Leverkusen dreht in Köln das Spiel
Nach einer schwachen ersten Halbzeit und einem Rückstand gewinnt Bayer das Derby noch 2:1.
KÖLN Vor der Partie gab es so manchen Unkenruf unter den Kölner Fans. Die bange Frage: Was ist, wenn Leverkusen so spielt wie in der zweiten Halbzeit gegen Union Berlin? Die Werkself hatte nach dem 5:0 gegen den Klub aus der Hauptstadt Mut für das Derby in der Domstadt geschöpft, beim 1. FC Köln hingegen lief es zuletzt alles andere als rund. Ganz so schlimm kam es zwar nicht, aber bitter ist die 1:2 (1:0)-Niederlage freilich dennoch für den FC.
Pyrotechnische Eskalationen gehören zur Folklore des Nachbarschaftsduells. Diesmal waren es die Fans in der Kölner Südkurve, die kurz vor dem Anpfiff ein beachtliches Feuerwerk abbrannten, begleitet von einem platzbreiten Transparent, auf dem in Großbuchstaben „Die Nummer 1 am Rhein sind wir!“zu lesen war – wohl ein Seitenhieb auf die aktuellen Tabellenstände beider Klubs. So war das Spielfeld in der Anfangsphase in Nebel gehüllt.
Bayers Coach Xabi Alonso veränderte seine Startelf im Vergleich zum 5:0-Sieg gegen Union Berlin auf drei Positionen. Jonathan Tah rückte für Odilon Kossounou in die Anfangsformation, Exequiel Palacios für Kerem Demirbay und Callum Hudson-Odoi für Nadiem Amiri. Patrik Schick fehlte indes im Aufgebot. Alonsos Pendant Steffen Baumgart konnte den beim 0:2 in Freiburg noch verletzten Jonas Hector für Kristian Pedersen aufbieten. Sargis Adamyan übernahm von Steffen Tigges den Posten im Sturm, Denis Huseinbasic den von Ondrej Duda im Mittelfeld.
Die erste gute Gelegenheit der Partie hatte der FC. Adamyan und Florian Kainz kombinierten sich gut durch, Letzterer spielte von der Grundlinie einen scharfen Ball in den Strafraum auf Huseinbasic, der klug zurück auf Adamnyan klatschen ließ. Der Stürmer hielt drauf – und zwang Bayers Kapitän und Nummer eins zu einer Glanzparade (7.). Von Bayer kam in der ersten Viertelstunde indes nur ein harmloser Abschluss von Adam Hlozek
(14.). Ansonsten gab es noch einen Patzer von Kölns Schlussmann Marvin Schwäbe, den aber Luca Kilian ausbügeln konnte, ehe HudsonOdoi daraus etwas machen konnte (21.).
Bayer kam durch einen wuchtigen Schuss von Palacios knapp vor der Strafraumgrenze zur ersten guten Chance, die der Argentinier aber über das Tor setzte (25.). Auf der Gegenseite versuchte es nach einer Ecke Huseinbasic aus ähnlicher Position, aber der Schuss wurde wiederum von Palacios geblockt (29.). Besser machte es Benno Schmitz kurz danach. Der Kölner war nach einer Flanke von Adamyan am rechten Strafraumeck völlig frei, nahm den Ball mit der Brust an, holte
aus, und versenkte ihn mit einem sehenswerten Volley perfekt ins lange Eck (30.) – sein erstes Tor im 93. Bundesligaspiel. Kainz wollte noch vor der Halbzeit auf 2:0 stellen, doch Hradecky fing den Schuss aufs kurze
Eck locker ab (40.). Auch Edmond Tapsobas gefährlicher Kopfball nach Freistoß von Diaby brachte keine Veränderung des Spielstandes (45.).
Unverdient war die Pausenführung der „Geißböcke“nicht. Baumgarts Team hatte mehr Spielanteile, wirkte ebenso wach wie engagiert – und verpasste das 2:0 in einer turbulenten Phase direkt nach dem Wiederanpfiff. Erst fälschte Hradecky einen Schuss von Hector mit einem starken Reflex gegen den Querbalken ab (49.), dann parierte er einen Abschluss von Adamyan, ehe Tapsoba bei der fälligen Ecke in höchster Not klärte (50.).
Doch die Werkself war keineswegs abgeschrieben, kam immer besser ins Spiel und suchte den Ausgleich.
In idealer Freistoßposition aus knapp 18 Metern trat der kurz zuvor eingewechselte und von Nikola Soldo gefoulte Amiri an – und versenkte den Ball mit der Hilfe von Kingsley Schindlers Rücken im Netz (65.). Bayer war nun am Drücker, Köln wirkte hingegen angeschlagen. Nach einem blitzsauber vorgetragenen Konter über Hudson-Odoi und Jeremie Frimpong stellte Diaby auf 2:1 (71.). Dass Steffen Tigges in der Schlussphase noch einen Kopfball an die Latte setzte, passte ins zunehmend unglückliche Bild, das der FC nun abgab (82.). Intensiv wurde es noch einmal in der Nachspielzeit, ernsthafte Torchancen spielte sich aber keine der beiden Mannschaften heraus.