Rheinische Post

Kownackis Laune im Keller

Der Pole bangt nach mäßigem Spiel um seine Nominierun­g für den WM-Kader.

- VON BERND JOLITZ

Dawid Kownacki hatte den Kaffee so richtig auf. In den zurücklieg­enden Partien hatte Fortunas Stürmer einen ganz starken Lauf gehabt und entweder selbst wichtige Treffer erzielt oder die der Kollegen vorbereite­t. Aber an diesem Dienstagab­end in Hannover wollte einfach nichts so richtig glücken. Kownacki arbeitete hart, lief die Abwehrspie­ler der Niedersach­sen ebenso fleißig an, wie er in das in den Spielen zuvor getan hatte – aber in vorderster Linie Akzente setzen, das klappte einfach nicht. Sicher auch ein Grund dafür, dass der Düsseldorf­er Angriff bei der 0:2-Niederlage leer ausging.

Dennoch war es für die meisten Beobachter verblüffen­d, was sich in der 64. Minute abspielte. Fortunas Trainer Daniel Thioune ließ einen Doppelwech­sel anzeigen – und auf der Auswechsel­tafel erschienen die Nummern von Kownacki und dessen Sturmpartn­er Rouwen Hennings. Verstehen musste das angesichts des 0:2-Rückstands zu diesem

Zeitpunkt nicht unbedingt jeder. So schrieb der langjährig­e Fortuna-Insider Volker Althaus in einem Facebook-Post: „Kownacki & Hennings raus. Aleksandar-Ristic-KarlsruheG­edächtnisw­echsel.“

Worauf Althaus da anspielte: Im DFB-Pokal-Halbfinale 1995/96 beim Karlsruher SC hatte der damalige Fortuna-Coach Ristic beim Stande von 0:1 in Frank Mill und Darko Pancev beide Stürmer ausgewechs­elt – und verloren. Auch jetzt in Hannover durfte man getrost diskutiere­n, ob es nicht besser gewesen wäre, zumindest einen der Torjäger auf dem Platz zu lassen. Womöglich hätte dieser die Mega-Chance, die die ansonsten allerdings gut auftretend­en Emmanuel Iyoha und Kristoffer Peterson später versiebten, dann doch genutzt.

Das jedoch bleibt Spekulatio­n, während Kownackis Ärger über die Auswechslu­ng offensicht­lich war. Der 25-Jährige verließ wutschnaub­end und geradewegs ohne Umweg über den Trainer den Platz, schmiss seinen Körper auf die Ersatzbank und schnaubte vor sich hin. Thioune

machte daraus allerdings keine große Nummer. „Man muss das komplette Bild sehen“, sagte der Trainer. „Dawid hat das Spielfeld vorn verlassen, etwas weiter von mir entfernt. Als ich mich nachher umgedreht habe, ist er von der Bank aufgestand­en, ist zu mir gekommen und hat mit mir abgeklatsc­ht.“Folglich kein Zwist zwischen Stürmer und Coach. „Dass beide nicht glücklich über Auswechslu­ngen sind, ist völlig normal, dafür ist der Ehrgeiz einfach zu groß. Ich bin völlig fein mit meiner Truppe.“

Kownackis Verärgerun­g galt überdies mit großer Sicherheit nicht nur seiner Auswechslu­ng, sondern dem kompletten Verlauf des Spiels bei den 96ern. Schon in seinen 63 Minuten auf dem Platz hatte er seinen Missmut über den Ausgang einiger Szenen mit eindeutige­r Mimik und Gestik dokumentie­rt. Hintergrun­d dabei war nicht nur das Spiel selbst, sondern auch dessen mögliche Folgen.

Für Donnerstag gegen 15 Uhr hat nämlich Polens Nationaltr­ainer Czeslaw Michniewic­z die endgültige Nominierun­g seines Kaders für die WMEndrunde in Katar angekündig­t. Für Kownacki und seinen Landsmann Michal Karbownik bot die Partie in Hannover somit die letzte Chance, sich im Wettstreit mit der starken Konkurrenz auf ihren Positionen noch einmal nachdrückl­ich zu empfehlen. „Dawid wollte 24 Stunden später für die WM nominiert werden. Vielleicht war das ein Faktor, dass er unbedingt noch einmal ein Tor schießen wollte“, erklärte Thioune.

Dass Kownacki nun darüber enttäuscht war, kein neues Empfehlung­sschreiben mehr abgeben zu können, sollte schon ein wenig Verständni­s verdienen.

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Dawid Kownacki (rechts) im Duell mit Hannovers Bright Arrey-Mbi.

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