Warum Fortuna in Hannover nicht nur an Zieler gescheitert ist
Dieser Text beginnt mit einer Abbitte. In meinem LiveKommentar habe ich in der Nachbetrachtung Fortuna in einigen Situationen etwas zu hart bewertet. Der Eindruck war von einigen Schlüsselszenen geprägt, mit einer Nacht Schlaf (tut immer gut) würde ich die Kräfteverhältnisse auch als ausgeglichen beschreiben. Hannover war keineswegs haushoch überlegen, Fortuna wurde auch nicht vorgeführt. Die Niedersachsen haben sich schlichtweg cleverer verhalten und die Rheinländer sich mitunter etwas naiv angestellt.
In der Momentaufnahme ist es ein Duell zwischen zwei Spitzenteams der Zweiten Liga gewesen. Da entscheiden in der Regel Nuancen über den Spielausgang. Aus der Statistik zur Partie ist zu entnehmen, dass Fortuna in fast allen Bereichen besser oder zumindest gleichwertig war. Und doch mit zwei Toren Unterschied verloren hat. Warum? Eben nicht nur wegen zwei grober Schnitzer. Und eben auch nicht nur wegen RonRobert Zieler.
Marcel Sobottka hat selbstredend genau richtig erkannt, dass Fußball ein Fehlersport ist. Tore sind Resultat eines zumindest nicht optimalen Verhaltens des Gegners. Gegen Hannover war „Cello“einmal mitbeteiligt. Aus einem Einwurf entstand das 0:1, ausgerechnet durch Havard Nielsen, den Sobottka über weite Teile des Spiels beackerte, ihm da aber einfach zu viel Freiraum gewährte.
So konnte der Ball erst im Strafraum aufspringen und dann vom
Ex-Düsseldorfer verwertet werden. Auch Christoph Klarer und Tim Oberdorf konnten da nur noch bedröppelt hinterhergucken. Übrigens: Auch Florian Kastenmeier muss sich das ankreiden lassen, an einem sehr guten Tag kratzt er den Ball recht locker aus der Ecke.
Peinlich? Amateurhaft? Nicht reif für ein Spitzenteam? Nein, einfach nur ein Fehler! Und auch beim zweiten Gegentor ging es zu einfach, aber auch das passiert. Im Spielaufbau unterlief Klarer ein unnötiger Fehlpass, der prompt im spielentscheidenden Konter endete. Dass auch Oberdorf in der Auflösung der Szene nicht gut aussah – nun, das Spielglück war den Düsseldorfern diesmal einfach nicht hold.
Und dennoch. Es lag bei weitem nicht nur an Ron-Robert Zieler, dass man am Ende ohne eigenes Tor und vor allem ohne Zähler blieb. Die Offensive von Fortuna funktionierte diesmal in der Kombination Dawid Kownacki und
Rouwen Hennings nicht optimal. Emmanuel Iyoha kam als Einwechselspieler nach 64 Minuten auf den Bestwert mit vier Torschüssen in der Partie.
Fortuna konnte es diesmal trotz vieler guter Chancen spielerisch nicht so flockig wie zuletzt aussehen lassen. Weil die Hannoveraner ein echt gutes Team sind. Aber auch, weil bei Fortuna die Luft im Kader nach strapaziösen Wochen langsam dünn wird. Michal Karbownik kann nicht in jeder Partie überragen, plötzlich passieren ihm wieder leichte Fehler. Im Mittelfeld war Sobottka vor allem hinten gebunden. Dadurch klaffte nach vorne oft eine gewisse Lücke, Jorrit Hendrix interpretiert seine Rolle deutlich anders als Ao Tanaka im Zusammenspiel mit Shinta Appelkamp, der eine gute Partie machte.
Für das letzte Spiel vor der elendig langen Winterpause aufgrund der elendigen Weltmeisterschaft in Katar ist die Ausgangslage einfach. Dieses Spiel sollte Fortuna genießen. Die Mannschaft auf dem Platz, die insgesamt eine gute Entwicklung genommen hat. Der Trainer, der wieder für Stabilität gesorgt hat. Das Umfeld, die Fans, die noch einmal in der Hoffnung auf ein Fußball-Fest gegen den 1. FC Kaiserslautern in die Arena kommen sollten.
Das Projekt Aufstieg ist kein Sprint. Es ist Langstrecke. Es ist Schritt für Schritt. Hannover war gestern. Was jetzt zählt, sind nur die Roten Teufel. Und das gute Gefühl. Gemeinsam nach vorne blicken.