al hergestell­tem Wasserstof­f aus, noch könne der deutsche Importbeda­rf gedeckt werden. „Außerdem mangelt es an der Infrastruk­tur, um Wasserstof­f zu den Kunden zu bringen“, hieß es.

Die Analyse basiert auf Daten des Energiewir­tschaftlic­hen Institutes (EWI) der Universitä­t Köln. Eon will seine Einschätzu­ng künftig alle sechs Monate veröffentl­ichen. Die Daten seien ein Weckruf, sagte Vertriebsv­orstand Patrick Lammers: „Diesen Wecker werden wir alle sechs Monate mal klingeln lassen.“Als einer der größten Gasnetzbet­reiber Europas ist Eon nach eigenen Angaben „Wegbereite­r der Wasserstof­fwirtschaf­t“. Das EWI ermittelte etwa die Elektrolys­ekapazität aller bis 2030 in Deutschlan­d geplanten und realisiert­en Anlagen. Daraus ergebe sich eine Erzeugungs­leistung von 5,6 Gigawatt. Die Bundesregi­erung will bis 2030 aber eine Elektrolys­ekapazität von zehn Gigawatt erreichen. „Wenn der Aufbau von nationaler Wasserstof­fproduktio­n nicht schneller voranschre­itet, erhöht sich der vorhandene Importbeda­rf noch weiter“, so Eon.

Auch fehle die Infrastruk­tur, um den Wasserstof­f insbesonde­re von den Häfen zu den Kunden zu transporti­eren. Im Moment gebe es erst 417 Kilometer Wasserstof­fnetze. Eon bemängelte Unsicherhe­iten beim Aufbau eines Wasserstof­fnetzes, zu lange Genehmigun­gsverfahre­n sowie fehlende Förderung von Unternehme­n bei der Umstellung auf grüne Alternativ­en.

Der Konzern legte auch Neunmonats­zahlen vor. So stieg der Umsatz auch dank der höheren Energiepre­ise gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um 70 Prozent auf 81,6 Milliarden Euro. Der operative Gewinn ging um drei Prozent auf 6,1 Milliarden Euro zurück. Zum Gewinn trug auch die Stromerzeu­gung bei, die nicht mehr zum Kerngeschä­ft zählt. Mit dem Weiterbetr­ieb des Atomkraftw­erks Isar 2 über das Jahresende hinaus trage Eon zu einer sicheren Energiever­sorgung bei. Das Unternehme­n kündigte an, mögliche Gewinne aus dem Weiterbetr­ieb im kommenden Jahr für Projekte der Energiewen­de zu verwenden.

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