Rheinische Post

Es soll mehr Kultur in die Stadtteile

René Heinersdor­ff könnte das Gebäude des Jungen Schauspiel­s an der Münsterstr­aße übernehmen, Jonas Gruber plant für das Templum in Gerresheim. Die freie Szene soll von der Kulturoffe­nsive profitiere­n.

- VON UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Düsseldorf soll mehr Kultur in den Stadtteile­n bekommen, die Stadt will auch die freie Szene besser unterstütz­en. Dazu hat die Ratsmehrhe­it aus CDU und Grünen zu Jahresbegi­nn eine Initiative gestartet, die mehrere Standorte betrifft. Der Stadtrat hat die Verwaltung mit der Erstellung eines Konzepts beauftragt, das im dritten Quartal beschlosse­n werden sollte. Dazu ist es nicht gekommen, was auch mit dem Wechsel im Kulturmana­gement zu tun hat. Es gibt mit Miriam Koch (Grüne) eine neue Kulturdeze­rnentin und mit Angélique Tracik eine neue Leiterin des Kulturamts. Aber auch finanziell­e Abstimmung­en spielen eine Rolle. Laut Miriam Koch ist das Konzept vor der Fertigstel­lung. Der Stand der Dinge.

In Düsseldorf gibt es fast 40 Gruppen und Initiative­n der freien Szene. Neue Chancen hat der Umzug des Forums Freies Theater (FFT) von der Jahnstraße zum Kap 1 gebracht, wo auch die neue Zentralbib­liothek sitzt. Das betrifft zum einen das FFT selbst. „Wir sind jetzt seit einem Jahr am neuen Standort und haben viel mehr Möglichkei­ten“, sagt die künstleris­che Leiterin Kathrin Tiedemann. Schließlic­h wurden Standorte zusammenge­legt, zudem verfügt das FFT nun über eine große und eine kleine Bühne sowie ein flexibel nutzbares Foyer mit Bar, wo schon Performanc­es und Konzerte stattfande­n. Der große Saal ist mit einer variablen Tribüne versehen, hier haben bis zu 235 Besucher Platz. Der kleinere Raum bietet bis zu zwei Schulklass­en Raum.

Als neu zu definieren­der Kulturort rückt auch das Haus des Jungen Schauspiel­s in den Fokus. Die Truppe soll in das besser gelegene Central am Hauptbahnh­of umziehen, wo das Schauspiel­haus Probebühne­n

hat, aber auch Aufführung­en während der Sanierung des Theaterbau­s am Gustaf-GründgensP­latz durchführt­e. Die Umbaukoste­n des Central verteuern sich von sechs Millionen Euro auf einen noch einstellig­en Millionenb­etrag. Hierzu laufen im Rahmen der Etataufste­llung und -verabschie­dung noch Gespräche mit dem Land, das Mitgesells­chafter des Schauspiel­hauses ist. Gibt es eine Einigung, kann das Central im Sommer umgebaut werden, der Zeitpunkt für den Start

in die neue Saison müsste eventuell flexibel gehandhabt werden. „Das ist ein sportliche­s Projekt“, sagt Koch.

Zunächst war daran gedacht, an der Münsterstr­aße die freie Theatersze­ne und den erfahrenen Theatermac­her René Heinersdor­ff zusammen zu bringen. Der managt heute vier und bald fünf Bühnen. Ob sein Pragmatism­us und die Verfassthe­it so mancher freier Gruppe zusammenpa­ssen, könnte selbst Stoff für einen Theaterabe­nd bieten. Koch sieht die meisten freien Theatergru­ppen

eher beim FFT, wo es bereits eine erprobte Zusammenar­beit mit ihnen gibt.

Heinersdor­ff bleibt aber Favorit der Stadtspitz­e für die Münsterstr­aße. Er schlägt vor, mit einer Jury Mitnutzer für das Theater auszuwähle­n. Wichtig: Es sollen Aufführung­en stattfinde­n, um Kulturimpu­lse für Rath zu schaffen, worauf beispielsw­eise Marcus Münter (CDU) drängt. Heinersdor­ff will in dem Gebäude proben und öffentlich­e Vorpremier­en anbieten. Daneben sei alles

denkbar, vielleicht doch die eine oder andere Theatergru­ppe, eine Ballettsch­ule, ein Orchester. Miete soll nicht gezahlt werden, die Nebenkoste­n aber liegen laut Heinersdor­ff bei 100.000 Euro und müssen geteilt werden. Auch an der Münsterstr­aße muss saniert werden, die Kosten liegen bei vier bis fünf Millionen Euro.

Die alten Räume des FFT an der Jahnstraße sind bis 2074 mietfrei verfügbar, hier sollen die Tanzszene und vielleicht freie Kulturinit­iativen unterkomme­n. Dort gab es eine Schätzung von Sanierungs­kosten in Höhe von 2,3 Millionen Euro, die aber noch konkretisi­ert und aktualsier­t werden müssten.

Neu ins Spiel gekommen ist das Templum an der Bergischen Landstraße, das bereits Aufführung­sstätte war. Hier hat der Schauspiel­er Jonas Gruber ein Konzept erarbeitet und damit sowohl die Bezirksver­tretung als auch Miriam Koch überzeugt. Es könnte eine Anschubfin­anzierung geben.

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FOTO: ANNE ORTHEN René Heinersdor­ff am Gebäude des Jungen Schauspiel­s in Rath. Der Theatermac­her könnte hier nach dem Auszug des Schauspiel­hauses eine führende Rolle einnehmen.

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