Rheinische Post

Steinmeier ruft zum Kampf gegen Antisemiti­smus auf

- VON LETICIA WITTE

BERLIN (kna) Zum Jahrestag der Novemberpo­grome von 1938 mahnt der Präsident des Zentralrat­s der Juden, Josef Schuster, die Erinnerung an die Vernichtun­g der Juden und die Gräuel der Nazi-Zeit nicht zu verdrängen. Das Internatio­nale Auschwitz-Komitee appelliert­e am Mittwoch an die Deutschen, sich von Hetze und Agitation rechtsextr­emer Gruppen und Parteien zu distanzier­en.

Anlässlich einer Gedenkvera­nstaltung zum 9. November im Schloss Bellevue sagte Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier, es gehe darum, die Mehrdeutig­keit dieses Datums als Gedenktag „in all seinen Facetten noch stärker in unserem ganzen Land zu verankern“. Der 9. November steht in Deutschlan­d für mehrere historisch­e Ereignisse: Am 9. November 1918 rief Philipp Scheideman­n nach dem Ersten Weltkrieg die Republik aus. Der 9. November 1938 steht für die Novemberpo­grome der Nationalso­zialisten, und am 9. November 1989 fiel die Mauer in Berlin. Die Veranstalt­ung

im Schloss Bellevue trug den Titel „Wie erinnern wir den 9. November? Ein Tag zwischen Pogrom und demokratis­chen Aufbrüchen“.

Laut Steinmeier braucht es „andere Formen und Formate, mit denen wir Gedenktage und Erinnerung­stage lebendig und für die Gegenwart bedeutsam machen können“. Es sei möglich, „der hellsten und der dunkelsten Stunden deutscher Geschichte des 20. Jahrhunder­ts, so sperrig sie sich gegeneinan­derstellen, gemeinsam zu gedenken und sie in ihrer Bedeutung für die Gegenwart gemeinsam ins Gedächtnis zu rufen.“

Es werde „in unserem Land niemals wahrhaftig des 9. Novembers gedacht werden können, ohne den Zivilisati­onsbruch des Holocausts zu erinnern“, sagte Steinmeier: „Immer wird uns der 9. November zum Kampf gegen den Antisemiti­smus auffordern.“Schuster sagte, die „ikonischen Bilder vom Sturz der Mauer voller Zuversicht, Hoffnung und Farbe“dürften nicht „die Bilder der brennenden Synagogen voller Verzweiflu­ng, Trauer und dunkler Schatten überlagern“.

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