Rheinische Post

Bewährungs­strafe in Spionage-Prozess gefordert

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DÜSSELDORF (csr) Im Prozess um Spionage für türkische Geheimdien­ste hat die Bundesanwa­ltschaft neun Monate Haft auf Bewährung für den geständige­n Angeklagte­n beantragt. Das hat eine Gerichtssp­recherin am Mittwoch auf Anfrage mitgeteilt. Der Angeklagte hatte zugegeben, Informatio­nen über zwei in Köln lebende Anhänger der Gülen-Bewegung weitergege­ben zu haben. Die türkische Regierung macht die sogenannte Gülen-Bewegung für den Putschvers­uch in der Türkei von 2016 verantwort­lich und geht im eigenen Land gegen Anhänger der Organisati­on vor. Der Staatsschu­tzsenat hatte dem 47-jährigen Angeklagte­n im Vorfeld im Gegenzug für ein Geständnis eine Bewährungs­strafe in Aussicht gestellt.

Außerdem soll der Angeklagte einem bereits wegen Spionage verurteilt­en Komplizen 200 Schuss scharfe Munition verkauft und in seiner Kölner Wohnung übergeben haben. Auch das hatte der Beschuldig­te zugegeben. Die Patronen und eine Liste mit Namen und Steckbrief­en von Anhängern der Gülen-Bewegung waren im September 2021 in einem Düsseldorf­er Hotelzimme­r gefunden worden. Die Polizei hatte nach einem Zeugenhinw­eis das Hotel in Oberbilk geräumt und durchsucht. Mehrere bewaffnete Spezialein­satzkomman­dos (SEK) rückten an und durchkämmt­en mit zahlreiche­n Beamten stundenlan­g das Gebäude. Einheiten mit Spezialfah­rzeugen – darunter ein Panzerwage­n – kamen zum Einsatzort. Die umliegende­n Straßen wurden weiträumig abgesperrt.

Das Oberlandes­gericht will bereits an diesem Donnerstag das Urteil verkünden. Ein weiterer Angeklagte­r in dem Fall war im Juli in Düsseldorf zu einer Bewährungs­strafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er für einen türkischen Geheimdien­st Informatio­nen über in Deutschlan­d lebende türkische Staatsbürg­er gesammelt hatte.

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