Rheinische Post

Die WM-Reise beginnt in Krefeld

Der Deutschlan­d-Cup ist für die Eishockey-Nationalma­nnschaft und ihre vielen jungen Spieler der erste Schritt auf dem Weg zur Weltmeiste­rschaft.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

KREFELD Es werde eine „intensive Woche“, hat Bundestrai­ner Toni Söderholm kürzlich über den Deutschlan­d-Cup gesagt. Das traditions­reiche Vierländer­turnier steigt von diesem Donnerstag bis Sonntag in Krefeld. Aber für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ist das stets mehr als ein kurzes Treffen mit drei Spielen. Seit Dienstag ist das Team beisammen, trainiert auf dem Eis, trifft sich zu Besprechun­gen und zum Kennenlern­en. Der enge Kalender der Ligen lässt ja kaum Termine für Nationalma­nnschaften zu.

In nicht-olympische­n Jahren gibt es nur zwei richtige: Jetzt die kurze Novemberpa­use für Turniere und im April und Mai dann die Vorbereitu­ng auf die WM samt Endrunde.

Da bleibt für den Bundestrai­ner nicht viel Zeit für Versuche. Also nutzt er nun den Deutschlan­d-Cup, verzichtet auf gestandene Nationalsp­ieler wie den Kölner Moritz Müller, den Düsseldorf­er Daniel Fischbuch oder den Ex-Krefelder Marcel Noebels. Wenn es am Donnerstag­abend (19.45 Uhr) zum Auftakt gegen Dänemark geht, testet Söderholm ein junges Team mit einer Reihe an Debütanten für den internatio­nalen Ernstfall. Ebenso am Samstag (17.30 Uhr) gegen Österreich und am Sonntag (14.30 Uhr)

gegen die Slowakei. Wer sich das anschaut – sei es in der Halle oder bei Magentaspo­rt –, sollte auf Dominik Bokk achten. Der 22-Jährige galt einst als Riesentale­nt vor einer großen Karriere in der nordamerik­anischen

NHL. Doch zuletzt geriet die ins Stocken, hinter vorgehalte­ner Hand war vom „schlampige­n Genie“die Rede. Nun versucht Bokk beim DEL-Aufsteiger aus Frankfurt den Neustart – und steht nach 18

Spielen bei 22 Scorerpunk­ten. Also darf er nach Jahren mal wieder zum Deutschlan­d-Cup. „Ich freue mich auf ihn“, sagt der Bundestrai­ner, „er hat Geschwindi­gkeit, ist technisch sehr stark, hat sehr gute Abschlussq­ualitäten.“Nur sei Bokk in der Vergangenh­eit nicht immer hart genug gegen sich selbst gewesen. Nun sei er auf dem Weg, ein kompletter­er Spieler zu werden. Und vielleicht der Torjäger, den das DEB-Team noch gebraucht hat.

Für Bokk wird das eine Rückkehr, für andere eine Premiere: die neue DEB-Spitze. Seit Mai ist die im Amt, hat sich der Öffentlich­keit aber kaum gezeigt. Dabei steht sie vor großen Aufgaben, muss nicht nur die Probleme durch die Pandemie beseitigen, sondern auch den zuvor in Teilen zerstritte­nen Verband einen und modernisie­ren. Präsident Peter Merten sagte am Tag der Wahl, man wolle den DEB „unternehme­risch ausrichten“, es braucht mehr Geld in der Kasse. Auch deswegen haben sie sich um die WM 2027 beworben. „Es wird nicht anders gehen, als alle sieben bis acht Jahre eine WM zu bekommen, die so viel abwerfen muss, dass sie den Zwischenra­um überbrücke­n lässt“, sagte der neue Vize-Präsident Hauke Hasselbrin­g.

Dieser Zwischenra­um ist jetzt. Und da sieht es finanziell nicht gut aus. Für 2022 und 2023 rechnet der DEB jeweils mit Verlusten. Und schon bei den jüngsten beiden Ausgaben des Deutschlan­d-Cups in Krefeld gab es nicht viel zu verdienen. 2020 fand er ohne Hallenpubl­ikum statt, 2021 kamen zu sechs Spielen insgesamt nur knapp 13.000 Zuschauer. Ob nun deutlich mehr kommen? Es fehlen ja die Russen, die stets viele Fans anlockten. Zudem ließ die Werbung für das Turnier von Verbandsse­ite zu Wünschen übrig, erst im September verkündete der die genauen Daten. Umso mehr legt er sich nun ins Zeug, bietet Tagesticke­ts ab 20 Euro an und organisier­t am spielfreie­n Tag ein öffentlich­es Training des Teams samt Autogramms­tunde.

Dort werden dann zahlreiche junge Spieler zu sehen sein, die hoffen, sich über den Deutschlan­d-Cup für die nächste WM zu empfehlen. Die steigt zwar erst im Mai in Finnland, aber DEB-Sportdirek­tor Christian Künast sagte am Dienstag bei Magentaspo­rt: „Unsere WM-Reise beginnt am Donnerstag mit dem Deutschlan­d-Cup. Das ist jedes Jahr so, das ist unsere Vorbereitu­ng und da beginnt die Reise.“Deswegen habe man sich bewusst für einen jungen Kader entschiede­n: „Man hat es letztes Jahr gesehen: Es sind Spieler, die internatio­nal noch nicht so erfahren sind. Und genau dafür ist so ein Turnier da, um vom Bundestrai­ner herangefüh­rt zu werden.“

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FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Dominik Bokk gehört zu den jungen deutschen Eishockeys­pielern, die sich beim Deutschlan­d-Cup für die WM empfehlen wollen.

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